Autor Arno Camenisch«Wenn ich ans Schreiben denke, denke ich an meine Grossmutter»
Von Sulamith Ehrensperger
30.8.2019
Ein Abwart auf der Ehrenrunde: Arno Camenisch blickt in seinem neuen Roman hinter die Kulissen einer Dorfschule, die bald schliesst. Ein Gespräch über das Verschwinden, das Schreiben und die Capuns seiner «Tatta».
Herr Camenisch, hatten Sie mal einen Lehrer, der Anselm hiess?
Nein, und ich kenne auch keinen Abwart, der so heisst. Denn Herr Anselm ist ja nicht der Lehrer, sondern der Abwart.
Herr Anselm ist der Abwart einer kleinen Dorfschule in den Bündner Bergen, die bald geschlossen wird. Eine eher unscheinbare Figur, die nun in einer Hauptrolle aufgeht.
Ja, mir gefiel die Idee, dass der Abwart über das Leben nachdenkt. Er ist seit 33 Jahren die treue Seele der Schule und hält den Betrieb am Leben. Ich glaube, alle meine Figuren sind «Underdogs», tief humane Figuren mit ihren Stärken und Schwächen, die ihre ganz eigene Sicht auf die Welt haben.
Herr Anselm ist 60 Jahre alt, staunt aber wie ein Schulbube. Wie viel Arno Camenisch steckt in ihm?
Die Geschichte spielt an einem fiktiven Ort. Aber es ist sehr viel von mir drin. Herr Anselm ist eine herzenswarme Figur, die das Staunen nie verlernt hat. Das ist etwas, das auch ich nie verlieren möchte, das Staunen. Das, was die Figur verhandelt, sind wichtige Themen für mich. Ich verspüre wirklich eine Dringlichkeit, um darüber nachzudenken und das zu erzählen. Wenn du schreibst, musst du dein Herz auf den Tisch legen.
Fühlen Sie sich manchmal verletzlich, wenn Sie Ihr Herz auf den Tisch legen?
Ja, und das ist auch gut so. Ich wünsche mir, dass meine Texte berühren. Um das zu schaffen, muss ich mich ganz reingeben. Es gibt nur diesen Weg: alles zu geben und zu riskieren.
Wenn Sie an Ihre eigene Schulzeit zurückdenken, was kommt Ihnen in den Sinn?
Ich war ein guter Schüler, relativ unauffällig und still. Ich mochte die Schule gerne, das habe ich damals natürlich nicht zugegeben. Mein Wissensdurst ist bis heute nicht gestillt. Ich lerne extrem gerne. Es ist auch das, was mich in meinem Schriftstelleralltag inspiriert, neue Dinge zu sehen, lesen, fühlen, riechen, erfahren. Das ist für mich wie Atmen.
«Ja, ja, sagt er und riecht an seinem Kaffee, die Kinder lieben die Streiche, und den meisten bleiben von der Schulzeit nur die Streiche in Erinnerung, das ist halt so, wenn sie sich zwanzig Jahre später zur Klassenzusammenkunft treffen, jeder ein bisschen gezeichnet vom Leben, wer mit dem Porsche und wer ohne Rakete, dafür aber mit Glatze, wer mit Handtäschli und wer ohne, dann erzählen sie sich öppa nicht, was sie gelernt haben, sondern was für Saich sie angestellt haben.»
aus: «Herr Anselm» von Arno Camenisch
Sie waren also ein neugieriger, braver Schulbub.
So brav war ich dann doch nicht immer. Ich habe da schon Sachen angestellt.
Sie lachen. An was denken Sie?
Aus dem Dorfleben gibt es viele Momente, die mich noch heute zum Lachen bringen. Mir kommen unsere Grümpelturniere in den Sinn, die wir in der ersten Klasse spielten, und wo der Trainer die Ersatzspieler in einem grossen Koffer einwechselte.
Dass Ihr Herz in Tavanasa, dem Ort Ihrer Kindheit liegt, ist in all Ihren Büchern spürbar. Dennoch leben Sie seit Jahren in Biel, sind in den Weltmetropolen unterwegs – und schon als Bube brachen Sie zu Fuss auf nach Amerika. Warum dieser Zwiespalt?
Ich wage zu behaupten, dass der Schlüssel für alles, was wir sind, die Kindheit ist. Ich habe in Tavanasa meine ganze Kindheit und Jugend verbracht. Dort sind und bleiben meine Wurzeln – und mein Herz. Aber es zieht mich schon von klein auf in die weite Welt. Ich erinnere mich, dass ich in der dritten Klasse mal den Globus ausgemessen habe. Ich wollte sehen, wie gross London ist – und bin zum Schluss gekommen, dass diese Stadt das ganze Tal ausfüllen würde. Ich war mir sicher, dass ich mich verrechnet hatte. Aber das hatte ich nicht. Ich lebe gerne in Grossstädten, merke aber auch, dass je älter ich werde, es mich immer wieder für ein paar Tage in die Berge zieht.
«Mhm, das Glück muss man herausfordern, sonst findet es einen nicht, das Unglück findet dich immer, aber das Glück findet dich eba nur, wenn du dich ihm zeigst, das braucht ein bisschen Courage im Herzen.»
aus: «Herr Anselm» von Arno Camenisch
Herrn Anselms Welt verschwindet – der Monolog des Abwarts ist aber auch ein Blick auf Lebensthemen, die Sie bewegen.
Da ist immer die Frage, wer uns geprägt hat, was geblieben ist, was nicht. Wir hören Herrn Anselm zu, wie er mit seiner verstorbenen Frau über die Vorbilder, die uns geprägt haben und die Werte, die uns verbinden, spricht. Er vergleicht die Schulzeit mit einem grossen Portal, durch das alle gehen müssen. Ganz gleich, ob wir in Tavanasa oder in Stockholm sind: Die Hoffnungen, die Zweifel und die Ängste der Menschen bleiben dieselben. In meinen Büchern geht es immer um das Leben, die Liebe und den Tod. Aber das Ende ist immer da.
Wenn ich ans Schreiben denke, denke ich an meine Grossmutter. Sie hat die besten Capuns der Welt gekocht. Wie sie diese gemacht hat, wusste niemand. Aber das, was sie an den Tisch brachte, war das Einzige, das zählte – und das war sensationell. Eigentlich ist das so mit dem Schreiben. Jesses Gott, ich liebe Capuns.
Bibliografie:«Herr Anselm» von Arno Camenisch, erscheint am 30. August im Engeler-Verlag, 25 Franken
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
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Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
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Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
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Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
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