Late Night USA «Oh, was ich für den Kronprinzen tun würde...»

Philipp Dahm

17.5.2025

Seine erste Auslandsreise in der zweiten Amtszeit: Donald Trump öffnet in Riad sein Herz  – und die Saudis dafür ihr Portemonnaie.
Seine erste Auslandsreise in der zweiten Amtszeit: Donald Trump öffnet in Riad sein Herz  – und die Saudis dafür ihr Portemonnaie.
Screenshot: YouTube/Late Night with Seth Meyers

Donald Trump hat sich auf seiner Nahost-Reise die Taschen vollgemacht, meint zumindest Late-Night-Host Seth Meyers. Kritiker seiner Nahost-Politik und seines Gaza-Kurs will das Weisse Haus mundtot machen.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Late Night with Seth Meyers» unterstellt Donald Trump, seine erste Auslandsreise nur des Geldes wegen in den Nahen Osten gemacht zu haben.
  • Die Trump-Familie macht in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten gute Geschäfte.
  • Die Folge: Trump spricht heute gänzlich anders über Katar und Saudi-Arabien als in seiner ersten Amtszeit.
  • Wer Kritik an Trumps Nahost-Politik uns insbesondere seinem Gaza-Kurs äussert, kann grosse Probleme bekommen.

Es gibt «Andeutungen», dass sich Donald Trumps Nahost-Reise nur ums schnöde Geld dreht, weiss Seth Meyers. Selbst unter Republikaner rumort es, belegt der eingespielte News-Bericht: «Willkommen im Sumpf – jetzt unter neuer Führung», wird die rechte «National Review» zitiert.

«Wie könnt Ihr es wagen?», greift Meyers ein. «Donald Trump hat Saudi-Arabien nicht als seine erste offizielle Reise ausgewählt, weil seine Familie dort Milliardengeschäfte macht.» Und prompt folgt der widerlegende News-Clip: CNN zeichnet ab Minute 2:01 nach, welche Geschäfte die Präsidenten-Familie in den besuchten Ländern macht.

In Dschidda in Saudi-Arabien entstehe gerade ein Trump Tower, erklärt Journalistin Kaitlan Collins. In Katar habe Sohn Eric gerade eine neue Strandvilla mit Golfplatz erstanden – und die letzte Station seines Vaters in den Vereinigten Arabischen Emiraten sei Heimat der neuesten Krypto-Firma der Familie: World Liberty Financial

Auch Musk profitiert

«Tut mir leid», tut es Meyers gar nicht leid, «man weiss rein vom Namen her, dass World Liberty Financial eine offensichtliche Abzocke ist. Es ist, als würde man Reitern eine Asteroidenversicherung verkaufen.» Der 51-Jährige mimt eine Grosi: «Sie sagen mir, dass sie jederzeit einfach vom Himmel fallen können? Und alles, was Sie brauchen, sind mein Pass, meine Geburtsurkunde, meinen Führerausweis und Online-Zugang zur Bank?»

Wo sind die Asteroiden? Meyers als einfältiges Grosi am Telefon.
Wo sind die Asteroiden? Meyers als einfältiges Grosi am Telefon.
Screenshot: YouTube/Late Night with Seth Meyers

Nicht nur Trump habe sich im Nahen Osten bereichert – auch Elon Musk sei mit an Bord gewesen, um dort mit seinen Tesla-Robotern zu «hausieren», heisst es in «Late Night with Seth Meyers» weiter. «Stellen sie es sich vor, als hätten sie ihren eigenen C-3PO oder R2-D2», sagt Musk auf dem Podium eines Investmentforums in Riad.

«So spät noch eine Brezel, Sir?» Meyers will offenbar keinen persönlichen C-3PO: «Der nervt immer wegen irgendwas rum.»
«So spät noch eine Brezel, Sir?» Meyers will offenbar keinen persönlichen C-3PO: «Der nervt immer wegen irgendwas rum.»
Screenshot: YouTube/Late Night with Seth Meyers

Was Trump über «Kultur, Geschichte und Tradition» Katars weiss, zeigt der Clip ab Minute 4:04: «Bei Katar gibt es ungefähr sechs Arten, es auszusprechen», erzählt der 78-Jährige. «Von Katter bis Katar, richtig?» Doch ihm habe man beschieden, er könne es aussprechen, wie er will.

Von «Terror-Finanzierer» zum Top-Freund

«Trump scheint nicht super-interessiert an den Details der US-Politik gegenüber diesen Ländern zu sein, solange kein Geld für ihn rausspringt», meint der Late-Night-Host. Der Einspieler ab Minute 5:03 zeigt Trump dann auch noch, wie er in Saudi-Arabien bei einem Empfang döst.

Der Moment, in dem Trump in Saudi-Arabien erwacht und sich – laut Meyers – fragt: «Wo zur Hölle bin ich?»
Der Moment, in dem Trump in Saudi-Arabien erwacht und sich – laut Meyers – fragt: «Wo zur Hölle bin ich?»
Screenshot: YouTube/Late Night with Seth Meyers

Was aber bekommen diese Länder für das Geld, dass sie in Trumps Familie investieren? «Schauen wir uns an, wie Trump früher über Saudi-Arabien und Katar geredet hat», sagt Meyers. Im Clip ab Minute 7:38 wirft Trump 2016 den Saudis vor, Bill Clinton viel Geld für eine Rede gezahlt zu haben, wonach Aussenministerin Hillary Clinton ein Waffengeschäft abnickte.

Katar beschuldigt der New Yorker 2017, ein «Terror-Finanzierer» zu sein – «auf einem sehr hohen Niveau». 2025 tönt das ganz anders: «Wir hatten noch nie so eine starke Beziehung zu Katar wie heute», sagt Trump auf seiner Reise. «Wir werden euch beschützen.»

«Oh, was ich für den Kronprinzen tun würde...»

Zuvor in Saudi-Arabien wird Trump noch herzlicher: «Der Gentleman gleich vor mir ist euer grösster Repräsentant», ruft er Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad zu. «Ich mag ihn sehr. Ich mag ihn zu sehr. Darum geben wir so viel, wisst Ihr? Zu sehr! Ich mag ihn zu sehr!» Und: «Oh, was ich für den Kronprinzen tun würde... »

Trumps Liebesbekundungen gehen dem Kronprinzen offenbar ans Herz. Rechts im Hintergrund wird Elon Musk Zeuge der modernen Romanze.
Trumps Liebesbekundungen gehen dem Kronprinzen offenbar ans Herz. Rechts im Hintergrund wird Elon Musk Zeuge der modernen Romanze.
Screenshot: YouTube/Late Night with Seth Meyers

Könnten diese Golf-Staaten nicht Gegenleistungen verlangen, fragt sich sogar der konservative Sender «Fox News». «Absolut nicht», versichert Trumps Sprecherin Karoline Leavitt. «Denn sie kennen Donald Trump und sie wissen, dass er nur an das Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit denkt.»

Während Trump sich im Ausland bereichere, würde seine Partei im Inland Kürzungen im Sozialbudget von 880 Millionen Dollar in den nächsten zehn Jahren planen: 13,7 Millionen könnten ihre Krankenversicherung bis 2034 verlieren, heisst es weiter.

Wer Trumps Nahost-Politik kritisiert, bekommt Ärger

Wer Trumps Profite kritisiert, kann bei der Einreise Probleme bekommen, wie das Beispiel des linken YouTubers Hasan Piker zeige: Die Grenzwacht habe ihn stundenlang zu seinen politischen Ansichten befragt. Der 33-Jährige sollte seine Meinung zu Trump, Israel und Gaza äussern.

Late Night USA – Amerika verstehen
blue News

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

«Das ist natürlich nur der jüngste Versuch des Trump-Regimes, Kritik an Amerikas Komplizenschaft beim Gaza-Krieg zu unterdrücken», so Meyers. «Sie haben bereits maskierte Agenten geschickt, um Studenten verschwinden zu lassen, deren Meinung sie nicht mögen.»

Eine Mehrheit der Bevölkerung lehne Trumps Gaza-Kurs ab, doch Kritik daran könne sogar zu Verhaftung führen, wie das Beispiel von Ben Cohen, Mit-Gründer von «Ben & Jerry's» bei einer Anhörung in Washington zeige.

«Wir werden nicht wegsehen», sagt Cohen später vor der Presse. «Wir werden. Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Wir werden alles uns Mögliche tun, um unsere Regierung dazu zu bringen, sich nicht mehr mitschuldig dabei zu machen, kleine Kinder zu Tode hungern.» «Er hat recht, und ich applaudiere ihm dafür, dass er sich einsetzt», endet Meyers.