Beim Sieg 2011 bevorteilt? Wurde Federer bei seinem Paris-Sieg 2011 bevorteilt?

NB/jar

2.11.2018

Roger Federer posiert 2011 in Paris mit der Titel-Trophäe. Turnierdirektor Jean-François Caujolle (l.) tat offenabr alles dafür, damit sein Lieblingsspieler gewinnen kann.
Roger Federer posiert 2011 in Paris mit der Titel-Trophäe. Turnierdirektor Jean-François Caujolle (l.) tat offenabr alles dafür, damit sein Lieblingsspieler gewinnen kann.
Bild: Getty

Jean-François Caujolle, ehemaliger Direktor des Paris-Masters, lässt in der französischen Zeitung «l'Équipe» eine kleine Bombe platzen. Er gibt zu, dass er die Turnierbedingungen im Jahr 2011 an das Spiel von Roger Federer angepasst hat, damit der Schweizer den Titel gewinnen kann.

«Federer ist mein Lieblingsspieler und obwohl ich als Turnierdirektor zurückhaltend sein muss, habe ich meine Vorlieben markiert. Ich dachte mir: Bevor ich gehe, muss er gewinnen», sagt Caujolle. «Für die Geschichte des Turniers war es gut, dass Federer hier gewinnt.» 

Caujolle erzählt die Details, wie er den Schweizer zurück nach Paris lotsen konnte, nachdem dieser das Turnier in den Jahren 2004 bis 2006 ausgelassen hatte: «Wir fragten sein Team, wieso er nicht mehr in Paris spielen wollte. Und sie sagten, dass Roger die Unterlage nicht mag. Sie rieten uns, mit einem österreichischen Unternehmen Kontakt aufzunehmen, das eine Art Harz herstellt, wie sie es beim Turnier in Wien anwenden. Als Roger zurück nach Paris kam (2007, Anm. d. Red.), haben wir die Unterlage entsprechend angepasst.»

Federer habe schliesslich keine grossen Unterschiede erkannt, so Caujolle. «Er sagte mir, dass sich die Unterlage anfühle wie jene von Indian Wells oder Miami.» Dort verlor er zweimal überraschend gegen Guillermo Cañas. «Ich habe dann nach Materialien gesucht, die den Ball weniger prallen lassen und das Spiel schneller machen», so Caujolle. Der Maestro schaffte es aber weder 2007, noch 2008 oder 2009 über die Viertelfinals hinaus. 2010 hätten sie es schliesslich geschafft, «die schnellste Bahn der Welt zu bauen», die besser für das Spiel von Federer als jenes von Rafael Nadal geeignet war – vielleicht liess der Spanier auch deshalb das Turnier in Paris zwischen 2010 und 2012 sausen.

«Seltsam war, dass grosse Spieler wie Ljubicic oder Isner trotz allem in der ersten Runde verloren haben. Die Unterlage hat den Service-Hünen keinen Vorteil gegeben», sagt der frühere Turnierdirektor Caujolle. Federer aber kam mit der Unterlage gut zurecht, schaffte es 2010 erstmals in die Halbfinals und holte sich im Jahr darauf schliesslich den Titel. 

«Ich bin überrascht, wie gut ich vom ersten bis zum letzten Match gespielt habe. Ich habe mehrmals versucht, in Paris zu gewinnen, aber ich hatte es aus irgendeinem Grund nie geschafft», sagte Federer vor sieben Jahren nach seinem Finalsieg über Jo-Wilfried Tsonga. Vielleicht lieferte ihm am Ende die abgeänderte Unterlage den entscheidenden Vorteil.

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