Bötschi fragt Patrick «Karpi» Karpiczenko: «Seit ich Vater bin, weine ich fast täglich»

Von Bruno Bötschi

31.8.2022

Patrick «Karpi» Karpiczenko: «Die Schweizer*innen misstrauen Autoritäten»

Patrick «Karpi» Karpiczenko: «Die Schweizer*innen misstrauen Autoritäten»

Comedian Patrick «Karpi» Karpiczenko sagt, warum er die Schweizer*innen mag. Und am Ende wartet noch eine Überraschung: Eine Lieblingserklärung an seine Freundin Natascha Beller.

25.08.2022

Er gilt als frechster Comedian des Landes: Patrick «Karpi» Karpiczenko über sein Familienleben, Hazel Brugger, Windelnwechseln im TV und unverzichtbare Zutaten für den perfekten Kartoffelsalat.

Von Bruno Bötschi

31.8.2022

Patrick «Karpi» Karpiczenko, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle dir in den nächsten 45 Minuten möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach «weiter».

Okay, ich bin parat.

Hazel Brugger oder Patti Basler?

Hazel Brugger. Ich kann mit Wortspielen, einer der Lieblingsdisziplinen von Patti Basler, nicht viel anfangen.

Lara Stoll oder Anet Corti?

Eigentlich beide. Lara Stoll hat jedoch meiner Tochter schon einmal Windeln geschenkt und deshalb gehört meine Stimme ihr.

Nadeschkin oder Ursus?

Ursus kenne ich persönlich, deshalb neige ich zu ihm. Mir fällt es einfacher Leute zu beleidigen, die ich nicht kenne (lacht).

Gibt es eine Frage, von der du schon jetzt weisst, dass du mir diese übelnehmen würdest?

Nein.

Wir können also über alles reden?

Ja – ausser über die Personalien meiner Tochter.

Welche Zutaten dürfen – neben Kartoffeln – in keinem Härdöpfelsalat fehlen?

(Lacht schallend) Ich gehöre der Mayonnaise-Fraktion an. Zwiebeln dürfen ebenfalls nie fehlen. Und wenn ich mich besonders lustig fühle, gebe ich gern Schnittlauch dazu.

Macht Schnittlauch lustiger?

Es sieht einfach gut aus. Einen wirklichen Einfluss auf die Qualität des Salates hat der Schnittlauch aber wohl kaum.

Zum Autor: Bruno Bötschi
Bild: blue News

blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.

Manchmal Lust einfach Hausmann zu sein?

Ja. Meistens verfliegt diese Lust aber nach ein, zwei Stunden wieder.

Mit welchen Worten bricht man höflich ein Telefongespräch ab?

Ich schiebe im Moment alles auf meine Tochter. Ich kann zum Beispiel sagen, sie schreit gerade. Oder ich sage, sie sei krank und brauche mich jetzt sofort.

Wie geht es deinem Faible für Gadgets?

Das ist immer noch sehr ausgeprägt.

Was hast du zuletzt beim Onlineportal Aliexpress bestellt?

Ersatzbirnen für meine Garten-Girlanden – und zwar noch richtige Halogen-Birnen. Diese Stromschleudern gibt es in der Schweiz nicht mehr zu kaufen.

Klimawandel ist demnach ein Fremdwort für dich?

Politisch bin ich total gegen den Klimawandel. Aber ich gebe zu, privat torpediere ich diese Bemühungen leider immer wieder.

Welches war der grösste Blödsinn, den du je online bestellt hast?

Ich habe einmal für 50 US-Dollar einen Synthesizer bestellt. Da ging ich wohl einem Hochstapler auf den Leim, er kam nie bei mir an.

Was ist das geilste Teil, das du bisher bei Aliexpress geordert hast?

Das Drehen von Filmen konnte ich mir anfänglich nur leisten, weil ich das dafür nötige Equipment extrem günstig bei Aliexpress kaufen konnte.

Bestellst du eigentlich auch einmal etwas beim Schweizer Onlineshop Brack?

Ja, natürlich. Alle wichtigen Produkte bestelle ich hierzulande. Aber den Schischi und das Guguszeugs, also Dinge, die man bei uns oft noch gar nicht bekommt, bestelle ich in China.

«Ich schiebe im Moment alles auf meine Tochter. Ich kann zum Beispiel sagen, sie schreit gerade. Oder ich sage, sie sei krank und brauche mich jetzt sofort»: Patrick «Karpi» Karpiczenko.
«Ich schiebe im Moment alles auf meine Tochter. Ich kann zum Beispiel sagen, sie schreit gerade. Oder ich sage, sie sei krank und brauche mich jetzt sofort»: Patrick «Karpi» Karpiczenko.
Bild: Johan Lindqvist

Wie viel Geld hast du in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 ausgegeben?

Keine Ahnung. Meine Freundin Natascha und ich unternahmen zweimal eine längere Reise. Und für Gadgets habe ich sicher so gegen 6000 Schweizer Franken bezahlt.

Wie viel haben die beiden Ferienaufenthalte gekostet?

Mehr als die Gadgets. Wir besuchten das Filmfestival Locarno, danach waren wir noch in den USA.

Wann hast du zuletzt geweint?

Seit ich Vater geworden bin, weine ich fast täglich – und zwar meistens aus Rührung. Sogar ein trauriger Werbespot kann mich heute zum Weinen bringen. Kürzlich heulte ich los, als ich einem Podcast erfahren habe, dass in Japan einsame Leute Menschen mieten können, die dann einfach einen Abend ruhig neben ihnen sitzen.

Wann warst du das letzte Mal so richtig schön betrunken?

An der SRG-Party während des Filmfestivals Locarno.

Wenn kiffen, dann am liebsten mit wem?

Mit meiner Freundin Natascha.

Wirklich wahr, dass dich dein ADHS zur Humorarbeit antreibt?

Ja.

Wann hast du realisiert, dass du eine Rampensau bist?

Als Kind rezitierte ich während Familienfeierlichkeiten regelmässig ganze Otto-Alben.

Zur Freude der Verwandtschaft?

Ja, ich wurde leider ermutigt weiterzumachen (lacht).

Dein himmlischster, wirklich glückseligster Moment auf einer Bühne?

Das war 2005 am «Gästival» auf dem Vierwaldstättersee. Ich machte an diesem Abend das Warm-up für Dominic Deville. Es lief extrem schlecht, weil nichts funktionierte, derweil mich die Menschen im Publikum mit stieren Mienen anstarrten. Trotzdem spürte ich an diesem Tag: Auch wenn ein Auftritt von mir total abkackt, ist es trotzdem noch recht cool, auf einer Bühne zu stehen. Gleichzeitig realisierte ich damals, dass ich wohl nie einem sogenannten normalen Job nachgehen kann.

Vor zwei Jahren sagtest du der «Basler Zeitung»: «Für Menschen mit ADHS ist Langeweile Folter. Das heisst, man sucht automatisch nach Zerstreuung und kleinen Obsessionen.» Wann suchtest du das letzte Mal verzweifelt nach der Zerstreuung?

Unsere Tochter bringt fast jede Woche einen neuen Käfer oder einen neuen Virus aus der Kita mit. Während ich jeweils unser krankes Kind daheim hüte, ist mir sehr oft sehr langweilig. In solchen Momenten bin ich oft verzweifelt auf der Suche nach Zerstreuung – und deshalb bin ich zum Beispiel auf Twitter aktiv, höre regelmässig Podcasts und werde zudem demnächst zusammen mit meiner Freundin ein Kinderbuch herausgeben. Man könnte also sagen, Langeweile ist die treibende Kraft in meinem Leben.

Und wie geht es deinen Obsessionen?

Obsessionen werden im ADHS-Jargon Hyperfixierungen genannt. Momentan bin ich fasziniert von Midjourney. Dieses künstliche Intelligenzprogramm kann aus Texten Bilder entstehen lassen. Das ist absolut spektakulär. Es gibt Tage, da hocke ich mehrere Stunden vor diesem Programm und vergesse total die Zeit.

Warst du schon einmal bei einem Psychiater?

Ich muss, ich sollte, aber ich war noch nie bei einem. Also bitte, falls ein Psychiater dieses Interview liest, soll er sich doch bei mir melden. (Lacht)

Welche anderen Therapien hast du in deinem Leben schon gemacht?

Ich war schon in der Physiotherapie.

«Natascha ist erstaunlicherweise ein grosser Fan von mir»: Karpi über seine Freundin Natascha Beller.
«Natascha ist erstaunlicherweise ein grosser Fan von mir»: Karpi über seine Freundin Natascha Beller.
Bild: Johan Lindqvist

Macht es eigentlich Spass, Karpi zu sein?

Grundsätzlich macht es viel Spass, Karpi zu sein – ausser wenn ich zu viele Aufritte habe oder ich mich zu oft im Fernsehen sehe. Dann kann es passieren, dass ich mich nicht mehr ausstehen kann.

Was für eine Kindheit hattest du?

Einzelkind in der Agglo. Klassenclown. Nerd. Und sehr viel Musik. Ich war Mitglied von verschiedenen Bands und sang im Schülerchor.

Zentraler Ort deiner Jugend?

Der Computer in meinem Zimmer. Meine Mutter ist Informatikerin und deshalb war ich das erste Kind in unserem Dorf, das einen Computer hatte und später auch der erste Teenager, der ein Handy sein Eigen nennen konnte. Ich bin also sozusagen der erste Digital Native und der erste Influencer der Schweiz.

Grausamste Bestrafung, unter der du als Kind leiden musstest?

Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, war langweilig und trist. Als junger Mensch glaubte ich, daran sei ich schuld. Heute weiss ich, es lag am Dorf.

Wie heisst das Dorf?

Das Dorf muss namenlos bleiben, sonst bekomme ich ganz viele böse Briefe (lacht).

Stimmt es, dass du als Kind auf einem Plakat als Model zu sehen warst?

Das ist wahr. Mit acht Jahren war ich auf einem «Venedig»-Plakat für den Reiseveranstalter Railtours zu sehen. Drei Jahre später machte ich Werbung für die Evangelisch-reformierte Landeskirche.

Wie kam es?

Meine Mutter hatte ohne meine Einwilligung Bilder von mir auf einer der ersten Bilderdatenbanken überhaupt platziert. Im Fall der Evangelisch-reformierten Landeskirche wurde ich vor Erscheinen des Plakates zudem nicht einmal von ihr informiert. Ich erfuhr davon erst, als meine Klasse während einer Schülerreise plötzlich vor einer Wand stehen blieb und alle Kinder schrien: «Der Karpi ist auf einem Plakat! Der Karpi ist auf einem Plakat!»

Wie lautete der Werbespruch auf dem Plakat?

Stark ohne Gewalt.

1991 erschien die Nirvana-Platte «Nevermind». Darauf abgebildet: Ein nacktes Baby unter Wasser, das nach einem Dollarschein an einem Angelhaken taucht. Ein Herr namens Spencer Elden wurde damit als «Nirvana Baby» bekannt – offenbar gegen seinen Willen. Er versuchte später dagegen auf Schadenersatz zu klagen. Droht Railtours und der Evangelisch-reformierten Kirche möglicherweise demnächst eine Klage von dir?

Nein. Aber ich denke, ich könnte meine Mutter deswegen rechtlich belangen. Falls also ein Anwalt dieses Interview liest und diesen Fall gern übernehmen möchte, soll er bitte mit mir Kontakt aufnehmen (lacht).

Sag jetzt bitte kurz und knapp, in welchen Dingen sich der Glaube lohnt: Bäume?

Wieso nicht.

Jesus Christus?

Nein.

Jan Böhmermann?

Nein.

FC Zürich?

Keine Ahnung.

Vom Fussball oder vom FC Zürich?

Von beidem.

Kinder?

Durchaus. Aber ich finde, wir sollten unsere Kinder nicht verklären. Ich bin ein Jünger der «Southpark»-Schule.

Kannst du das bitte kurz erklären?

Ich glaube nicht an das Bild des unschuldigen und naiven Kindes.

Wie alt war deine Tochter, als sie das erste Wort sagte?

Das war kurz vor ihrem ersten Geburtstag.

Wie lautete das erste Wort?

Es war ein Affengeräusch. Gemäss Aussage unserer Kinderärztin zählt dieses Geräusch als erstes gesprochenes Wort.

Wie lautete das zweite Wort?

Nochmals ein Tiergeräusch. Kurz danach folgte das Wort «Mama». Papa folgte erst viel später.

«Grundsätzlich macht es viel Spass Karpi zu sein», sagt Patrick Karpiczenko.
«Grundsätzlich macht es viel Spass Karpi zu sein», sagt Patrick Karpiczenko.
Bild: Johan Lindqvist

Weil die Diskussionen mit deiner heute zweijährigen Tochter nach wie vor etwas einseitig sind, gehst du für die G&G-Rubrik «Babywalk» einmal im Monat mit einem prominenten Menschen spazieren. Gibt es noch andere Gründe, warum du sie regelmässig zu Kinderarbeit verknurrst?

Meine Tochter soll es nicht besser haben, als ich es einst hatte. Ich erwarte zudem von ihr, dass sie mich deswegen später ebenfalls gerichtlich belangen wird.

Mir scheint, dass deine Tochter nicht nur Freude an den Spaziergängen mit Jacqueline Badran, Gülsha Adilji, Mike Müller, Marco Rima und so weiter hat: Bei wem weinte sie bisher am meisten?

Am unwohlsten fühlte sie sich mit Psychoanalytiker Peter Schneider. Mit ihm spazierte ich durch den Central Park in Manhattan in New York City. Diese Folge wird aber erst noch ausgestrahlt. Und die vielen Tränen lagen weniger an Peter Schneider als vielmehr an den unglaublich hohen Temperaturen, die während unseres Spazierganges herrschten.

Welcher Prominente hat dich als Babyflüsterin oder -flüsterer positiv überrascht?

Mike Müller ist wie Katzengras für Kinder. Was wohl auch der Grund dafür ist, dass er mehrfacher Götti ist.

Welcher Promi hat deine Tochter während des «Babywalk» nachhaltig beeindruckt?

Viktor Giacobbo.

Liebt deine Tochter grosse Ohren?

Möglicherweise. Viktor hat meine Tochter während des ganzen Spazierganges aber immer wieder aktiv bespasst.

Wie viele Leserbriefe hast du bekommen, nachdem du während des «Babywalk» zusammen mit SP-Nationalrätin Jacqueline Badran auf dem Waldboden deiner Tochter die Windeln gewechselt hast?

Das Wickeln löste einen einzigen bösen Tweet auf Twitter aus. Im Beitrag nicht zu sehen ist, wie mich Jacqueline Badran rügt, weil ich meiner Tochter sage, sie sei ein herziges Kind. Frau Badran ist davon überzeugt, dass solche Aussagen den Charakter eines Kindes verderben können.

Was hast du ihr darauf geantwortet?

Ich sagte Frau Badran, dass ich sie auch sehr herzig finde. Was dazu führte, dass sie rot im Gesicht wurde. Sie rechnete wohl nicht damit, dass ich ihr ein Kompliment machen würde.

Der beste Ort in Zürich für einen Spaziergang?

Die Hundewiesen hinter dem Sihlcity.

Die Rubrik «Babywalk» hat ein natürliches Ablaufdatum.

Das stimmt. Natascha, meine Freundin, hat schon gemeint, wir müssten wohl ein zweites Kind machen, falls es eine zweite Staffel von «Babywalk» geben soll. Du siehst also: Wir geben wirklich alles für das Schweizer Fernsehen SRF.

Wirklich wahr, dass dich Hazel Brugger zum «Babywalk» inspiriert hat?

Das stimmt. Wir liefen mit unseren Kinderwagen durch Köln, während wir zynische Kommentare über unsere Babys machten. Leider war niemand mit einer Kamera dabei.

Was sagte deine Partnerin Natascha Beller, als du ihr zum ersten Mal vom Projekt «Babywalk» erzählt hast?

Sie fragte mich, ob sie die Drohne fliegen könne.

Deine Freundin scheint ein pragmatischer Mensch zu sein.

Was ich weiss, ist: Natascha ist erstaunlicherweise ein grosser Fan von mir.

Das Fernsehpublikum liebte die Spaziergänge mit deiner Tochter. Hazel Brugger hingegen wird, seit sie Mutter geworden ist, des öfteren als humorlos betitelt. Warum haben es Künstlerinnen mit Baby schwerer als Künstler mit Baby?

Schuld daran sind die weit verbreiteten Vorurteile in der Gesellschaft. Hazel Brugger ist kein bisschen unlustiger geworden, nur weil sie jetzt Mutter einer Tochter ist. Sie ist nach wie vor frech und überhaupt nicht bieder. Hazel und ihr Mann Thomas Spitzer haben, wie fast alle Menschen, die Eltern sind, unterschätzt, wie stark das Schlafmanko nach der Geburt eines Kindes anwächst und wie belastend das sein kann.

Hazel Brugger wandte sich im vergangenen März an ihre Fangemeinde und erklärte, sie wolle beruflich kürzertreten, weil sie das Touren mit Kind und die «Hotelnächte mit durchstückeltem Schlaf» überschätzt habe.

Ich fand das gut. Aber nochmals zurück zur vorherigen Frage: Ich glaube, die Feuilletonisten und die alten weissen Journalisten haben einfach etwas pikiert reagiert, weil Hazel nicht mehr Single ist. Denn Hazel geht es jetzt ähnlich wie den Mitgliedern von Boygroups früher: Die mussten doch auch möglichst lange vermeintlich Single bleiben, damit ihre Anziehungskraft bei den Fans keinen Schaden nimmt.

Wie geht es aktuell deinem Energiehaushalt?

Ich arbeite heute deutlich weniger als vor der Geburt unserer Tochter. Ich gebe aber zu, auch ich und meine Freundin kämpfen mit Schlafmangel. Es fühlt sich oft an wie Folter. Dieser Meinung ist übrigens auch die Genfer Konvention. Es ist aber wirklich der einzige Vorwurf, den wir unserer Tochter machen – ansonsten ist sie ein Goldschatz.

Hazel Brugger betreibt zusammen mit ihrem Mann den Podcast «Nur verheiratet» und gibt darin Einblicke ins Familienleben. Natascha Beller und du vermarkten eure Beziehung ähnlich publikumswirksam für den Boulevard. Darf ich fragen, wann euer Podcast «Nur mit Kind» Premiere feiert?

Natascha hat mir diese Idee auch schon vorgeschlagen. Wir haben auch schon darüber gewitzelt, wo wir den Podcast aufnehmen könnten.

Wo wäre das?

Im Tipi-Zelt, das wir kürzlich unserer Tochter geschenkt haben. Es hat eine exzellente Akustik.

«Meine Tochter soll es nicht besser haben, als ich es einst hatte. Ich erwarte zudem von ihr, dass sie mich deswegen später ebenfalls gerichtlich belangen wird»: Patrick «Karpi» Karpiczenko über sein Gesprächsformat «Babywalk».
«Meine Tochter soll es nicht besser haben, als ich es einst hatte. Ich erwarte zudem von ihr, dass sie mich deswegen später ebenfalls gerichtlich belangen wird»: Patrick «Karpi» Karpiczenko über sein Gesprächsformat «Babywalk».
Bild: SRF/Oscar Alessio

Ein Tick, für den du deine Tochter liebst?

Ihren Bewegungsdrang.

Ein Tick, für den du deine Freundin Natascha besonders liebst?

Ihren Humor.

Dein Tick während des Schreibens von Texten?

Das hat auch mit meinem ADHS zu tun. Ich schreibe wild, unkonzentriert, zusammenhangslos und in Skizzen. Am Ende muss ich darum immer zuerst Aufräumen, damit der Text auch für andere Menschen lesbar wird.

Wirfst du vor dem Aufräumen Ritalin ein?

Ich habe noch nie Ritalin genommen. Vielleicht ist genau das mein Problem. Ich denke, dieses Medikament könnte mir noch guttun.

Hast du einen Comedian-Pullover, also ein Kleidungsstück, in dem du dich schreibend besonders wohlfühlst?

Während des Textens trage ich gerne meine Joggingschuhe. Sie verhindern, dass ich müde werde oder gar einschlafe. Mit Turnschuhen an den Füssen ist mein Puls automatisch erhöht.

Wird die deutsche Sprache tendenziell reicher oder ärmer?

Reicher.

Dein Lieblingssatz von Mike Müller?

Ich durfte an den Oltener Kabaretttagen die Laudatio für ihn halten. Mike war danach sichtlich gerührt und hat mich ganz lang gedrückt. Das hat mich sehr gefreut.

Dein Lieblingssatz von Lara Stoll?

Ich finde die Stimme von Lara spektakulär. Sie ermöglicht ihr Sätze, die so sonst keine Komikerin so schafft.

Die mächtigste Frau, mit der du je Abendessen warst?

Meine Tochter.

Der mächtigste Mann, mit dem du je Essen warst?

Mein Vater.

Vermisst du Dominic Deville immer noch?

Ja.

Hat Dominic Deville immer noch ein Problem damit, dass du klüger bist als er?

Was? Hat er das gesagt? Nein, nein … Das war doch nur Teil unserer Performance, dass ich ihn ständig korrigiert habe. Mit persönlicher Dynamik hat das aber rein gar nichts zu tun.

Wird es laut oder leise, wenn ihr euch streitet?

Leise.

Dominic Deville erzählte mir vor ein paar Wochen, er frage sich manchmal, was aus seiner TV-Show «Deville Late Night» geworden wäre, wenn du noch dabei wärst. Fragst du dich das manchmal auch?

Ja, klar.

Und?

Ich wäre sicher weniger glücklich, als ich es heute bin.

Warum?

Das Schweizer Fernsehen SRF hätte wohl kaum das Budget für die Sendung erhöht. Konkret hätte das geheissen: Ich hätte eine schlechtere Show machen müssen. Und das hätte mich nicht glücklich gemacht, weil ich versuche, nur gute Dinge zu realisieren.

Du hast die Deville-Show einst verlassen, weil du «eine Umschulung zur Wetterfee» in Erwägung gezogen hast. Hat Thomas Bucheli von «SRF Meteo» deine Bewerbung abgelehnt oder warum ist aus diesem Berufswunsch bisher noch nichts geworden?

G&G hat für die Rubrik «Babywalk» einfach mehr Geld geboten (lacht schallend).

Du als Wetterfee, Michael Elsener als Michèle: Den Schweizer Komikern scheint das Cross-Dressing gerade viel Spass zu machen. Wie kommt’s?

Weisst du nicht, «SRF Meteo» ist die Sendung beim Schweizer Fernsehen mit den höchsten Budgets. Als Komiker kann ich von solchen Gagen nur träumen.

Das Frausein hat dich demnach nur bedingt interessiert.

In diesem Fall wäre es nur Mittel zum Zweck gewesen.

Und was ist an den Gerüchten dran, dass das Schweizer Fernsehen SRF dich gern als Nachfolger von Dominic Deville hätte?

Wenig.

«Ich wäre sicher weniger glücklich, als ich es heute bin»: Patrick «Karpi» Karpiczenko über das Ende der Zusammenarbeit mit Dominic Deville.
«Ich wäre sicher weniger glücklich, als ich es heute bin»: Patrick «Karpi» Karpiczenko über das Ende der Zusammenarbeit mit Dominic Deville.
Bild: Mali Lazell

Wie geht’s eigentlich deiner Karriere als Programmierer?

Sagen wir es so: Wenn mich ab morgen niemand mehr aus der Schweizer Medienbranche anruft, werde ich künftig mein Geld als Game-Designer verdienen. Diese Leidenschaft lodert nach wie vor in mir, wenn auch im Hintergrund.

Gibt es eigentlich auch Dinge, die du nicht gut kannst?

Sport kam sehr spät in mein Leben. Heute gehe ich hin und wieder joggen. Im Fernsehen schaue ich ihn nach wie vor nicht. Konfliktbewältigung ist ebenfalls kein Steckenpferd von mir.

Wann kamst du dir das letzte Mal wie ein Idiot vor?

In den Ferien weilten wir, wie erwähnt, in New York. Wir wohnten in einem Apartment, in dem wir fast verschmachtet sind. Erst nach zwei Wochen realisierten wir, dass es eine Klimaanlage gibt.

Hast du schon einmal zugeschlagen?

Nein.

Deine heimliche, bünzlige Seite?

Ich bin ein Effizienz-Wichser.

Wie bitte?

Ich bin eine Selbstoptimierer und überlege mir bei jeder Tätigkeit, die ich ausführen muss, wie ich sie optimieren kann. Heute Nachmittag überlegte ich mir zum Beispiel, wie ich auf dem kürzesten Weg zu unserem Treffpunkt komme, nur um ein paar Sekunden sparen zu können.

Für das SRG-Portal Swissinfo hast du vor Kurzem das Video-Satireformat «Switzerland says Sorry!» ins Leben gerufen. Bei wem solltest du dich eigentlich noch entschuldigen?

Ähhmmm … bei einigen Ex-Freundinnen und bei mehreren früheren Mitarbeiter*innen.

Wer hat sich bei dir zuletzt entschuldigt? Und warum?

Sorry, da fällt mir gerade niemand ein.

Die schönste Entschuldigung, die du je erfahren hast?

Da fällt mir in diesem Moment auch niemand ein.

Wer entschuldigt sich schneller, du oder deine Freundin?

Ich.

Stellst du dir manchmal die Sinnfrage?

Nein.

Du weisst demnach, warum wir Menschen auf der Erde sind?

Profan gesagt geht es darum, dass jeder Mensch einfach alles einmal gemacht, ausprobiert und gespürt hat. Meiner Ansicht geht es also nicht um das Streben nach Glück, sondern um das Streben nach dem Gefühl des aktiven Erlebens des Lebens.

Hast du ein Testament?

Leider nein.

Patientenverfügung?

Leider nein.

Vorsorgeauftrag?

Ja.

Bist du Mitglied bei einer Sterbeorganisation?

Noch nicht.

Zum Schluss noch der grosse Talenttest: Schätze du jetzt bitte, lieber Karpi, dein Talent von null Punkten, kein Talent, bis zehn Punkte, Supertalent, ein: Koch?

Sieben Punkte. Ich bin ein sehr guter Koch, aber ein sehr langsamer. Ich koche immer nach Rezept, weil ich mir die Angaben für die Zutaten nie merken kann. Aber ich darf sagen: Meine Ess-Einladungen kommen meist ziemlich gut heraus. Allerdings stehe ich für ein wirklich gutes Essen meist einen ganzen Tag in der Küche.

Glückspilz?

Neun Punkte. Ich hatte bisher schon ganz viel Glück und denke darum hin und wieder: Warum gerade ich?

Feminist?

Da gebe ich mir eingebildete sechs Punkte.

Macho?

Fünf Punkte. Ich bin ein Frauenversteher, aber kein Macho. Im Internet werden solche Männer als Softboy bezeichnet. Ein Ausdruck, der sowohl seine positiven wie auch seine Arschloch-Seiten hat.

Wir sind am Ende.

Schon?

Ja.

Schade.

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