Marc Rosset Marc Rosset: «Das Tennis braucht einen jungen Spieler, der ein Grand Slam gewinnt»

Chris Geiger aus Basel

24.10.2018

Marc Rosset: «Wenn Roger Federer in Basel glänzen will, muss er besser spielen als in der zweiten Saisonhälfte.»
Marc Rosset: «Wenn Roger Federer in Basel glänzen will, muss er besser spielen als in der zweiten Saisonhälfte.»
Bild: Keystone

Im Interview mit «Bluewin» spricht Marc Rosset über Federer, Wawrinka und Tennis im Allgemeinen. Wie immer nimmt der Genfer dabei kein Blatt vor den Mund.

Marc Rosset, wer ist Ihrer Meinung nach der Favorit bei den Swiss Indoors?

Federer ist der Favorit, weil er dieses Turnier so oft gewonnen hat. Darüber hinaus ist die Unterlage perfekt für ihn. Er muss sich aber vor Cilic in Acht nehmen, der auch ein ausgezeichneter Indoor-Spieler ist. Aber in Abwesenheit von Del Potro oder Djokovic ist wohl Federer der grosse Favorit.

Kann Alexander Zverev in Basel für Furore sorgen?

Er hat diese Saison ziemlich gut auf Sand gespielt. Aber er kann die Leistungen bei Grand-Slam-Turnieren immer noch nicht abrufen. Meiner Meinung nach erhielt er nach den Verletzungen von Murray, Djokovic oder Wawrinka zu schnell eine gute Klassierung. Deshalb muss er sich zunächst in den Grand Slam beweisen, wo die Geschichte des Tennis geschrieben wird. Unser Sport braucht einen jungen Spieler, der ein Grand Slam gewinnt. Denn in den letzten zehn oder 15 Jahren und den Siegen von Federer oder Nadal ist dies niemandem gelungen. Aber Zverev bleibt das ganze Jahr über ein ausgezeichneter Spieler und das wird auch hier in Basel der Fall sein.

Was haben die Forfaits von Wawrinka, Del Potro oder Goffin für einen Einfluss aufs Turnier?

Ich glaube, dass das Turnier in Wien (das ebenfalls diese Woche stattfindet, Anm. d. Red.) zum ersten Mal seit der Gründung der Swiss Indoors ein besseres Teilnehmerfeld aufweist als dasjenige von Basel. Sicher, Federer, Zverev oder Cilic sind nicht in Österreich, aber insgesamt ist dort eine höhere Leistungsdichte. Einige Spieler wie Anderson, Isner oder Fognini  haben nun Wien gewählt, um für das Masters Punkte zu sammeln. Denn historisch gesehen ist es tatsächlich schwieriger, in Basel zu gewinnen als in Wien.

Früher war Marc Rosset als Davis-Cup-Trainer der Chef von Wawrinka und Federer.
Früher war Marc Rosset als Davis-Cup-Trainer der Chef von Wawrinka und Federer.
Bild: Keystone

Wie haben Sie den Rückzug von Wawrinka erlebt?

Die Verletzung ist nicht unbedingt etwas Überraschendes. Und wenn man sich seine aktuelle Ranglistenposition (ATP 68) ansieht, hätte Stan in Basel und dann in Paris-Bercy gewinnen müssen, um bei den nächsten Australian Open eine Chance zu haben, unter den Top-Gesetzten zu sein. Da er weiss, dass er in den letzten Saisons nur selten bei Hallen-Turnier glänzte, ist seine Entscheidung, auf das Saisonende zu verzichten, einleuchtend. Der Vorteil dieser Verletzung ist, dass sich Wawrinka ein wenig ausruhen kann, bevor er eine gute Vorbereitung machen kann, um für das nächste Jahr bereit zu sein.

Abgesehen von diesem abrupten Ende, wie beurteilen Sie Wawrinkas Saison?

Es gab Höhen und Tiefen. Schade gab es einige harte Niederlagen. Ich denke dabei insbesondere an die US Open gegen Raonic, wo er eigentlich eine gute Leistung ablieferte. Schliesslich verhinderten diese verlorenen Partien, dass er am Ende der Saison besser klassiert war. Wir müssen jedoch bedenken: Er kam aus einer langen Verletzungspause zurück. Seine positiven Auftritte in den USA haben meine Zweifel ausgeräumt. Ich bin ziemlich optimistisch für sein Tennisniveau im nächsten Jahr.

Und was sagen Sie zu Federers Bilanz 2018?

Seit Wimbledon und der Rückkehr von Novak Djokovic hat Federer mehr Probleme. Ich hoffe, er bekommt seine Gesundheit wieder in den Griff. Wenn er hier in Basel glänzen will, muss er besser spielen als in der zweiten Saisonhälfte. Aber wir dürfen seinen hervorragenden Saisonstart und seinen Sieg in Australien nicht vergessen.

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