Auch der zweite Anzug sitzt Jetzt hat Murat Yakin für die WM die Qual der Wahl

Von Marcel Allemann

17.11.2021

Die Auswahl für Murat Yakin ist grösser geworden.
Die Auswahl für Murat Yakin ist grösser geworden.
Bild: Keystone

Durch die vielen Verletzten musste Murat Yakin in der WM-Quali immer wieder auf den nominell zweiten Anzug setzen. Dieser hat überzeugt. Die Folge: Für sein WM-Kader 2022 hat der Nati-Trainer die Qual der Wahl. Ausser auf einer Position. Ein Überblick.

Von Marcel Allemann

Torhüter

Yann Sommer ist seit dem Rücktritt von Diego Benaglio (nach der WM 2014) die unumstrittene Nummer 1, die uns schon so manchen Sieg und Punkt gerettet hat. Und dahinter befindet sich mit Gregor Kobel ein aufstrebender und ambitionierter Goalie in Lauerstellung. Das ist eine Luxus-Situation. Umso mehr, da mit Jonas Omlin, David von Ballmoos und dem zuletzt erstmals nominierten Philipp Köhn noch mehr Alternativen für Notfälle bereitstehen. Yvon Mvogo, der über Jahre dazu gehörte, ist durch seine Ersatz-Rolle bei Eindhoven schon fast ausser Traktanden gefallen. 

Seit über sieben Jahren die Nummer 1 der Schweiz: Yann Sommer.
Seit über sieben Jahren die Nummer 1 der Schweiz: Yann Sommer.
Bild Keystone
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Linker Aussenverteidiger

Derzeit eigentlich die einzige Position, die zu einer Achillesferse werden könnte und auf der man sich Sorgen machen muss. Ricardo Rodriguez ist ganz klar gesetzt, auch wenn er in den letzten zwei Jahren auf Clubebene immer wieder schwierige Situationen zu überstehen hatte und auch in der Nati schwächere Spiele zeigte. Doch so richtig fragil wird es, wenn Rodriguez ausfällt, so wie zuletzt. Loris Benito, an der EM noch die Nummer 2 auf dieser Position, ist noch immer ohne Klub. Sein Vorgänger als Rodriguez-Platzhalter Francois Moubandje spielt bei Dinamo Zagreb kaum.

Ulisses Garcia ist auf diesem Niveau ein Risikofaktor und hat die Nati mit seinem unbedarft verschuldeten Penalty gegen Italien, als er den verletzten Rodriguez ersetzen musste, fast die WM-Qualifikation gekostet. So setzte Yakin gegen Bulgarien auf Rechtsverteidiger Silvan Widmer als Linksverteidiger. Dieser machte das zwar gut, aber es wurde gelegentlich auch ersichtlich, dass es seine falsche Seite und nicht seine bevorzugte Position ist.

Ein weiteres Problem: Auch jüngere Linksverteidiger drängen nicht wirklich nach. Miro Muheim, ist derzeit gerade daran, sich beim HSV in der 2. Bundesliga zu positionieren. Und Jan Kronig, der in der U21 hinten links eingesetzt wird, spielt in der Challenge League beim FC Aarau und hat noch einen weiten Weg vor sich.

Als linker Aussenverteidiger ist Ricardo Rodriguez fast konkurrenzlos.
Als linker Aussenverteidiger ist Ricardo Rodriguez fast konkurrenzlos.
Bild: Keystone

Innenverteidiger

In früheren Jahren war dies oft eine Problemzone, doch das hat sich geändert. Manuel Akanji und Nico Elvedi bewegen sich auf europäischem Topniveau, wenn einer von ihnen ausfällt, steht Fabian Schär bereit, der bei Newcastle derzeit allerdings kaum Spielpraxis bekommt und nun einen guten Entscheid für seine Zukunft braucht. Als Notnagel hat sich auch der variable Fabian Frei bewährt.

Eray Cömert befindet sich gerade in einem Formtief und müsste nun den nächsten Schritt machen, um in der Nati am Ball bleiben zu können. Eine Alternative zu ihm stellt Cédric Zesiger dar. Und von hinten macht eine starke, jüngere Garde Dampf: Becir Omeragic, Leonidas Stergiou, Marco Burch, Anel Husic und Bryan Okoh, der jedoch nun leider mit einem Kreuzbandriss lange ausfällt.

Hat sich als Abwehrpatron bewährt: Manuel Akanji.
Hat sich als Abwehrpatron bewährt: Manuel Akanji.
Bild: Keystone

Rechter Aussenverteidiger

Seit vielen Jahren sind wir auf dieser Position sehr gut besetzt und ein Ende ist zum Glück vorläufig nicht in Sicht. Aktuell liefern sich Silvan Widmer und Kevin Mbabu einen Zweikampf, mit Vorteilen für Widmer. Als dritte Variante steht der talentierte Jordan Lotomba bereit. Die Konkurrenz ist derart gross, dass Bundesliga-Stammspieler Cédric Brunner und YB's Silvan Hefti noch gar nie die Chance erhalten haben, sich zu zeigen und eine Nati-Rückkehr für Michael Lang sehr kompliziert geworden ist. 

Hat sich in die Stammformation gespielt: Silvan Widmer.
Hat sich in die Stammformation gespielt: Silvan Widmer.
Bild: Keystone

Defensives Mittelfeld

Eine weitere Top-Position unserer erfolgreichen Nati. Granit Xhaka ist als Captain der eigentliche Chef auf dem Feld, doch während seiner Abwesenheit haben es auch Remo Freuler und Denis Zakaria vorzüglich gemacht. Deshalb ist es für Djbril Sow, einem weiteren Mann mit Stammplatz in einer Topliga und internationalen Qualitäten, sehr schwer, Land zu sehen und auf Einsatzminuten zu kommen. Yakin hat die Qual der Wahl und es wird spannend zu sehen, wie er aufstellt, wenn Xhaka ins Team zurückkehrt.

Bricht mal der absolute Notstand aus, ist natürlich auch Fabian Frei ein Thema, der in der WM-Qualifikation stets überzeugt hat. Alle anderen wie beispielsweise Sandro Lauper oder Simon Sohm müssen sich in Geduld üben. 

Verletzter Captain und Chef im Mittelfeld: Granit Xhaka.
Verletzter Captain und Chef im Mittelfeld: Granit Xhaka.
Bild: Keystone

Offensives Mittelfeld

Die Varianten, die sich Yakin bieten, sind zahlreich und variantenreich: Es fängt bei Xherdan Shaqiri an und geht über Steven Zuber, Renato Steffen, Ruben Vargas und Christian Fassnacht weiter. Und dahinter stehen auch noch Michel Aebischer, Edimilson Fernandes, Kastriot Imeri und Dan Ndoye in der Warteschlaufe. Nur schon in diese reinzukommen, wird für andere wie Nicolas Haas oder Bastien Toma schwierig. 

Das kreative Element in der Offensive: der 100fache Nationalspieler Xherdan Shaqiri.
Das kreative Element in der Offensive: der 100fache Nationalspieler Xherdan Shaqiri.
Bild: Keystone

Sturm

Ebenenfalls lange eine Problemzone, doch mittlerweile sind wir gut bestückt. Der schon länger verletzte Haris Seferovic wird nicht darum herumkommen, sich bei seiner Rückkehr dem Konkurrenzkampf stellen zu müssen. Denn Breel Embolo war bis zu seiner jüngsten Verletzung in grandioser Verfassung und Noah Okafor hat sich gerade im Eilzugstempo in die Herzen aller gespielt. Verlass ist auch auf Mario Gavranovic und Cedric Itten, der gegen Bulgarien ein weiteres Mal als Joker gestochen hat. Und daneben gibt es auch noch Andi Zeqiri und Albian Ajeti sowie den oft geforderten Michael Frey und auch Josip Drmic.

Muss sich nach seiner Verletzungspause dem Konkurrenzkampf stellen: Haris Seferovic.
Muss sich nach seiner Verletzungspause dem Konkurrenzkampf stellen: Haris Seferovic.
Bild: Keystone
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