Den Gesamtweltcup erfolgreich verteidigt und die kleinen Kugeln in allen seinen Disziplinen gewonnen: Marco Odermatt hat erneut einen fabelhaften Winter hinter sich. Wir blicken zurück auf die Höhepunkte und grössten Aufreger in Odermatts Saison.
Den eigenen Punkterekord von 2042 Zählern, aufgestellt vor einem Jahr, konnte Marco Odermatt zwar nicht knacken. Aber wohl nur, weil in diesem Winter so viele Rennen abgesagt werden mussten. In Anbetracht dessen verdeutlichen seine 1947 Punkte, wie dominant der Nidwaldner in dieser Saison unterwegs war. 874 Punkte steht er am Ende vor dem ersten Verfolger Loïc Meillard – es ist ein Rekordvorsprung.
In 25 Rennen ist Odermatt gestartet. 20-mal schaffte er es aufs Podest, 13-mal stand er zuoberst. Es sind unfassbare Zahlen. Die Saison des 26-Jährigen war geprägt von Erfolgsmeldungen, hatte aber auch noch viel mehr zu bieten. Es folgt ein Rückblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Ein Sieg zum (späten) Auftakt
Erst am 9. Dezember, sechs Wochen nach dem geplanten Saisonstart, kann Marco Odermatt sein erstes Rennen bestreiten. Davor mussten die Rennen in Sölden, Zermatt und Beaver Creek wegen Wetterkapriolen abgesagt beziehungsweise abgebrochen werden. In Val d'Isère kann es dann mit einem Riesenslalom endlich losgehen – und Odermatt siegt standesgemäss mit fast einer Sekunde Vorsprung.
Mammutprogramm im Südtirol – Odermatt bezeichnet FIS-Leute als «Clowns»
Aufgrund der vielen Absagen zu Beginn der Saison sieht sich der Weltverband FIS gezwungen, Rennen an Tagen des Kalenders einzubauen, die eigentlich zur Erholung angedacht waren. So kommt es im Dezember im Südtirol zu einem Mammutprogramm mit fünf Rennen in fünf Tagen.
Odermatt kann nur den Kopf schütteln. Er hat vor allem mit der Argumentation der Entscheidungsträger grosse Mühe und bezeichnet sie als «Clowns, die keine Ahnung haben». Der Nidwaldner startet dennoch in allen fünf Rennen in Gröden und Alta Badia, gewinnt zweimal, fährt zweimal auf Platz 3 und einmal auf Rang 7.
Odermatt lässt das Chuenisbärgli beben
In Adelboden schafft Odi den Hattrick. Der Nidwaldner gewinnt zum dritten Mal in Folge den Weltcup-Riesenslalom am Chuenisbärgli – und feiert seinen Sieg mit einer Flugeinlage.
Erster Sieg in der Abfahrt ist Tatsache
Am 11. Januar ist es endlich so weit. Nach zahlreichen Anläufen gewinnt Odermatt endlich seine erste Abfahrt im Weltcup – und das ausgerechnet in Wengen. So richtig Freude kommt aber nicht auf, weil sein Teamkollege Marco Kohler schwer stürzt. «Ich habe mir den ersten Sieg mit anderen Emotionen gewünscht», sagt Odermatt nach dem Rennen.
Odermatt trotz Doppelsieg in Wengen verärgert
Zwei Tage nach seinem ersten Weltcup-Sieg in der Abfahrt siegt Odermatt auch auf der Originalabfahrt am Lauberhorn. Aber erneut gibt es gemischte Gefühle, weil es diesmal Aleksander Aamodt Kilde schlimm erwischt hat. «Ich hoffe, dass es eine Lektion ist, nie mehr drei Rennen in Serie anzusetzen», ärgert sich Odermatt nach seinem Sieg über den Entscheid der FIS, in Wengen zwei Abfahrten und einen Super-G innert drei Tagen durchzuführen.
Odermatt singt in Kitzbühel mit Sarrazin oben ohne die Schweizer Nationalhymne
Odermatt und Cyprien Sarrazin liefern sich in Kitzbühel ein spektakuläres Duell, das der Franzose für sich entscheidet und beide Abfahrten gewinnt. Aber auch Odermatt ist mit einem 2. und einem 3. Platz stark unterwegs. Dass die beiden nur auf der Piste grosse Rivalen sind, sich neben dem Schnee aber sehr gut verstehen, beweisen Videos, welche Odermatt und Sarrazin nach den Streif-Rennen beim Feiern zeigen. Oben ohne wird in einem Klub die Schweizer Nationalhymne gesungen.
Unfassbare Aufholjagd in Schladming
Auch im Riesenslalom von Schladming ist Odermatt nicht zu schlagen, obwohl er nach dem ersten Lauf mit einer knappen Sekunde Rückstand nicht einmal zu den Top Ten gehört. Dank eines entfesselten Auftritts im zweiten Lauf gewinnt der 26-Jährige doch noch.
Der Tiefpunkt kommt ganz zum Schluss: Odermatt scheidet aus
Vor dem Weltcupfinale in Saalbach war Odermatts schlechtestes Saison-Resultat Platz 7. Ausgerechnet im letzten Rennen seiner Paradedisziplin Riesenslalom kommt's dann zum Missgeschick: Nach einem Innenski-Fehler scheidet er aus. Damit wird es nichts mit dem zehnten Riesen-Sieg im zehnten Rennen des Winters. Und nach 26 Podestplätzen in Folge im Riesenslalom geht Odermatt mal wieder leer aus.
Auch Ingemar Stenmarks Rekorde von 14 Riesenslalom-Siegen in Serie und 37 Podestplätzen hintereinander können nicht mehr geknackt werden. Oder doch? Recherchen der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA sollen ergeben haben, dass Stenmark Riesen-Podest-Serie in den 1970er-Jahren nach 22 Rennen endete. So kann sich Odermatt doch noch über einen neuen Rekord freuen.
Rennabsage und Spektakel zum Abschluss
Die denkwürdige Saison geht am Sonntag in Saalbach so zu Ende, wie sie angefangen hat: mit einer Rennabsage. Gut für Gesamtweltcupsieger Odermatt: Er kann so nach der kleinen Kugel im Riesenslalom und Super-G auch die Disziplinenwertung in der Abfahrt für sich entscheiden. Und auch ohne Rennen sorgt Odermatt gemeinsam mit Sarrazin noch einmal für Spektakel: Die beiden fahren nach der Absage im synchronen Parallelschwung gemeinsam vom Start Richtung Ziel.