Kolumne Unverschämtes Personal – «Bitte recht freundlich»

Von Marianne Siegenthaler

6.1.2020

Mit überflüssigen Bemerkungen treten manche Gäste bei Kellnern ins Fettnäppfchen. (Symbolbild)
Mit überflüssigen Bemerkungen treten manche Gäste bei Kellnern ins Fettnäppfchen. (Symbolbild)
Bild: iStock

Überheblich, frech, ignorant – manchmal muss man sich als Kundin oder Gast vom Personal allerhand bieten lassen. Zu viel? Das fragt sich die Kolumnistin.

Es gibt freundliche und unfreundliche Menschen. Überall. Und jeder hat mal einen schlechten Tag. Auch freundliche Menschen sind manchmal stinkig. Ist ja auch ganz normal.

Trotzdem erwarte ich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem Dienstleistungsbetrieb ein Minimum an Freundlichkeit. Oder zumindest Höflichkeit. Benimm. Ist ja auch besser für das Geschäft, wenn der Gast das Restaurant oder der Kunde den Laden mehr als einmal besucht. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit.

«Geh doch woanders hin»

So sagte vor Kurzem ein Kellner zu mir, nachdem ich ihn auf die fehlende Sauce am Salat aufmerksam gemacht hatte: «Geh doch woanders hin, wenn es dir hier nicht passt.» Der hatte wohl grad einen sehr, sehr schlechten Tag. Dann lieber gar keinen Service als einen unfreundlichen.

Auch das gibt’s. Im Zürcher Seefeld ist ein Restaurant weit herum bekannt dafür, dass es weitgehend «bedienungsfrei» ist. Dass also in der Regel niemand kommt, um eine Bestellung entgegenzunehmen. Jedenfalls nicht innert absehbarer Zeit.



Gerade deshalb ist das Restaurant recht beliebt. Vor allem im Winter. Man kann sich dann nämlich ganz gemütlich in die bequemen Sessel fläzen und aufwärmen – und das, ohne dass man etwas konsumieren und dafür bezahlen muss.

Nicht den roten Teppich ausrollen, aber ...

Ich verlange ja gar nicht, dass man mir als Gast den roten Teppich ausrollt. Und ich fühle mich als Kundin auch nicht als Königin. Mir reicht es schon, wenn einfach die gängigen Benimmregeln eingehalten werden. Das ist aber leider längst nicht immer der Fall.

So sprach die Verkäuferin letzte Woche im Laden am Bahnhof während des ganzen Bezahlvorgangs pausenlos in ihr Handy. Weder begrüsste sie mich, noch nannte sie den Geldbetrag, auch das fast schon obligate «Kwittig wellä?» (Übersetzung: Wollen Sie die Quittung haben?) blieb aus.



Von einem «Danke und Auf Wiedersehen» ganz zu schweigen. Aber selbst wenn sie dafür ihr Gespräch kurz unterbrochen hätte: Die sieht mich hier ganz bestimmt nicht wieder.

Missmut und Widerwillen

Es ist schon klar: Es gibt nicht nur freche Kellner und ignorante Verkäuferinnen. Es gibt auch arrogante Kunden und nervige Gäste. Und es ist sicher nicht immer einfach, freundlich zu bleiben, wenn manche Menschen ihre schlechte Laune am Service- und Verkaufspersonal auslassen.

Trotzdem erstaunt und verwundert es mich immer wieder, mit welchem Missmut oder geradezu Widerwillen manche Angestellten der Dienstleistungsbranche ihre Arbeit verrichten.

Umso schöner, dass wieder andere so richtig mit Herzblut ihren Job machen. Und das weiss ich erst recht zu schätzen, wenn ich mal wieder eine Begegnung der unfreundlichen Art hatte.

Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin und Buchautorin. Wenn sie grad mal nicht am Schreiben ist, verbringt sie ihre Zeit am liebsten im, am und auf dem Zürichsee.

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