Jude Bellingham polarisiert bei der EM wie kaum ein anderer. Während ihn die einen für seine Genialität feiern, sehen andere in ihm einen 21-jährigen Schnösel, der gerade dabei ist, in ungesunde Sphären abzuheben.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Jude Bellingham erntet von Experten viel Lob, wird aber auch mit Kritik eingedeckt.
- Sein Tor im EM-Achtelfinal gegen die Slowakei feierte er mit einer obszönen Geste. Ihm droht deshalb im schlimmsten Fall eine Sperre.
- Didi Hamann glaubt, dass ein Ausfall Bellinghams «ein Segen» für England sein könnte.
Der frühere englische Nationalspieler Owen Hargreaves lobt Jude Bellingham in höchsten Tönen: «Ich habe noch nie von einem jungen Spieler gesehen, dass er bei einem Club wie Real Madrid in die Kabine kommt und sofort Leistungsträger ist – auch noch mit der Nummer 5 von Zinédine Zidane. Da kann man nur sagen: Hut ab.» Und weiter: «Seine Persönlichkeit, seine Mentalität ist seine grösste Stärke. Wenn man ihn spielen sieht und das, was er schon erreicht hat, ist das Wahnsinn.»
Auch Peter Knäbel warnt im Gespräch mit blue Sport vor dem Jungstar: «Bellingham ist ein sensationeller Spieler und ein energetisch aussergewöhnlicher Anführer des Teams. Um England zu besiegen, musst du Bellingham schlagen. Denn solange er noch zuckt, ist England nicht tot.»
Im Achtelfinal gegen die Slowakei hat der 21-jährige Champions-League-Sieger England mit einem Traumtor zum Sieg geschossen. Bei seinem Torjubel brüllt er ein «Who else?» («Wer sonst?») in die Kamera. Und nach dem Spiel antwortet er auf die Frage, wer bei den Engländern denn das Drehbuch schreibe: «Ich.»
Genau wegen solcher Aktionen ist Bellingham eine Reizfigur. Christoph Kramer sprach vielen aus dem Herzen als er im ZDF sagte: «Bellingham ist ein herausragender Spieler. Aber er muss aufpassen, dass er jetzt nicht anfängt, Allüren zu bekommen in ganz jungem Alter.»
Das sieht der einstige Profifussballer Didi Hamann ähnlich: «Ohne die Kollegen bist du nichts – und wenn er sich dann hinstellt und das sagt, dann würde es mich mal interessieren, was seine Teamkollegen sagen. Ausser seinen Toren war er in den ersten vier Spielen nicht zu sehen.» Bellingham habe offenbar im Kopf drin, dass er der Grösste sei. «Er sagt: Wenn ich keins schiesse, dann schiesst keiner eins. Das sind jetzt keine Handwerker, die mit ihm spielen. Das hat was mit Bodenständigkeit und Respekt den Mitspielern gegenüber zu tun. Da scheint es zu mangeln.»
Weil Bellingham seinen Torjubel auch noch um eine obszönen Geste anreicherte, ist es noch immer möglich, dass der 21-Jährige für das Spiel gegen die Schweiz gesperrt wird. Eine Katastrophe für England? Im Gegenteil, zumindest wenn es nach Hamann geht.
«Gareth Southgate hätte die Entscheidung schon früher treffen müssen, dass er Bellingham oder Phil Foden rausnimmt. Jetzt wird er vielleicht zu seinem Glück gezwungen, wenn Bellingham gesperrt wird. Wenn er aussetzen muss, wäre das vielleicht sogar ein Segen. Das würde der Mannschaft eventuell sogar helfen. Irgendwas muss passieren.» Ihm sei das Kollektiv immer lieber als die Einzelspieler, «deswegen glaube ich, dass die Schweizer die Engländer rauskegeln», so der Ex-Profi.