Bekanntes Phänomen Weshalb Männer nicht zum Arzt wollen

Lorena Simmel, dpa

11.3.2020

Männer nehmen es mit ihrer Gesundheit oft nicht so genau. (Symbolbild)
Männer nehmen es mit ihrer Gesundheit oft nicht so genau. (Symbolbild)
Bild: Getty Images

Viele Männer gehen erst bei ernsthaften, gesundheitlichen Problemen zum Arzt. Das kann mitunter lebensgefährliche Folgen haben. 

Die «Männergrippe» ist zwar eher ein Klischee als medizinische Wahrheit – aber typische Männerkrankheiten gibt es schon. Meist sind diese gut behandel- und heilbar. Voraussetzung ist jedoch, dass sie früh erkannt werden, und genau daran hapert es oft.

«Männer leben oft ungesünder als Frauen: Sie essen insgesamt fettreicher, trinken mehr Alkohol und rauchen häufiger», sagt Monika Köster, Expertin für Männergesundheit bei der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Auch die körperliche Aktivität komme oft zu kurz.

Die Folge sind Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas und schliesslich daraus folgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Von all diesen Problemen sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Gleiches gilt für Suchterkrankungen sowie für Verletzungen aufgrund von Arbeits- und Verkehrsunfällen. Woran liegt das?

Männer kennen ihren Körper nicht

«Oft liegt bei Jungen und Männern ein Mangel an Kenntnissen und Informationen über den eigenen Körper vor», erklärt Alex Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU). «Ausserdem kommen den Jungen und Männern die heute leider oft noch gängigen Stereotype nicht zugute – zum Beispiel, dass ein Junge nicht weint oder ein Mann sich mit Problemen selber zu helfen weiss.»



Typische Männerkrankheiten und -probleme müssen nach Ansicht des Urologen aus mehreren Perspektiven – also ganzheitlich – betrachtet und behandelt werden. Schliesslich hängen viele Probleme irgendwie zusammen. Ein Beispiel: die Abnahme des Testosterons ab Mitte 40.

«Die Testosteronbildung hört zwar – anders als bei der Frau die Bildung von Östrogen – nie komplett auf, aber der Mann wird bei weniger Testosteron ruhiger, phlegmatischer, antriebsloser, was oft zur Folge hat, dass er weniger Zeit beim Sport, dafür mehr auf dem Sofa verbringt», sagt Schroeder. Gewichtszunahme sei oft die Folge.

Übergewicht und Adipositas, aber auch Bluthochdruck und Diabetes müsse man dann aber auch unter einem allgemeinmedizinischen und internistischen Gesichtspunkt betrachten. Ein Beispiel: «Jeder Diabetiker bekommt irgendwann Erektionsstörungen, denn die hohen Blutzuckerwerte können den für eine Erektion nötigen Blutfluss beeinträchtigen», erklärt Schroeder.

Erektionsstörungen sind also nicht nur ein psychologisches, sondern auch ein organisches Problem. Oft sind es die ersten Anzeichen von Durchblutungsstörungen, die wiederum ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall sind.

Vorsorge schützt vor bösen Überraschungen

Umso wichtiger ist es, dass Männer nicht erst dann zum Arzt gehen, wenn der Körper Alarm schlägt. «Viele Krankheiten, vor allem bestimmte Krebsarten, führen erst relativ spät zu Symptomen», erklärt Monika Köster von der BZgA. Früherkennungsuntersuchungen helfen, Probleme rechtzeitig zu erkennen und die Heilungschancen zu erhöhen.



Informationen zu Früherkennungsuntersuchungen bei Prostatakrebs, finden Interessierte bei der Krebsliga Schweiz. Prostatakrebs ist zum Beispiel behandelbar, im Frühstadium auch heilbar. Wer zu spät kommt, dem könne meist nur noch mit einer lindernden Therapie geholfen werden.

«Der Mann ist – etwas polemisch ausgedrückt und unter Betrachtnahme der genannten, auch soziologischen Aspekte – ein Verdränger», sagt Schroeder. «Eine schleichende Veränderung treibt ihn nicht in die Praxis. Er muss schon einen Unfall oder grosse Beschwerden haben.»

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