Viele Fragen, eine AntwortInfantino blendet die Probleme aus: «Bin selten so entspannt gewesen»
DPA
5.6.2018
Menschenrechte, Doping, Hooligans. Es gibt genügend Themen, die dem FIFA-Chef Kopfzerbrechen bereiten könnten. Gianni Infantino sieht Russland als Gastgeber aber über jeden Zweifel erhaben und rechnet mit der besten WM der Fussball-Geschichte.
FIFA-Präsident Gianni Infantino glaubt fest an ein grosses WM-Turnier in Russland. Politische Themen sollen keine grosse Rolle spielen, hofft er. Längst geht Infatinos Blick aber auch über die anstehende WM hinaus.
Der FIFA-Präsident über ...
... seine WM-Erwartungen:
«Ich bin sehr froh über das, was wir erwarten können. Russland will bei dieser WM der Welt beweisen, dass es ein offenes Land ist, in das Menschen kommen können, in dem Menschen feiern können, Fussball feiern können. Russland hat viel zu bieten, Geschichte, Kultur. Ich habe nun 20 Jahre Turniere organisiert und ich habe noch nie ein Land erlebt, das so viel tut, die Fans willkommen zu heissen, mit der Fan-ID, freie Visa, freier Transport zwischen und in den Spielorten an Spieltagen. Das ist einzigartig und zeigt, wie Russland der Welt zeigen will, ein Fussball-Fest zu bieten.»
.... mögliche WM-Probleme:
«Ich bin selten so entspannt gewesen wie jetzt. Ich war mehrfach in Russland, ich war in Meetings, ich habe die Verantwortlichen getroffen, das Engagement ist sehr gross. Natürlich gibt es die Sorge vor einem Stromausfall oder einem falsch gesteckten Kabel, Kleinigkeiten verglichen zu dem, was ich bei anderen Turnieren erlebt habe. Ich bin wirklich zuversichtlich, weil ich sehe, dass alle engagiert sind. Hoffentlich liege ich richtig.»
... das Doping-Thema als WM-Belastung:
«Wenn es um das Thema Doping geht, haben wir alles getan, was wir tun konnten. Test und Re-Test, doppelte Tests und nochmal Tests – und die Kontrolle der Proben und Behälter. Alles in Kooperation mit der WADA. Bei der WM werden alle Spieler getestet, auf Blut und Urin, alle Tests finden ohne Einfluss Russlands statt. Wir machen alles mit zusätzlicher erhöhter Aufmerksamkeit wegen der Situation in der Vergangenheit.»
... mögliche Hooligan-Ausschreitungen bei der WM:
«Für ein Ereignis wie eine WM, ist die Aufmerksamkeit sehr hoch und die Massnahmen sind es auch. Es wird sichergestellt, dass Russland eine sichere WM veranstaltet. Ich bin auch froh, dass die Zusammenarbeit der Polizeikräfte verschiedener Länder extrem gut ist. Jeder ist sensibel. Man kann nicht alles garantieren, aber ich würde keinem empfehlen, nach Russland mit der Absicht zu reisen, um Ärger machen zu wollen.»
... die politische Dimension der WM durch die Reizfigur Wladimir Putin und mögliche Boykotte durch internationale Politiker:
«Was die FIFA angeht, konzentrieren wir uns auf den Fussball. Für uns hat das keine Relevanz. (...) Nein, wenn der Ball rollt, wird sich die Welt auf den Fussball konzentrieren. Die Politik muss uns dann nicht bekümmern. Die Menschen sind dann froh, wenn ihr Team gewinnt, sie sind traurig, wenn es verliert.»
... die Menschenrechtslage in Russland:
«In diese Debatte will ich nicht einsteigen. Wir sind da, um eine WM zu organisieren. Generell wurden Fortschritte gemacht, in Russland und auch in Katar. Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen und das ist auch nicht unser Ziel, wir wollen durch den Fussball Freude bringen.»
... den WM-Einsatz von Video-Schiedsrichtern:
«Der Video-Schiedsrichter hilft, grobe Fehler zu vermeiden. Wir werden es bei der WM nicht erleben, dass es ein klares Abseitstor gibt, wir werden keinen Elfmeter sehen, bei dem das Foul zwei Meter ausserhalb des Strafraums passierte. Der Video-Schiedsrichter löst nicht 100 Prozent die Fragen im Fussball, aber er hilft den Schiedsrichtern. Wir hatten genug Training für die Referees, es wird ihnen helfen. Fehler können noch passieren, aber es ist eine Versicherung für die Schiedsrichter.»
... über eine mögliche politische Entscheidung für Marokko als WM-Gastgeber 2026 anstelle der besser bewerteten amerikanischen Dreierkandidatur der USA mit Mexiko und Kanada beim Kongress am 13. Juni:
«Ich glaube, dass der Kongress die Entscheidung trifft, die richtig ist für den Fussball. Ich kann aber nicht in die Köpfe der Delegierten schauen. Fakt ist, wir haben alles gemacht, damit dieser Prozess sich an allen Empfehlungen des Garcia-Reports orientiert. Wir machen alles transparent, alles öffentlich.»
... über eine mögliche Aufstockung des Teilnehmerfeldes auf 48 Teams schon bei der WM 2022:
«Stand jetzt haben wir eine WM mit 32 Teams in Katar. Die südamerikanischen Verbände haben einen interessanten Vorschlag gemacht. Wir müssen uns den anschauen. Wenn der Kongress so entscheidet, dann entscheidet er so. Ich finden den Vorschlag interessant, aber natürlich bedeuten mehr Mannschaften auch mehr Stadien, Hotels. Ob das in Katar möglich ist? Das muss man sich anschauen.»
... über das mysteriöse 25 Milliarden-Angebot von Investoren für eine reformierte Club-WM und eine Nationenliga:
«Wenn wir sagen, die Club-WM funktioniert so nicht, der Confed Cup funktioniert so nicht, dann müssen wir als FIFA Vorschläge machen, wie es besser wäre. Wir schaden niemanden, wir sind die einzige Organisation, die die Belastung der Spieler reduziert. Das ist das sportliche Konzept. Und was den kommerziellen Part angeht, sollten alle froh sein, dass es Interesse gibt, diese Wettbewerbe zu finanzieren.»