Gefährliche InfektionLebensbedrohlich: Darum zählt bei einer Blutvergiftung jede Minute
dpa/kd
25.6.2018
Bis zu 15'000 Menschen erkranken in der Schweiz jährlich an einer Blutvergiftung. Damit die lebensbedrohliche Infektion nicht tödlich endet, ist schnelles Handeln erforderlich. Nur leider ist es gar nicht so einfach, eine Sepsis zu erkennen. Dies sind die Symptome und Behandlungsmethoden.
Es beginnt häufig wie eine Grippe: Man fühlt sich schlapp, elend. Und legt sich ins Bett. Doch es tritt keine Besserung auf, bis irgendwann der Gang in die Notaufnahme unvermeidlich ist. Schwer atmend, mit Bauchweh, fiebernd und verwirrt.
Manchmal können die Ärzte den Patienten nicht mehr retten. Leider gibt es immer wieder Fälle, die tödlich einden, weil eine Blutvergiftung nicht rechtzeitig erkannt wurde.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erkranken weltweit rund 30 Millionen Menschen pro Jahr an einer Sepsis. Auf bis zu 15'000 Erkrankungen jährlich, schätzte man die Fälle einer Blutvergiftung in der Schweiz im Jahre 2014. Davon endet jede Dritte mit tödlichem Ausgang. Eine erschreckend hohe Zahl.
«Sepsis ist weltweit die häufigste Todesursache bei Infektionen», sagt der Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Eine Blutvergiftung entsteht nicht nur durch Bakterien, Viren oder Pilze, die durch eine Wunde in den Blutkreislauf gelangen, sondern auch durch Infektionsherde im Körper wie eine Lungenentzündung. Als Reaktion auf die Entzündung fällt der Blutdruck ab, der Blutkreislauf bricht zusammen. Der Körper bekommt nicht mehr genug Sauerstoff. Organe wie Herz oder Lunge nehmen Schaden. Der Tod kann dann sehr schnell eintreten.
In wenigen Stunden zum Organversagen
Es muss aber nicht so weit kommen. Wird der Patient schnell und korrekt behandelt, lässt sich das Schlimmste verhindern. So schnell wie möglich muss Patienten ein Antibiotikum verabreicht und der Kreislauf stabilisiert werden. Gelingt das nicht, kommt es zum Organversagen - dann steht zusätzlich eine Beatmung oder eine Dialyse an. Je mehr Zeit verstreicht, desto riskanter wird es.
Oft fehlt das Bewusstsein, dass sich hinter bestimmten Symptomen eben auch eine Sepsis verbergen kann. Und das nicht nur Patienten, sondern auch bei Ärzten und Pflegepersonal. Deshalb fordern Spezialisten: «Über Sepsis muss mehr aufgeklärt werden».
Hinweis auf eine Sepsis ist neben extremem Unwohlsein, schwerer Atmung, Verwirrtheit und hohem Fieber eine verfärbte Haut, zum Beispiel schwarzverfärbte Fingerkuppen. Auch Schüttelfrost und Schläfrigkeit sind mögliche Symptome. Patienten mit solchen Beschwerden, sollten den behandelnden Arzt gezielt fragen, ob eine Sepsis vorliegen könnte. Passiert es zu Hause, sollten Betroffene direkt den Notruf verständigen.
70 bis 80 Prozent aller Sepsis-Fälle entwickeln sich ausserhalb des Krankenhauses. In der Klinik wird eine Sepsis etwa durch Krankenhauskeime, eine Infektion des Harnwegs oder der unteren Atemwege ausgelöst.
Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht ist eine Blutvergiftung nach einem Insektenstich eher selten, auch der rostige Nagel gehört nicht zu den üblichen Übeltätern. Ob Insektenstich oder Verletzung, wichtig ist es, die Stelle gründlich zu reinigen und evtl. mit einem Pflaster zu schützen. So kann man den Stich nicht aufkratzen und verhindert, dass Bakterien in die Wunde eindringen, die dann im schlimmsten Fall in den Blutkreislauf gelangen.
So beugen Sie vor
Das Risiko an einer Sepsis zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter an. Aber auch Kleinkinder kann es treffen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem - etwa nach einer Chemo- oder Cortison-Therapie.
Wer vorbeugend etwas gegen eine Blutvergiftung tun will, sollte sich unbedingt impfen lassen. Neben einer Tetanus-Impfung sind auch Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Meningitis sinnvoll. Das gilt vor allem für alle über 60-Jährigen. Schon allein so kann die Zahl der Neuerkrankungen reduziert werden. Aber auch einfache Dinge helfen weiter. Mehr Hygiene zum Beispiel - nicht nur im Krankenhaus, sondern auch daheim.
Die Seiten der Deutschen Sepsis-Gesellschaft E.V. bieten Fachleuten, Betroffenen und Interessenten ausführliche Informationen rund ums Thema.
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