Start der EM-Quali Die grossen Nationen im Überblick: Zeit für Ergebnisse und Experimente

SB10/dpa

22.3.2019

Ein Luftballon als EM-Pokal schwebt über Gruyère.
Ein Luftballon als EM-Pokal schwebt über Gruyère.
Bild: Twitter

20 EM-Tickets werden in der Qualifikationsphase zur EURO 2020 vergeben. Anschliessend wird das 24er Feld in den Playoffs der Nations League komplettiert. Neben der Schweiz wollen die grossen Nationen die Quali vor allem für Experimente nutzen.


So funktioniert die EM-Qualifikation

▶ An der EM 2020 wird in 12 Ländern gespielt
▶ Die Schweiz ist kein Gastgeberland
▶ Keiner der 12 Gastgeber qualifiziert sich automatisch
▶ 24 Mannschaften qualifizieren sich für die EM
▶ Es gibt 10 Gruppen à 5, respektive 6 Teams
▶ Die beiden Erstklassierten jeder Gruppe qualifizieren sich für die EM
▶ 4 EM-Startplätze werden über die Nations League vergeben




Die Schweizer Gruppe

Die Schweiz ist in einer Fünfer-Gruppe eingeteilt. Gefährlichster Gegner auf dem Papier ist Dänemark, die gestern im Testspiel gegen Kosovo nur mit Mühe ein 2:2-Remis holten. Auch Irland werden Aussenseiter-Chancen eingerechnet. Die Nati trifft morgen auswärts auf die unberechenbaren Georgiern. Dabei muss Trainer Vladimir Petkovic vor allem in der Offensive einige Umstellungen vornehmen, da mit Shaqiri, Seferovic und Mehmedi gleich drei potentielle Stammkräfte fehlen. Ob die Nati wie zuletzt mit einer Dreierabwehr spielt, lässt Petkovic offen. Sowieso will sich der 55-Jährige  nicht auf ein System festlegen und flexibel bleiben. 


Die Auslosung

Das erste Pan-Europa-Turnier in zwölf Städten 

Die Favoriten

Frankreich:

Der Weltmeister geht das Spiel gegen Moldau am Freitag mit Selbstbewusstsein und Vorsicht an. Nationaltrainer Didier Deschamps gab vor der Begegnung schon einmal das Motto aus: «Man muss misstrauisch sein.» Stars der Weltmeister-Mannschaft von 2018 wie Antoine Griezmann oder Kylian Mbappé mussten nach dem Titelgewinn in Russland zuletzt Rückschläge einstecken.

Neben Leichtgewicht Andorra sind in der Gruppe mit Albanien, Island und der Türkei durchaus Teams dabei, die für Frankreich unbequem sein können.

Portugal:

Cristiano Ronaldo kehrt am Freitag bei der EM-Qualifikation gegen die Ukraine und drei Tage später gegen Serbien erstmals seit der WM ins Team der Seleção zurück. Der Torjäger von Juventus Turin ist mit 85 Treffern und 154 Länderspielen der Rekordmann des Europameisters. Bei dem Turnier 2016 hatte der 34-Jährige im Halbfinale sein neuntes Tor in einer EM-Endrunde geschossen und in der ewigen Rekordliste zum Franzosen Michel Platini aufgeschlossen. Dass es auch ohne ihn geht, hat die Mannschaft in der Nations League gezeigt, wo sich Portugal für die Endrunde qualifizierte: Im Halbfinale geht es dort am 5. Juni gegen die Schweiz.

Serbien dürfte der ärgste Herausforderer der Lusitaner sein. Den Ukrainer wird ebenfalls zugetraut, eine gute Rolle zu spielen. Litauen und Luxemburg dagegen dürfen froh sein, wenn sie mehr sind als nur Punktelieferanten.

Cristiano Ronaldo ist zurück im Nationalteam.
Cristiano Ronaldo ist zurück im Nationalteam.
Bild: Getty

Spanien:

Mit acht neuen Gesichtern im Kader geht Spaniens Trainer Luis Enrique in die EM-Qualifikationsspiele am Samstag gegen Norwegen und drei Tage später gegen Malta. Viele Experten staunten nicht schlecht, als der 48-Jährige Ende vergangener Woche sein Aufgebot präsentierte, denn altbekannte Namen wie etwa der von Real-Madrid-Star Isco oder auch Koke (Atlético Madrid) fehlten. Dafür berief der Coach unter anderem Iker Muniain (Bilbao), Jesus Navas (Sevilla), Jaime Mata (Getafe) und Dani Parejo (Valencia) in die Mannschaft. Das Sportblatt «Marca» sprach von einer «Revolution» im Team des Weltmeisters von 2010. Enrique entgegnete darauf: «Ich würde es eher als Evolution bezeichnen.»

Nichstdestotrotz ist Spanien in der Gruppe klarer Favorit. Neben Färöer und Malta treffen die Iberer auf Schweden, Norwegen und Rumänien, welche sich wohl um den zweiten Gruppenplatz streiten werden.

England:

Trainer Gareth Southgate setzt in den Qualifikationsspielen gegen Tschechien und in Montenegro auf die Jugend. In Jadon Sancho von Borussia Dortmund und dem vom FC Bayern umworbenen Nachrücker Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea stehen zwei 18-Jährige im Kader. Auch erfahrene Kräfte wie Tottenham-Star Harry Kane (25 Jahre) und Man-United-Stürmer Marcus Rashford (21) sind noch jung. Die Zeitung «The Sun» spekulierte über eine Startelf mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren. Aber dazu wird es vermutlich nicht kommen. Nach dem erfolgreichen Fussballjahr 2018, in dem England das WM-Halbfinale erreichte und die Nations-League-Gruppe als Gruppensieger vor Spanien und Vize-Weltmeister Kroatien beendete, will Southgate 2019 mit den Three Lions den nächsten Schritt machen – mit einer erfolgreichen EM-Qualifikation und am liebsten mit dem Nations-League-Triumph.

Die «Three Lions» werden vor allem Ost- und Südosteuropa besser kennenlernen: Bulgarien, Tschechien, Kosovo und Montenegro heissen ihre Gegner. Die Qualität der Engländer dürfte sich durchsetzen, dahinter scheint das Rennen offen.

Gareth Southgate will mit England weiterhin positive Schlagzeilen schreiben.
Gareth Southgate will mit England weiterhin positive Schlagzeilen schreiben.
Bild: Keystone

Italien:

Für die italienische Nationalmannschaft und ihren Trainer Roberto Mancini zählt nur eines: Gewinnen. Am Samstag steht die Partie gegen Finnland an, drei Tage später gegen Liechtenstein. Die Azzurri dürfen sich keine weitere Nicht-Qualifikation wie für die WM im vergangenen Jahr in Russland erlauben. «Jetzt beginnen die Spiele, die zählen, wir gehen auf die EM zu, sie wiegen mehr, aber ich bin zuversichtlich», sagte Mancini. Er habe einen grossen Enthusiasmus im Team ausgemacht. Gleich zehn Stürmer hat er einberufen, darunter Routinier Fabio Quagliarella und den 19 Jahre alten Moise Kean von Juventus Turin.

Immerhin hatte Italien Glück und spielt neben Finnland und Liechtenstein in der Gruppe J mit Armenien, Bosnien-Herzegowina und Griechenland. Doch wie wir wissen, lösten die Italiener ihre vermeintlichen Pflicht-Aufgaben in der jüngeren Vergangenheit nicht immer souverän.

Drei grosse Nationen waren schon im Einsatz

Mit Belgien (3:1 gegen Russland),  Kroatien (2:1 gegen Aserbaidschan) und die Niederlande (4:0 gegen Weissrussland) waren drei Grosskaliber gestern schon im Einsatz.

Belgien:

Belgien konnte sich vor allem bei seiner Nummer 10 für den planmässigen Auftakt bedanken. Eden Hazard führte den WM-Dritten mit einer Doublette zum 3:1-Sieg über Russland. Den Führungstreffer durch Yuri Tielemans nach einer Viertelstunde konnten die Russen noch postwendend ausgleichen. Erst ein von Eden Hazard herausgeholter und verwerteter Foulpenalty ebnete dem Heimteam kurz vor dem Pausenpfiff den Weg. Das 3:1 fiel in der 88. Minute.

Die «roten Teufel» verfügen rund um Superstar Hazard über ein hochkarätiges Kader. Neben Russland sind mit Schottland, Kazachstan, Zypern und San Marino keine wirklich gefährlichen Gegner dabei. Alles andere als der erste Gruppenplatz wäre also eine grosse Überraschung.

Kroatien:

Kroatien bekundetet die grössten Anlaufschwierigkeiten. Der fast in Bestbesetzung angetretene WM-Finalist handelte sich in Zagreb gegen Aserbaidschan, die Nummer 108 des FIFA-Rankings, durch ein Traumtor des formstarken Russland-Legionärs Ramil Scheydajew früh ein 0:1. Erst ein Corner, den Aussenverteidiger Borna Barisic im Nachsetzen verwertete, löste den Knoten kurz vor der Pause. Dennoch dauerte es bis zur 79. Minute, ehe Andrej Kramaric den budgetierten Auftaktsieg nach schöner Täuschung mit einem ins entfernte Eck gezirkelten Schlenzer sicherstellte.

De «Karierten» sind also immer noch eine Stimmungsmannschaft. Immerhin standen gestern viele Stars in der Startelf, die noch bei der WM geglänzt haben. Neben Aserbaidschan sind mit der Slowakei, Wales und Ungarn alles Gegner dabei, die an einem guten Tag die Rolle als Spielverderber einnehmen können. Es wird also ein steiniger Weg für Modric & Co.

Niederlande:

Derweil bestätigte die Niederlande in Rotterdam die positiven Eindrücke aus der Nations League. Vier Tage vor dem Gruppen-Gipfeltreffen mit Deutschland benötigte das Team von Trainer Ronald Koeman gegen Weissrussland nur gerade 50 Sekunden, um in Führung zu gehen. Memphis Depay fing einen Rückpass der Weissrussen ab und schob ein. Mit zwei Vorlagen und dem verwerteten Foulpenalty zum 3:0 avancierte der Lyon-Stürmer zum Matchwinner.

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