Zu frühe Ernte Darum schmeckt Vanille immer weniger nach Vanille

dpa/bb

2.5.2018

Mit über 500 Franken pro Kilo ist das Vanille heute fast so teuer wie Silber (589 Franken). Vor fünf Jahren lag der Preis noch bei 15 Franken pro Kilo.
Mit über 500 Franken pro Kilo ist das Vanille heute fast so teuer wie Silber (589 Franken). Vor fünf Jahren lag der Preis noch bei 15 Franken pro Kilo.
iStock

Mit über 500 Franken pro Kilo ist Vanille eines der teuersten Gewürze der Welt. Trotzdem machen Experten gerade die hohen Preise für Qualitätsmängel verantwortlich. Für ein Ende der Krise will nun ein Forscher aus den Niederlanden sorgen.

Wer glaubt, dass echte Vanille früher einfach mehr nach Vanille geschmeckt hat, könnte nicht etwa nur nostalgischen Kindheitserinnerungen erliegen, sondern damit schlicht Recht haben.

Ausgerechnet der seit Jahren anhaltende Anstieg der Vanillepreise ist nach Ansicht von Experten für Qualitätsmängel bei dem begehrten Gewürz verantwortlich.

Als Reaktion auf die hohen Preise und aus Angst vor Diebstählen werde Vanille oft viel zu früh geerntet, beklagte der Chef der Vanille-Exporteure aus Madagaskar, Georges Geeraerts.

Teurer als Edelmetall

Während der Anteil an dem wertvollen Vanillin bei guter Qualität zwischen 1,8 und 2 Prozent liege, habe sich der Durchschnittswert in den vergangenen drei Jahren halbiert – auf nun nur noch 0,9 Prozent bis 1 Prozent. Madagaskar, der Inselstaat vor der Ostküste Afrikas, ist mit einem Anteil von vier Fünfteln der mit grossem Abstand weltweit wichtigste Vanille-Exporteur.

Vanillekapseln würden erst sehr spät beginnen, ihr Aroma voll zu entwickeln, sagt Geeraerts. Während die Kapsel ihre Grösse bereits nach drei Monaten erreiche, seien dazu weitere sechs Monate notwendig. Von besonderer Bedeutung seien insbesondere die letzten beiden Monate. Doch so lange wollten viele nicht warten.

«Hochwertige Vanille ist nicht mehr zu bekommen», stellte auch der Hamburger Vanille-Grosshändler und Importeur Bernd Hachmann fest. «Die Kunden haben seit sechs bis sieben Jahren keine gute Vanille mehr gesehen», so der Experte. Das Aroma sei einfach schwächer.

Durch die anhaltende Knappheit werde die Ware den Händlern jedoch nach wie vor «aus den Händen gerissen». Wegen einer Naturkatastrophe in Madagaskar ist der Vanillepreis nach Angaben von Hachmann seit 2017 noch einmal gestiegen. Mit über 500 Franken pro Kilo ist das edle Gewürz heute fast so teuer wie Silber (589 Franken). Vor fünf Jahren kostete die Ware aus Madagaskar noch 15 Franken pro Kilo.

Niederlande: Bald Vanille aus Gewächshäusern?

Madagaskar werde versuchen, das Qualitätsproblem mit Exporteinschränkungen in den Griff zu bekommen, kündigt Geeraerts an. So lange noch nicht ausreichend gereifte Kapseln geerntet würden, dürfe Vanille nur mit einer Erlaubnis des zuständigen Ministeriums ausgeführt. Erste kleinere Erfolge dieser Massnahme seien schon zu erkennen, meinte er.

Ein ganz andere Idee zur Lösung kommt dagegen aus den Niederlanden. Bereits in absehbarer Zeit könnte dort der kommerzielle Anbau von Vanille im Gewächshaus beginnen, sagt Forscher Filip van Noort von der Universität Wageningen. Voraussetzung sei jedoch, dass sich bis dahin genügend Geldgeber für das ehrgeizige Projekt fänden. Wie es den Wissenschaftlern genau gelingen könnte, den Anbau der als anspruchsvoll geltenden Orchidee in großem Stil in den Griff zu bekommen, wollte van Noort nicht verraten.

Der Forscher zeigt sich naturgemäss von der Qualität des unter dem Namen «Nedervanille» erzeugten Produkts überzeugt. Gleichzeitig sei bei einer Markteinführung der Gewächshaus-Vanille wieder mit fallenden Preisen zu rechnen, meinte er.

So weit ist es aber noch nicht. Vanille bleibt vorerst sehr teuer.

Zurück zur Startseite