Handspiel Keine Regel führt zu mehr Ärger – Trainer fordern Anpassungen

pat

30.4.2019

Nicht nur Lucien Favre, Niko Kovac und Adi Hütter (v.l.n.r.) wünschen sich mehr Klarheit bei der Handspielregel.
Nicht nur Lucien Favre, Niko Kovac und Adi Hütter (v.l.n.r.) wünschen sich mehr Klarheit bei der Handspielregel.
Bild: Keystone

Kaum ein Spieltag vergeht, an dem nicht ein Handspiel zu kontroversen Diskussionen führt. Das Problem ist, dass die Regeln schwammig sind und es zu viel Interpretationsspielraum gibt. Es braucht dringend Anpassungen.

Am vergangenen Wochenende ärgert sich Lucien Favre nach der 2:4-Niederlage gegen Schalke grün und blau. Grund dafür ist ein umstrittener Elfmeterpfiff. Der Dortmund-Coach nannte die Handspielregeln den grössten Skandal der Fussball-Geschichte.

Einige stellen Favre nach diesen Aussagen als schlechten Verlierer an den Pranger. Allerdings erhält der Schweizer viel Rückendeckung. Dass die Handspielregeln ein riesen Ärgernis sind, zeigt eine Umfrage von «Bild». Das Blatt hat sämtliche Bundesliga-Trainer damit konfrontiert, 17 der 18 Trainer sehen in Bezug auf die Handspielregeln Handlungsbedarf.

Das meinen die Bundesliga-Trainer

Dieter Hecking (Gladbach): «Mir kommt es vor, als ob mittlerweile willkürlich Hand oder eben keine Hand entschieden wird. Da noch einmal eine einheitliche Lösung reinzukriegen, das ist eine grosse Aufgabe.»

Thomas Doll (Hannover): «Überlegt mal: Wenn ein Innenverteidiger mit den Händen auf dem Rücken in den Zweikampf geht, steht er da wie eine Eiche. Wie ein Verkehrspolizist an der Kreuzung, der sich nicht drehen kann. Es geht nur darum: Ist es eine klare Handbewegung, eine klare Vereitelung einer Torchance.»

Huub Stevens (Schalke): «Es kann nicht sein, dass Verteidiger im Strafraum die Hand hinter den Rücken nehmen müssen. Wenn du deine Hände neben deinem Körper hast und der Gegner schiesst dagegen, kannst du doch kein Handspiel pfeifen.»

Niko Kovac (Bayern): «Es darf nicht dazu kommen, dass im Strafraum nur noch an die Hand geschossen wird. Sonst haben wir bald vier, fünf Elfmeter pro Spiel. Dann können wir es aufs Elfmeterschiessen reduzieren.»

Boris Schommers (Nürnberg): «Wir brauchen eine Verlässlichkeit, was nun Hand ist und was nicht. An jedem Spieltag, bei jedem Schiedsrichter. Was die Strafbarkeit angeht, finde ich, dass die Vergrösserung der Körperfläche und die unnatürliche Handbewegung Grundlage für die Bemessung sein sollten.»

Adi Hütter (49/Frankfurt): «Im Idealfall wird eine Regelauslegung gefunden, bei der sofort alle Beteiligten – vor allem aber die Schiedsrichter – sofort und klar wissen, wie die Entscheidung lauten muss. Wir brauchen weniger Grauzonen.»

Das sagen die 18 Bundesliga-Trainer bei «Bild»


Die Handspiel-Regeln

Im Regelbuch der FIFA steht: «Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt.» Bei der Beurteilung hat der Schiedsrichter folgende Punkte zu beachten:
▶ Die Bewegung der Hand zum Ball (nicht des Balls zur Hand)
▶Die Entfernung zwischen Gegner und Ball (unerwartetes Zuspiel)
▶Die Position der Hand (das Berühren des Balles an sich ist noch kein Vergehen)

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