GBU-57 erstmals im EinsatzDiese US-Bombe trieb Trump zum Angriff auf den Iran
Dominik Müller
24.6.2025
Erstmals im Einsatz: Mega-Bombe gegen Irans tiefe Atomanlage - Gallery
Auf Satellitenaufnahmen der Atomanlage Fordo sind die mutmasslichen Einschlagslöcher der US-Bomben zu erkennen.
Bild: Keystone
Die schwere Bombe vom Typ GBU-57 kann nur von B-2-Tarnkappenbombern der US-Luftwaffe abgeworfen werden.
Bild: dpa
Die Bombe ist gut sechs Meter lang und mehr als 13 Tonnen schwer und kann auch tief unter der Oberfläche liegende Ziele angreifen. (Archivbild)
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Erstmals im Einsatz: Mega-Bombe gegen Irans tiefe Atomanlage - Gallery
Auf Satellitenaufnahmen der Atomanlage Fordo sind die mutmasslichen Einschlagslöcher der US-Bomben zu erkennen.
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Die schwere Bombe vom Typ GBU-57 kann nur von B-2-Tarnkappenbombern der US-Luftwaffe abgeworfen werden.
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Die Bombe ist gut sechs Meter lang und mehr als 13 Tonnen schwer und kann auch tief unter der Oberfläche liegende Ziele angreifen. (Archivbild)
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Nur die bunkerbrechende GBU-57 könnte die unterirdische Atomanlage Fordo zerstören, hiess es vor dem Einsatz. Die Waffe wurde bisher nur im Test abgeworfen – und machte für Trump ein US-Eingreifen nötig.
In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni haben die USA drei iranische Atomanlagen angegriffen.
Dutzende Kampfjets und Tankflugzeuge, mehrere Tarnkappenbomber, massive bunkerbrechende Bomben und von einem U-Boot abgefeuerte Marschflugkörper: Der komplexe US-Angriff war nach Militärangaben «monatelang» vorbereitet.
Bei dem «Mitternachtshammer» genannten Einsatz ging es den USA vor allem um die Zerstörung der tief unter der Erde liegenden Atomanlage Fordo. Nur das US-Militär hatte die besondere Munition, um die Anlage effektiv anzugreifen: eine Bombe vom Typ GBU-57.
GBU-57 – das Kürzel klingt unspektakulär, doch die Zerstörungskraft des massiven Bunkerbrechers ist gewaltig. Der mit einem GPS-System präzisionsgelenkte Bunkerbrecher ist rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer. Aufgrund ihrer Dimensionen und des hohen Gewichts kann die Bombe nur von Tarnkappenbombern des Typs B-2 abgeworfen werden, über die ebenfalls nur das US-Militär verfügt.
Insgesamt 14 der Mega-Bomben wurden bei dem Einsatz von sieben Tarnkappenbombern abgeworfen, die meisten davon auf die besonders tiefe Anlage Fordo. Doch auch gegen unterirdische Einrichtungen in der Atomanlage Natans, die die Israelis bereits angegriffen hatten, kamen die massiven Bunkerbrecher nach US-Angaben zum Einsatz.
Die GBU-57-Bombe gehört zu einer Art der Bunkerbrecher, die auch unter dem amerikanischen Kürzel MOP bekannt ist («Massive Ordnance Penetrator»; auf Deutsch etwa «schwere durchdringende Bombe»).
Wie stark ist die Kraft der Bombe?
Die Bombe wurde vom Hersteller Boeing im Auftrag des US-Militärs speziell für tief unter Felsgestein, dicken Erdschichten oder Beton liegende Ziele entwickelt. Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts – beschleunigt durch einen Abwurf aus grosser Höhe – rammt die tonnenschwere Bombe mit einer besonders gehärteten Wolfram-Spitze den Weg für ihre Sprengstoffladung frei. Die Detonation erfolgt dann erst in der Tiefe.
«Die Ummantelung des Sprengkopfs ist aus einer speziellen Hochleistungs-Stahllegierung hergestellt und das Design ermöglicht eine grosse Sprengladung unter Beibehaltung der Integrität der Bombe während des Einschlags», heisst es in einem erklärenden Dokument des US-Militärs zur Funktionsweise.
Wie lief das Bombardement ab?
Die Angriffe im Iran waren der erste Kampfeinsatz der Bombe in der US-Geschichte. Zuvor war sie lediglich in einem Versuchsgebiet der US-Luftwaffe im dünn besiedelten südwestlichen Bundesstaat New Mexico zu Testzwecken mehrfach abgeworfen worden. Generalstabschef Dan Caine sagte, das Bombardement in der Nacht zum Sonntag sei nach rund 25 Minuten abgeschlossen gewesen.
Caine sagte weiter, der erste B-2-Bomber habe in Fordo zwei GBU-57 «auf den ersten von mehreren Zielpunkten» abgeworfen. Eine Satellitenaufnahme des Geländes in Fordo zeigte nach dem US-Angriff mehrere Löcher, die vermutlich den Einschlaglöchern der Bomben entsprachen, wo diese in den Boden rammten. Zur Explosion dürfte es dann erst tief unter der Erde gekommen sein, weswegen oberirdisch auch kein grosser Krater zu sehen war.
Die Zahl der erkennbaren Löcher legt nahe, dass jeweils zwei Bomben an der gleichen Stelle abgeworfen wurden, um besonders tief in den Berg vorzudringen.
Der «New York Times» zufolge kann sich die GBU-57 rund 60 Meter tief in den Untergrund bohren, um dort ihre bis zu 2,3 Tonnen schwere Sprengstoffladung zu zünden. Weil die Atomanlage Fordo tief unter der Erdoberfläche liege, sei das US-Militär zu dem Schluss gekommen, dass mehrere, jeweils an der gleichen Stelle einschlagende Bomben nötig wären, um den schwer gesicherten Komplex zu zerstören.
Die Zeitung zitierte Schätzungen, wonach sich die Anlage in der Nähe der Stadt Ghom womöglich 80 bis 110 Meter unter der Oberfläche befinden soll. Wie tief sie tatsächlich liegt, ist unklar.
Hat GBU-57 Trump in den Iran-Einsatz getrieben?
Seit mehr als einer Woche war Israel bereits Luftangriffe auf den Iran geflogen, doch das Hauptziel konnte man nach eigenen Angaben nicht allein erreichen: Die Zerstörung von Irans Atomprogramm. Mittlerweile haben sowohl die israelische Regierung als auch das iranische Staatsfernsehen einen Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern bestätigt.
Bereits in den Tagen vor dem US-Angriff berichteten mehrere US-Medien, dass die Regierung Israels die USA zu einem Schlag mit GBU-57-Bomben drängen würde. Der Grund: Die Atomanlage Fordo liegt so tief im Boden, dass Israel sie nicht allein ausschalten konnte – daher brauchte es nach Sicht der Regierung in Jerusalem die massive Bombe aus den USA.
Offenbar konnte sie US-Präsident Donald Trump letztlich überzeugen. Israels US-Botschafter Yechiel Leiter hatte sich in einem Interview mit Fox News deutlich ausgedrückt: «Am Ende dieser ganzen Operation muss Fordo ausgeschaltet sein.»
Einsatz mithilfe von Tankflugzeugen
Die zum Abwurf der GBU-57 benötigten Tarnkappenbomber mit einer Reichweite von bis zu 9600 Kilometern sind regulär ausschliesslich auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman im US-Bundesstaat Missouri stationiert – also rund 11'000 Kilometer Luftlinie von Fordo entfernt. Bei einem Einsatz über grössere Distanzen müssen die Bomber in der Luft betankt werden.
Dass das kein Hinderungsgrund sein muss, zeigt ein früherer – von der US-Luftwaffe bestätigter – B-2-Einsatz in Afghanistan. Der Staat am Hindukusch ist noch etwas weiter von Whiteman entfernt als der Iran.
Dem US-Militär zufolge waren «Dutzende» Tankflugzeuge an dem komplexen Angriff gegen den Iran beteiligt. Sie dürften auch die zahlreichen Kampfflugzeuge in der Luft betankt haben, die die Bomber in den iranischen Luftraum eskortierten.
Ein KC-45A-Tankflugzeug betankt einen B-2 Tarnkappenbomber.
Keystone
Wieso ist Fordo so wichtig?
Nach israelischen Angaben war die gut geschützte Anlage in der Nähe der Stadt Ghom das wichtigste verbliebene Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern. Andere bedeutende Ziele des Atomprogramms in Natans, Teheran und Isfahan hat Israel bereits angegriffen.
In Fordo drehten sich zuletzt nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Hunderte Zentrifugen mit Überschallgeschwindigkeit, mit denen beinahe waffentaugliches Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt werden kann.
Die politische Führung in Teheran strebt nach eigenen Angaben nicht nach Atomwaffen. Allerdings gibt es Zweifel an dieser Darstellung – auch weil der Iran als einziges Land ohne Atomwaffen derart hochangereichertes Uran produziert.
Ist Irans Atomprogramm jetzt zerstört?
Die Frage, wie erfolgreich der Angriff auf das iranische Atomprogramm war, ist allerdings noch immer unbeantwortet.
Als US-Präsident Donald Trump nach dem Angriff am Samstagabend vor die Medien trat, erklärte er stolz: «Kein anderes Militär weltweit hätte das machen können». Irans entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung seien komplett zerstört worden.
Doch schon kurz darauf buchstabierte Trumps Team zurück. Bereits am Sonntagmorgen sprach Verteidigungsminister Pete Hegseth lediglich von der «Auslöschung der iranischen Nuklearambitionen». Inwiefern die Infrastruktur zerstört wurde, blieb er vage.
US-Vizepräsident JD Vance relativierte gar die Absicht hinter der Operation: Ziel sei lediglich ein Rückschlag für das iranische Atomprogramm gewesen, nicht dessen Zerstörung. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Entwicklung einer Atomwaffe substanziell verzögert haben, und das war das Ziel dieses Angriffs», sagte Vance. Auf die Rückfrage eines Journalisten sagte Vance: «Stark beschädigt oder vernichtet – ich bin nicht ganz sicher, was der Unterschied ist.»
Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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