Rolf Fringers Analyse «Die latente Ungeduld macht beim FC Basel alles kaputt»

Von Roman Müller und Jan Arnet

4.10.2023

Fringer: «Degen und Vogel haben sich das Chaos selber eingebrockt»

Fringer: «Degen und Vogel haben sich das Chaos selber eingebrockt»

Der FC Basel steckt tief in der Krise. Nun soll Heiko Vogel wieder zum Heilsbringer werden, was nicht jedem FCB-Fan schmeckt. blue Sport Experte Rolf Fringer analysiert die chaotische Situation am Rheinknie.

03.10.2023

Der FC Basel steckt tief in der Krise. Nun soll Heiko Vogel wieder zum Heilsbringer werden, was nicht jedem FCB-Fan schmeckt. blue Sport Experte Rolf Fringer analysiert die chaotische Situation am Rheinknie.

Von Roman Müller und Jan Arnet

4.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auch der Trainerwechsel konnte beim FC Basel nicht für einen Befreiungsschlag sorgen. Im Gegenteil: Das erste Spiel nach der Entlassung von Timo Schultz ging zuhause gegen SLO 0:3 verloren.
  • blue Sport Experte Rolf Fringer spart nicht mit Kritik an der Vereinsführung und sagt, David Degen und Heiko Vogel hätten sich das ganze Chaos selber eingebrockt.
  • An eine baldige Entlassung von Sportchef und «Bis-auf-Weiteres»-Trainer Heiko Vogel glaubt Fringer indes nicht.

Mit der Entlassung von Trainer Timo Schultz sollte alles besser werden, so die Hoffnung von FCB-Boss David Degen und Sportchef Heiko Vogel. Doch das erste Spiel nach dem Schultz-Aus ging zuhause gegen Stade Lausanne-Ouchy gleich mit 0:3 verloren.

Der Baum brennt in Basel, in den sozialen Medien fordern viele FCB-Fans den Abgang von Heiko Vogel, der nun wieder an der Seitenlinie steht. «Es überrascht mich nicht, dass die Fans jetzt die Entlassung von Vogel fordern», sagt blue Sport Experte Rolf Fringer. «Aber du kannst ja nicht einfach den Trainer und den Sportchef mir nichts, dir nichts Anfang Oktober entlassen – und dann stehst du ohne sportliche Führung da.»

Es sei keine einfache Situation, aber die Vereinsführung sei selbst schuld an dieser Krise, meint Fringer: «Sie haben es sich selber eingebrockt, in dem sie einfach keine Geduld hatten. Die latente Ungeduld beim FC Basel macht alles kaputt. Da haben sie die Retourkutsche gekriegt.»

«Vogel hat Schultz das Messer an den Hals gesetzt»

Der ehemalige Nati-Trainer erklärt, er könne durchaus verstehen, dass im Sommer ein Umbruch kommen musste. Durch den Halbfinal-Einzug in der Conference League konnten viele Profis ihren Wert massiv steigern. «Man musste die Gunst der Stunde nutzen, um diese Spieler zu verkaufen. Wirtschaftlich war das sicher gut, deshalb muss man David Degen auch verstehen», so Fringer.

Was er jedoch überhaupt nicht verstehen kann: Dass die neuen Spieler viel zu stark in den Himmel gelobt worden sind, selbst nach dem Sieg im Cup gegen den FC Bosporus aus der 2. Liga interregional. «Insbesondere Heiko Vogel hat die Spieler so stark geredet, damit hat er dem Trainer das Messer an den Hals gesetzt und die Erwartungshaltung bei den Fans brutal geschürt», meint Fringer. «Das war einfach falsch.»

Man hätte Timo Schultz die nötige Zeit geben müssen, im Wissen, dass die ganze Mannschaft neu zusammengestellt wurde. Fringer: «Ich kann nicht einfach sagen: ‹Wir sind der FC Basel, wir müssen gewinnen›. Man muss vernünftig sein und sagen, dass man diese Transfers machen und davon profitieren musste. Und man jetzt halt dem Trainer und der Mannschaft etwas Zeit geben muss. So hätte Schultz auch normal arbeiten können.»

Fringer glaubt nicht an baldiges Vogel-Aus

Erfolgreich könne man nur sein, wenn man sich auch vernünftige Ziele setze. «Sie haben sich das ganze Chaos selber eingebrockt», so Fringer. Der blue Sport Experte glaubt aber, dass Vogel nun erst einmal an der Seitenlinie bleibt. Es sei schliesslich auch eine Frage des Geldes, denn Schultz bleibt auch nach seiner Entlassung auf der Lohnliste. Genauso würde es bei Vogel sein.

«Jetzt alle zu entlassen, sehe ich nicht als Lösung. Ich gehe davon aus, dass sie sich jetzt etwas zurückziehen und versuchen, mit Heiko Vogel als Trainer den Turnaround zu schaffen», sagt Fringer. «Nach einer Niederlage gleich alles über den Haufen zu werfen und sich von der Öffentlichkeit hetzen zu lassen – ich glaube nicht, dass sie das machen.»

Was, wenn Vogel trotzdem gehen muss?

Wenn der FCB aber weiter nicht aus der Negativspirale herausfindet, müsste gehandelt werden, meint der 66-Jährige. Welcher Trainer könnte Basel dann aus der Misere führen? «Man braucht einen Trainer, der die Super League und den FC Basel kennt. Einer, der die Situation kennt und Erfahrung hat – und nicht nach dem ersten Windstoss gleich umkippt», sagt Fringer. 

Einer, der ganz gut in dieses Profil passen würde, wäre Martin Andermatt, der beim FCB seit dieser Saison als Leiter der Nachwuchsabteilung amtet und letztes Jahr Co-Trainer war. Fringer: «Sollten sie sich wirklich dazu entscheiden, nicht mehr mit Vogel weiterzumachen, wäre Andermatt sicher die erste, naheliegendste Lösung. Das ist nicht undenkbar, aber ich glaube nicht daran.»

Zuberbühler: «Vogel kannst du beim FCB nicht mehr an der Seitenlinie stehen lassen»

Zuberbühler: «Vogel kannst du beim FCB nicht mehr an der Seitenlinie stehen lassen»

01.10.2023