Lionel Messi ist wieder zurück im Nationalteam. Rund neun Monate spielte er nicht mehr für sein Land. Nun will der fünffache Weltfussballer beim Neustart den nächsten Titelanlauf starten.
Da ist er, im Trikot in himmelblau und weiss mit der Nummer 10. «Das Lächeln, wenn man weiss, dass wir wieder spielen», schreibt der Verband des zweimaligen Weltmeisters Argentinien über ein Foto von Lionel Messi. Ob nun eher das neue Spielshirt angepriesen werden soll oder das Nationalmannschafts-Comeback desjenigen, der es trägt, kann jeder selbst entscheiden. Fakt ist: Messi kehrt nach dem erneut bitteren WM-Aus und monatelangem Schweigen zu seiner Zukunft am Freitag im Stadion Wanda Metropolitano von Madrid gegen Venezuela in die Albiceleste zurück.
Ernst wird es aber für Argentinien erst in einigen Wochen. Genauer: vom 14. Juni bis 7. Juli bei der Copa América im Land des Erzrivalen Brasilien. Der nächste Versuch von Messi, mit der Nationalmannschaft endlich einen Titel zu holen. Im Juni 2016, als er wieder einmal in einem grossen Finale gescheitert war, hatte er sogar schon mal verkündet: «Ich habe meine Entscheidung getroffen, meine Zeit in der Nationalmannschaft ist vorbei.»
In die Rückholaktion schalteten sich damals höchste Politikerkreise ein, 2018 bei der WM erlebten Messi und der argentinische Fussball aber einen Tiefpunkt der besonderen Art. Messi enttäuschte, Mannschaft und der damalige Trainer Jorge Sampaoli waren zerrissen und gaben bisweilen ein bizarres Bild ab. Messi sagte diesmal gar nichts, er schwieg beharrlich zu seiner Zukunft im Nationaltrikot.
Anfang dieses Jahres holte der Verband den ehemaligen Weltmeister-Trainer Cesar Luis Menotti und für den 80-Jährigen stand die Rückkehr von Messi ausser Frage. Er sollte recht behalten.
Trainer ist mittlerweile der ehemalige Profi Lionel Scaloni. Über ein halbes Dutzend Coaches versuchten schon, eine Nationalmannschaft zu formen, in der der mittlerweile 33 Jahre alte Messi annähernd an die Leistung anknüpfen kann, die er beim FC Barcelona immer und immer wieder bringt. So wie am vergangenen Wochenende, als sich sogar die gegnerischen Fans von ihren Plätzen erhoben hatten und Messi nach dessen Dreierpack beim 4:1 auswärts gegen Bétis Sevilla huldigten.
Scaloni: «Die anderen Spieler müssen ein Schritt vorwärts machen, nicht Messi»
Mitspieler berichten dieser Tage aus Madrid, dass Messi immer wieder Gespräche mit ihnen suche. «Er ist sehr wichtig für uns», betonte Nicolás Tagliafico von Ajax Amsterdam.
Nachdem Messi das Training Medienberichten zufolge am Dienstag hatte abbrechen müssen, gab er gleich Entwarnung: «Nicht Schlimmes.»Bei den letzten Trainingseinheiten absolvierte der 128-malige Nationalspieler – 65 Tore – dann die komplette Einheit. «Die Nummer 10 hat Lust», schrieb die Zeitung «La Nacion».
Aufgrund seiner Hüftproblemen wird der Spielmacher gegen Venezuela höchstwahrscheinlich nicht über die volle Spieldistanz zum Einsatz kommen. Ob der fünffache Weltfussballer am Dienstag gegen Marokko (in Tanger) antritt, ist unklar.
Löst ein Messi-Klon Argentiniens Probleme?
Der für (viele) Fussballexperten «bester Spieler aller Zeiten» ist inzwischen 31-jährig. Das Karriereende rückt also langsam, aber unweigerlich näher. Vielleicht kann mit Hilfe der Wissenschaft dafür gesorgt werden, dass Argentinien auch in Zukunft auf (einen) Messi zählen kann. Der spanische Genetik-Experte Arcadi Navarro behauptet gegenüber dem Radiosender «Cadena SER», er könne Messi klonen. Der Leiter des European-Genome-Phenome-Archive erklärt: «Wir würden ein Resultat erzielen, dass Messi sehr ähnlich wäre. Das Ergebnis würde wie sein Zwilling aussehen, als ob zwei Zwillinge geboren worden wären und wir einen von beiden für 20 oder 30 Jahre eingefroren hätten.»
Leider tritt der Wissenschaftler gleich selber auf die Euphoriebremse: «Messi ist nicht nur wegen seiner Gene so wie er ist, sondern wegen allem, was er durchlebt hat. Da wäre seine fussballerische Ausbildung als Kind, sein Aufenthalt in La Masia und seine Behandlung mit Wachstumshormonen.» Wir müssen – oder besser gesagt dürfen – also noch mit dem «Original-Messi» vorlieb nehmen. Geniessen wir also seine Fussballkunst, solange dies noch möglich ist. Zum Beispiel heute Abend gegen Venezuela.