Dietmar Hopp «Viel Unverständnis, dass in einem zivilisierten Land so etwas geschehen kann»

tbz

1.3.2020

Dietmar Hopp wünscht sich, dass vor allem gegen rassistische und homophobe Beleidigungen mit mehr Konsequenz vorgegangen wird.
Dietmar Hopp wünscht sich, dass vor allem gegen rassistische und homophobe Beleidigungen mit mehr Konsequenz vorgegangen wird.
Bild: Getty

Dietmar Hopp nimmt nach den wiederholten Anfeindungen gegen seine Person Stellung. Der 79-Jährige fordert mehr Konsequenz im Kampf gegen Beleidigungen und sieht keinen Sinn darin, sich mit den Fans an einen Tisch zu setzen.

Es sind unschöne Szenen, die sich am Wochenende bei mehreren Bundesliga-Partien abspielen. Fans verschiedener Fussballklubs präsentieren Plakate und Banner, die sich gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp richten. Auf einigen davon wird er übel beleidigt. Aber was ist eigentlich passiert?

Der Hass entspringt einem Entscheid des DFB gegen die Anhänger von Borussia Dortmund. Diese erhalten für die nächsten beiden Auswärtspartien in Hoffenheim Stadionverbot. Der Entscheid kommt, nachdem es beim Spiel in Sinsheim am 20. Dezember 2019 zwischen dem BVB und Hoffenheim erneut zu Zwischenfällen mit den Auswärtsfans kam.

Ein Teil der deutschen Fanszene sympathisiert nun mit dem Anhang des BVB und ist sauer auf den DFB. Dieser hatte nämlich versprochen, in Zukunft auf Kollektivstrafen zu verzichten.

Weshalb sich der Hass der Fans nun so sehr auf Dietmar Hopp konzentriert, ist nicht ganz klar. Der 79-Jährige geniesst unter deutschen Fussball-Ultras aber seit langer Zeit keinen guten Ruf. Ihm und anderen Unternehmern, wie beispielsweise Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz, wird vorgeworfen, den Sport mit millionenschweren Investitionen zu zerstören.



Hopp äussert sich zu den Hass-Plakaten

Gegenüber dem deutschen Bezahlsender «Sky» äusserte sich Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp nun via Email-Botschaft.

«Es ist alles andere als angenehm, diese widerlichen Plakate zu sehen», so der 79-Jährige. «Beleidigungen gegen jeden Menschen sind zu verurteilen, egal wo und ich welcher Form.»

Hopp lehnt aber ab, sich mit den Fans an einen Tisch zu setzen: «Ich hatte im Jahr 2010 schon mal ein solches Gespräch. Bei dem kam rein gar nichts heraus, weil die Herren ihre vorgefertigte Meinung vertraten und sich nicht einen Millimeter bewegen wollten. Ich sehe keinen Sinn darin, mich mit Menschen auseinanderzusetzen, denen ich noch nie etwas getan habe, die mich aber seit Jahren grundlos massiv beleidigen und gar keinen Konsens wollen.»

Aus seinem Umfeld und aus der Öffentlichkeit habe er nach den Beleidigungen eine «Sympathiewelle ohnegleichen» erleben dürfen. Zugleich zeige sich ihm «sehr viel Unverständnis, dass in einem zivilisierten Land so etwas geschehen kann.»

«Ich wünsche mir aber von Herzen, dass nicht nur kraftvoll und solidarisch gehandelt wird, wenn ich beleidigt werde», so Hopp weiter. «Vor allem rassistische und homophobe Beleidigungen müssen mit aller Konsequenz geahndet werden.»



Eberl: «Fans sind selber schuld»

Gladbach-Sportdirektor Max Eberl äusserte sich gegenüber «Sky» ebenfalls zu den Hass-Plakaten. Er verstehe zwar den Frust der Fans, nachdem der DFB erneut eine Kollektivstrafe ausgeprach, sieht die Schuld dafür aber bei den Chaoten. «Man ist ein Stück weit selber Schuld (als Fan). Sie sind auf Bewährung und halten trotzdem wieder Plakate hoch.»

Eberl will die Kollektivstrafen zwar nicht rechtfertigen, findet aber, dass dem DFB gar nichts anderes übrig geblieben sei. «An dieser Stelle muss man (als DFB) handeln. Sonst bist du ein zahnloser Tiger.»

Auch aus der Gladbach-Kurve gab es am Wochenende Anfeindungen gegenüber Dietmar Hopp. Diese bewegten Eberl dazu, persönlich vor die Fankurve zu treten.

«Wir möchten uns von diesen Menschen nichts diktieren lassen. Aber das ist ein schmaler Grat. Es geht darum, kluge Entscheidung zu treffen. Das ist nicht so einfach», so Eberl, der bestätigte, dass seine Mannschaft in Zukunft bei ähnlichen Vorfällen vom Platz marschieren könnte.


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