GC-Fans sorgen am vergangenen Samstag in Sitten für einen Spielabbruch. Eine Katastrophe für den Schweizer Fussball, der Tiefpunkt ist erreicht – unentschuldbar! Einige andere Länder zeigen, dass Pyrotechnik und Fussball auch Hand in Hand gehen können. So wie man das aus vergangenen Zeiten kennt.
Wenn früher in der Schweiz das Stadion «brannte», dann schwärmten die Kommentatoren von der «traumhaften Stimmung». Im Netz findet man einige Videos, die das belegen. Beispiel gefällig?
Doch der Wind hat gedreht. In den letzten Jahren sind pyroabfackelnde Fans zum Inbegriff des Bösen geworden. Sportministerin Viola Amherd fordert nach dem Spielabbruch in Sion «entschlossenes Handeln in der Fussball-Szene», die GC-Fans hätten das Leben von Menschen gefährdet. Teleclub-Experte Pascal Zuberbühler spricht von einer «Schande für den Schweizer Fussball»: «Diese Petarden sind wie Waffen und sie werfen diese in die Richtung anderer Personen. Da muss das Rechtssystem hinterfragt werden.»
Die Aktion der GC-Krawallmacher ist nicht entschuldbar und darf sich nicht wiederholen. Doch grundsätzlich sind nicht die Pyros das Problem, sondern der Umgang damit. Vor ziemlich genau einem Monat bereiteten die Zenit-Fans ihrem Team vor dem Europa-League-Spiel gegen Fenerbahçe einen feurigen Empfang. Kaum jemand hat die Aktion verurteilt, die Reaktionen vielen insgesamt positiv aus.
So geht man im Ausland mit Pyros um
Die Pyrotechnik ist vielerorts Teil der Fan-Kultur. Und da die Ultras immer Wege finden werden, ihre Fackeln ins Stadion zu schmuggeln, stellt sich die Frage, ob strikte Verbote zielführend sind. «Blick» berichtet, wie in anderen Ländern mit Pyros umgegangen wird. In Deutschland etwa werden Stadionverbote verhängt, die Klubs werden zur Kasse gebeten und trotzdem hat man das Problem nicht in den Griff bekommen. In England gibt es nur Sitzplätze, Übeltäter könn(t)en schnell ausfindig gemacht werden – das Stadion sehen sie dann erstmals nur noch von aussen. Solche Vorfälle sind auf der Insel äusserst selten. Doch sind die bei Hardcore-Fans unbeliebten Sitzplätze die Lösung? Eher nicht.
Das dänische Modell ist interessant. Dort haben sich 2016 Pyro-Techniker, der Klub Bröndby Kopenhagen und der dänische Verband an einen Tisch gesetzt. Die Zusammenarbeit führte zur Entwicklung einer «kalten» Pyro-Fackel. «Blick» schreibt dazu: «Man kann mit der Hand wie bei einer Kerze durch die Flamme fahren. Durch die niedrigere Temperatur gehört sie zu einer niedrigen Gefahrenklasse und ist so im Gegensatz zu den herkömmlichen Pyros legal.» Ein Ansatz, den man möglicherweise auch hierzulande prüfen könnte.
Im 2017 eröffneten Stadion des MLS-Klubs Orlando City dürfen Fans in einer speziell gekennzeichneten «Smoke Device Area» im unteren Teil des Stadions zünseln. Das Ganze ist von den Behörden abgesegnet worden. Auch in Norwegen klappt das Zusammenspiel zwischen Klubs und Behörden. Dort ist das Zünden mit Auflagen verbunden, so dürfen etwa während dem laufenden Spiel keine Pyros gezündet werden. Zudem müssen Brandschutz-Bestimmungen eingehalten werden. «Blick» schreibt, dass in der 2015er Saison 80 legale Pyro-Shows bewilligt wurden, dabei sei es zu keinen Zwischenfällen gekommen, Verletzte gab es nicht.
Krawallmacher sind das Problem – nicht die Pyros
Klar ist aber auch: Ein Vorfall wie am vergangenen Wochenende hätte mit den genannten Modellen nicht verhindert werden können. Denn den GC-Krawallmachern ging es nicht darum, für gute Stimmung zu sorgen, sie wollten ganz bewusst das Spiel sabotieren. Gegen solche «Fans» muss man rigoros vorgehen und sie aus den Stadien verbannen.
Die Pyrotechnik als solches ist aber nicht das Problem. Früher hatte das Feuerspektakel ja schliesslich auch fast schon etwas Romantisches. Das müsste im Jahr 2019 nicht anders sein.