Innerhalb von zweieinhalb Minuten fällt bei Österreich – Frankreich (0:1) die Vorentscheidung. Eine vergebene Grosschance, ein Fehlentscheid und ein Eigentor weisen unseren Nachbarn den Weg in die Niederlage.
Das rot-weiss-rote Unglück dauerte 144 Sekunden. Erst vergab Christoph Baumgartner alleine vor Frankreichs Torhüter die Grosschance auf das 1:0. Dann leistete sich Schiedsrichter Jesus Gil Manzano einen klaren Fehlentscheid. Und schliesslich lenkte Maximilian Wöber eine Flanke von Kylian Mbappé unglücklich mit dem Kopf ins eigene Tor.
Die 144 Sekunden hinterliessen Spuren. «Ich habe einen Tick zu lange gewartet», analysierte der Angreifer von RB Leipzig die grösste österreichische Torchance. «Das ist bitter. Wir hatten Möglichkeiten, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen.» Besonders bitter für die Österreicher, dass der spanische Referee Gil Manzano nach Baumgartners Chance fälschlicherweise auf Abstoss und nicht auf Eckball entschied.
«Jede 50:50-Entscheidung war gegen uns»
Darüber ärgerten sich die Österreicher – vor allem, weil praktisch im Gegenzug der Treffer der Franzosen durch ein Eigentor von Maximilian Wöber (Borussia Mönchengladbach) fiel.
Florian Grillitsch ist nach der Partie mit der Leistung seines Teams zufrieden, nicht aber mit dem Unparteiischen: «Wir sind alle sehr enttäuscht. Ich glaube, dass wir es bis am Schluss offengehalten haben. Wir haben alles versucht, wir haben alles gegeben. Wir kriegen leider nicht so die richtige Torchance zum Ausgleich. Für mich unfassbar, wie man bei unserer dicken Chance vor dem 0:1 keine Ecke geben kann.»
Aber nicht nur über die eine Szene ist Grillitsch verärgert: «Es hat jeder gesehen, dass jede 50:50-Entscheidung gegen uns war.» Teamkollege Konrad Laimer motzt, dass den Franzosen «manchmal ein anderer Mann auch noch auf dem Platz geholfen, aber das ist halt manchmal so gegen solche Nationen».
Auch Trainer Rangnick ist angefressen
«Das war ein krasser Fehlentscheid des Schiedsrichters – und das passiert neunzig Sekunden vor dem Tor der Franzosen», so Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick. «Ich verstehe nicht, dass (bei einem derart klaren Fehler) von aussen, der Linienrichter oder der vierte Offizielle, niemand eingreift. Jeder im Stadion hat das gesehen, nur der Schiedsrichter entscheidet auf Abstoss.» Später habe der Schiedsrichter den Fehler zugegeben, so Rangnick.
«Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir die Niederlage nur daran festmachen», sagte Rangnick weiter. «Aber dennoch bin ich immer noch fassungslos. Der Ball wäre ja ins Tor gegangen, wenn ihn der Goalie nicht abgewehrt hätte. Wie kann man da auf Abstoss entscheiden?»
So kam alles anders. Mbappé zog wenig später auf der rechten Seite unwiderstehlich in den Strafraum rein und jagte den Ball mit hohem Tempo ins Zentrum. Dort wollte Wöber vor Antoine Griezmann klären, hatte dabei aber Pech und köpfelte das erste österreichische Eigentor in der Geschichte der Europameisterschaften. Rangnick: «Kein Mensch macht ihm (Wöber) einen Vorwurf!»
Wichtig sei aber auch, dass sich Wöber keinen mache. «Den Kopf abschrauben kann er sich in dem Moment auch nicht. Es war ein äusserst unglückliches Eigentor», sagte Rangnick. Pechvogel Wöber stand nach dem Schlusspfiff gezeichnet auf dem Rasen und verliess die Arena niedergeschlagen mit gesenktem Kopf.
Österreich steht nach zuvor sieben Länderspielen ohne eine Niederlage im zweiten EM-Spiel am Freitag gegen Polen unter Druck.