Job in Gefahr? «Langweiliger Fussball» – Thomas Tuchel gerät bei Bayern unter Druck

SB10/DPA

24.1.2024 - 14:00

Tuchel fordert Tugenden, «bis der Knoten platzt»

Tuchel fordert Tugenden, «bis der Knoten platzt»

Der FC Bayern lieferte gegen Werder Bremen eine Partie, die selbst Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen als «langweilig» bezeichnete. Thomas Tuchel fordert von seinen Spielern nun Grundtugenden ein.

24.01.2024

Der FC Bayern hat gegen Bremen einen Flop geliefert. Gereizte Münchner erwarten im Nachholspiel nun Union Berlin. Trainer Tuchel zeigt sich auch selbstkritisch.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der FC Bayern ist gefordert. Nach dem krassen Ausrutscher gegen Bremen wollen die Münchner im Nachholspiel gegen Union Berlin ihren Ärger in drei Punkte umwandeln.
  • Die Münchner haben sieben Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen. Thomas Tuchel fordert von seinem Team daher Leidenschaft und Gier. Man kenne den Ernst der Lage, versicherte der Bayern-Coach.

Auf die Antwort seines Star-Ensembles auf den krassen Aussetzer gegen Werder Bremen ist auch Thomas Tuchel gespannt. Jedenfalls will der Trainer am Mittwoch (20.30 Uhr) in der Allianz Arena wieder Fussballer im Trikot des FC Bayern erleben, die im Bundesliga-Nachholspiel gegen den Abstiegskandidaten Union Berlin «Leidenschaft, Biss, Gier, Zweikampfverhalten, Hunger, Verbissenheit, Enthusiasmus» ausleben.

«Das bleiben die Grundtugenden und die Basis für jedes gute Fussballspiel. Die müssen ganz klar zu erkennen sein», sagte Tuchel und mahnte: «Der Schalter wird nicht einfach umgelegt.» Er muss jedoch dringend umgelegt werden, sonst wird es auch für Tuchel stürmisch im Münchner Winter. Schöner Fussball. Erfolgreicher Fussball. Und Titel. Das sind die Massstäbe, an denen die Bayern-Bosse noch jeden Trainer gemessen und schliesslich bewertet haben.



«Ich habe auch keine Lust mehr zu sagen, dass wir gut trainieren – weil das glaubt dir ja keiner mehr», so Tuchel nach dem Bremen-Spiel. Gemäss der «Bild» gerieten die Aussagen den Bayern-Bossen in den falschen Hals. Sie fühlen sich an den Beginn des Vorjahrs erinnert, als ein verzweifelter Julian Nagelsmann den damaligen Bossen Kahn und Hasan Salihamidžić nach einem verpatzten Jahresauftakt gestand, dass er nicht mehr wisse, was er mit dieser Mannschaft noch machen solle. Kurzum: Tuchel muss jetzt um seinen Job kämpfen, so die deutsche Boulevard-Zeitung.

Vernichtendes Urteil

«Langweiliger Fussball» – dieses vernichtende Urteil von Vorstandschef Jan-Christian Dreesen nach dem 0:1 gegen Bremen hat auch Tuchel vernommen. «Dass Jan seine Meinung sagt, mit der er auch noch recht hat, ist auch kein Problem», befand Tuchel.

Dauerhaft wollen die Bayern-Entscheider nicht die Rücklichter von Bayer Leverkusen in der Bundesliga sehen. Der Abstand von aktuell sieben Punkten soll bis zum direkten Duell am 10. Februar in der BayArena verringert werden. «Wir kennen den Ernst der Lage. Wir wissen auch, dass Leverkusen gerade einen Lauf hat. Wir können nicht so wie gegen Bremen die Punkte herschenken», hält Captain Manuel Neuer fest.

Mit welchen Massnahmen er als Trainer dazu beitragen will, dass gegen Union wieder die gewohnte Sieges-Normalität in einem Heimspiel herrscht, mochte Tuchel nicht verraten. 

Tuchel mit Selbstkritik

Anderes Personal? Antwort: «Das ist die Gretchenfrage: Ist jetzt der Moment, wo die Spieler es nochmal beweisen dürfen, dass sie es besser können? Oder ist schon der Moment da, wo ein paar Wechsel passieren?» Eine Prise Selbstkritik verbreitete Tuchel: «Ich bin der Erste, der sich selber hinterfragt, wenn so wenig von dem, für das ich als Trainer stehen will, auf dem Platz ist.»

Tuchel vermisste beim lausigen Bremen-Flop «Wettkampf-Härte» und «Wettkampf-Mentalität». Auch Bayern-Boss Dreesen richtete den Anklage-Fokus grösstenteils auf die Mannschaft. «Wir haben nicht die Einstellung gezeigt, die man zeigen muss», sagte er.

Das konstant starke Auftreten der Leverkusener verschärft die Lage. Es ist längst kein hypothetisches Szenario mehr, dass der ungeschlagene Tabellenführer die Münchner Endlos-Titelschleife beendet. «Wir können uns überhaupt keinen Patzer mehr erlauben», sagte Joshua Kimmich alarmiert. Er sprach auch die Einstellung an: «Es darf uns nicht passieren, dass ein Gegner hungriger ist als wir.»

Tuchel könnte personell reagieren, etwa mit Routinier Müller, mit Youngster Mathys Tel und auch mit Leon Goretzka. Mit diesem eingewechselten Trio kam gegen Bremen etwas mehr Leben ins Bayern-Spiel. Tuchel setzte auch gegen Werder auf Raphael Guerreiro im Mittelfeld, Goretzka sass wieder draussen. «Das war keine Entscheidung gegen Leon», versicherte Tuchel.

Tuchel zu Goretzka: Guerreiro «Nasenspitze» vorn

Tuchel zu Goretzka: Guerreiro «Nasenspitze» vorn

Leon Goretzka musste sich bei Bayern in den letzten Spielen hinter Raphaël Guerreiro anstellen. Trainer Thomas Tuchel sprach über die Qualitäten der beiden Spieler und erhofft sich mehr Impulse von der Bank aus.

24.01.2024

Union wird kompakt stehen

Gegen die Unioner, die wie die Bremer mit einem tiefen Fünfer-Block verteidigen dürften, könnte Goretzkas Körperlichkeit, Kopfballstärke und Dynamik in der Zentrale jedoch mehr wert sein als Guerreros feiner linker Fuss. «Leon ist wieder komplett im Konkurrenzkampf im Mittelfeld», sagte Tuchel. Auf neues Personal wartet er nach der Verpflichtung des noch nicht eingesetzten Defensivakteurs Eric Dier auch am Dienstag weiter. 

«Wir müssen den Ernst der Lage erkennen, dass wir nicht vorne stehen»

Manuel Neuer

Bayern-Goalie

Übrigens: Antworten konnten Harry Kane und Kollegen in dieser Saison bislang stets auf ihre Aussetzer: Nach dem krachenden 0:3 im Supercup gegen RB Leipzig gab es ein glattes 4:0 zum Ligastart in Bremen. Auf das blamable Pokal-Aus beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken folgte eine starke 4:0-Reaktion im Liga-Topspiel beim Rivalen Borussia Dortmund. Und das desaströse 1:5 in Frankfurt konterten die Bayern professionell mit einem 1:0 in der Champions League auswärts gegen Manchester United.