Was treiben die Sportstars im «Homeoffice»? Reto Suri vom HC Lugano ist nach seiner Flucht aus dem Tessin «Vollzeitpapi», Fussballer Timm Klose widmet sich in England seinem Fernstudium.
Die Corona-Pandemie stellt auch das Leben der Spitzensportler auf den Kopf. Teleclub bringt in loser Folge jeweils zwei Athletinnen und Athleten aus unterschiedlichen Sportarten in einem Skype-Talk zusammen.
Den Anfang machen zwei, die zuvor noch nie miteinander gesprochen haben: Timm Klose, Verteidiger beim Premier-League-Klub Norwich City und Reto Suri, Stürmer beim HC Lugano. Sie kannten sich bis jetzt nur aus dem Fernsehen.
Suri flüchtet in die Deutschschweiz
Körperlich geht es den beiden gut. Für die Psyche sei die aktuelle Lage aber definitiv eine Herausforderung, so die beiden Profisportler. Klose etwa stand nach einer sechsmonatigen Verletzungspause vor dem Comeback: «Natürlich ist es hart, dass ich jetzt nicht zurück auf den Platz kann. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Situation zu akzeptieren.»
Suri ergänzt: «Der Sport rückt in den Hintergrund. Wir sehen gerade, was wirklich wichtig ist im Leben. Nun müssen wir gute Vorbilder sein und zu Hause bleiben, damit wir alle gemeinsam diese Krise überstehen.»
Der Eishockeyaner, der beim HC Lugano unter Vertrag steht, hat das Tessin nach dem Abbruch der Meisterschaft fluchtartig verlassen. Der Zürcher weilt nun im Haus seiner Schwiegereltern. Während seine Frau noch arbeitet und dafür teilweise ins Büro geht, kümmert er sich um die kleine Tochter Alessia – er ist also «Vollzeitpapi».
Den Nachwuchs bei Laune zu halten, sei gar nicht so einfach. «Die Kleine braucht viel Bewegung. Normalerweise wären wir häufig draussen auf dem Spielplatz.» Immerhin biete das Haus relativ viel Platz.
Klose malt nach Zahlen
Klose hat sich zusammen mit seiner Frau dazu entschieden, in England zu bleiben. In dem Land also, in dem seit Kurzem eine Ausgangssperre gilt. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs war dies noch nicht der Fall. So sagt Klose dann auch: «Die Leute hier verhalten sich noch nicht so, als gäbe es ein grosses Problem.» Auch deshalb glaubt der Fussballer nicht an ein baldiges Ende der Krise. «Ich denke nicht, dass die Saison noch einmal aufgenommen wird.»
Trotzdem muss sich der Basler zu Hause strikt ans Fitnessprogramm seines Klubs halten. Daneben widmet er sich neu einem Fernstudium im Bereich Sportmanagement – rüstet sich also für die Zukunft. Und auch ein neues Hobby hat Klose gefunden: «Malen nach Zahlen, das ist sensationell, absolut zu empfehlen.»
«Wir hoffen, dass jeder Klub überlebt»
Etwas ernster wird Klose, wenn er sich Gedanken über die Zukunft des Fussballs macht. «Die Premier League verliert mit jeder nicht gespielten Runde 80 Millionen Pfund. Allenfalls müssen gar die kompletten TV-Gelder zurückgezahlt werden. Da kann man sich selbst ausrechnen, dass es viele Klubs hart treffen wird.»
Und doch sieht der 31-Jährige in der Krise auch eine Chance: «Vielleicht werden nach all dem im Fussball nicht mehr so hohe Summen ausgegeben. Für 200 Millionen einen Spieler zu kaufen – das finde ich einfach dumm.»
Auch Reto Suri glaubt, dass sein Sport finanziell arg unter Druck geraten wird. «Vielen Klubs wird Geld fehlen. Als Spieler sind wir aber einfach auf Stand-by und hoffen, dass jeder Klub überlebt.»
Am Mittwoch (25. März) «feiert» Suri übrigens seinen 31. Geburtstag. «Zum Glück hat mir das noch nie viel bedeutet, denn mit einer Feier wird es in diesem Jahr definitiv nichts.» Klose ergänzt lachend: «Nach 30 freust du dich als Sportler ohnehin nicht mehr, wenn du wieder ein Jahr älter wirst.»