In einer fünfteiligen Serie erzählt «Bluewin» die Geschichten von Hochstaplern, die es im Fussball ohne viel Talent oder Geld weit gebracht haben. Ihr Schlüssel zum Erfolg war Lug und Trug. Teil 2: Alieu Darbo.
Nicht viele Fussballer können behaupten, ein Empfehlungsschreiben von Michael Zorc, dem Sportdirektor von Borussia Dortmund, zu besitzen. Alieu Darbo, ein heute 27-jähriger Offensivspieler aus Schweden mit Wurzeln in Gambia, hat eines. Darin steht unter anderem: «Ich habe ein paar Videos von ihm gesehen und ich denke, er hat das Potenzial, ein Top-Spieler in Europa zu werden.»
Dieses Empfehlungsschreiben erhält der griechische Klub PAOK Saloniki im Sommer 2014. Zorc schlägt den Griechen per E-Mail einen guten Deal vor: Damit Darbo Spielpraxis erhält, soll PAOK den Offensivmann unter Vertrag nehmen, um ihn nach einem Jahr nach Dortmund zu verkaufen – für eine garantierte Summe von einer Million Euro, der Betrag könnte sich je nach Leistungen des Spielers sogar auf bis zu vier Mio. erhöhen. Darbo sei mit seinem Berater bereits in einem Hotel in Saloniki und warte auf grünes Licht, um den Vertrag zu unterzeichnen.
Klingt nach einem fantastischen Angebot, die Sache hat nur einen Haken: Das Empfehlungsschreiben hat nicht Michael Zorc verfasst, sondern Alieu Darbo selbst. PAOK-Sportdirektor Zisis Vryzas bemerkt den Schwindel gerade noch rechtzeitig. Stutzig gemacht haben dürften ihn die zahlreichen Rechtschreibfehler in der E-Mail. Oder die etwas eigenartige Absender-Adresse «Michael.BorussiaDortmund@mail.com». Oder aber die abschliessenden Worte des Schreibens: Vryzas soll sich doch bitte per E-Mail melden und nicht per Anruf, da der BVB-Sportdirektor gerade auf Geschäftsreise in Sydney sei. Der Grieche meldet sich dann aber doch per Telefon – und erfährt, dass man in Dortmund den Namen Alieu Darbo noch nie gehört hat.
Dreijahresvertrag beim Champions-League-Teilnehmer
Doch nicht immer bleibt der Mittelfeldspieler, der an der U17-WM 2009 zwei Spiele für Gambias Nationalmannschaft bestritt, mit seinen betrügerischen Absichten erfolglos. Beim Champions-League-Teilnehmer Dinamo Zagreb unterschreibt Darbo im Sommer 2013 einen Dreijahresvertrag. Auch bei den Kroaten motzt Darbo seinen Lebenslauf kräftig auf und liefert eine gefälschte Empfehlung des damaligen Bayern-Scouts Björn Andersson mit.
In Zagreb merkt man dann aber schnell, dass Alieu Darbo kein Jahrhunderttalent ist, weshalb sein Vertrag nach wenigen Monaten wieder aufgelöst wird. Medienberichten zufolge soll Dinamo-Präsident Zdravko Mamic, der 2018 selbst wegen Betrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wird, Darbo 40’000 Euro geboten haben, damit er die Geschichte für sich behält.
Auch in Italien versucht der Gambia-Schwede sein Glück und wird 2014 nur wenige Wochen vor seinem Saloniki-Abenteuer sogar beim Serie-B-Team Crotone vorgestellt – mit der Rückennummer 10. Noch vor der Vertragsunterschrift bemerken die Italiener aber Ungereimtheiten in Darbos Dokumenten und lassen den Deal platzen. Der Spieler selbst berichtet schwedischen Medien, von Fans rassistisch beleidigt worden zu sein und dann selber einen Schlussstrich gezogen zu haben.
Vier Klubs in 20 Monaten
So zieht Darbo weiter. Gemäss «Transfermarkt» steht er zwischen Februar 2015 und Oktober 2016 in Norwegen, Malta, Algerien und Ägypten unter Vertrag, bei keinem der vier Klubs länger als sieben Monate.
Und was macht Alieu Darbo heute? Laut «Transfermarkt» ist er vereinslos. Auf seinem Facebook-Profilbild ist der 27-Jährige aber im Trikot des maltesischen Zweitliga-Klubs Naxxar Lions FC zu sehen, daneben ist das Logo des ägyptischen Erstligisten Al Ittihad Alexandria abgebildet. Doch weder in Malta noch in Ägypten steht Darbo offiziell im Kader.
Womöglich hat er seine Fussballschuhe nun endgültig an den Nagel gehängt. Denn offenbar ist Alieu Darbo neu als Botschafter für die Geldtransfer-Agentur «Supersonicz» unterwegs. So präsentiert er sich zumindest selbst auf Facebook.