Spanien bietet Hafen an Lage auf der «Open Arms» eskaliert – Migranten springen über Bord

DPA

18.8.2019

Ein Migrant steht an Deck der «Open Arms» von der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Das spanische Rettungsschiff harrte tagelang mit Dutzenden geretteter Migranten vor Lampedusa aus, ehe sich Spanien bereiterklärte, einen sicheren Hafen zu öffnen.
Ein Migrant steht an Deck der «Open Arms» von der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Das spanische Rettungsschiff harrte tagelang mit Dutzenden geretteter Migranten vor Lampedusa aus, ehe sich Spanien bereiterklärte, einen sicheren Hafen zu öffnen.
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Der Kapitän der «Open Arms» hatte vor einer tickenden Zeitbombe gewarnt – nun haben erste Migranten auf dem Schiff die Nerven verloren. Nach zweieinhalb Wochen auf See sprangen sie ins Meer, um Land zu erreichen. Grund: Jetzt sollen die Retter Spanien ansteuern.

Die dramatische Lage auf dem spanischen Rettungsschiff «Open Arms» ist nach zweieinhalb Wochen auf hoher See eskaliert. Verzweifelte Migranten sprangen am Sonntag ins Meer – offenbar um zu versuchen, die nahe gelegene italienische Insel Lampedusa schwimmend zu erreichen. Spanien hatte zuvor der «Open Arms» offiziell Algeciras in Andalusien als sicheren Hafen angeboten. Jedoch würde die rund 1800 Kilometer lange Fahrt erneut mehrere Tage auf hoher See für die erschöpften Migranten bedeuten.

 «Ich habe veranlasst, dass der Hafen von Algeciras für den Empfang der #OpenArms aktiviert werden soll», twitterte der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntag. «Spanien handelt immer in humanitären Notfällen.» 

Die Option, nach Spanien zu fahren, sei «höchst unwahrscheinlich», sagte hingegen ein Sprecher der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms der Deutschen Presse-Agentur. Die Migranten, die sich in die Fluten stürzten, reagierten offenbar auf die Nachrichten aus Spanien.

Die Lage auf der «Open Arms» sei so schlimm, dass mehrere Migranten ins Meer gesprungen seien, schrieb der Gründer der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms, Oscar Camps, am Sonntag zu einem entsprechenden Video auf Twitter. «Wir haben seit Tagen davor gewarnt, die Verzweiflung hat Grenzen. Sie springen ins Wasser und Helfer versuchen, sie aufzuhalten.»



Das spanische Fernsehen zeigte Bilder von Menschen an Bord, die Weinkrämpfe erlitten, andere reagierten wütend. Die Crew versuchte, die Menschen zu beruhigen. «Jetzt wollen sie, dass wir 950 Meilen fahren, weitere fünf Tage (...), zum am weitesten entfernten Hafen im Mittelmeer, mit einer untragbaren Situation an Bord?», fragte Camps. Die «Open Arms» müsste von ihrer Position aus noch einmal die gesamte nordafrikanische Küste entlang fahren, um Südspanien zu erreichen.

Laut der Nachrichtenagentur SDA haben die Flüchtlingshelfer das Angebot zur Einfahrt in einen südspanischen Hafen daher abgelehnt. Der Vorschlag der Regierung in Madrid, die Hafenstadt Algeciras anzusteuern, sei angesichts der Notlage an Bord «vollkommen undurchführbar», sagte laut SDA eine Sprecherin der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Sonntag dem Radiosender Cope.

Nachdem 27 unbegleitete Minderjährige am Samstag auf der italienischen Insel Lampedusa von Bord durften, harrten noch 107 Migranten auf dem Schiff der spanischen NGO aus. Seit Donnerstag liegt das Schiff in unmittelbarer Nähe von Lampedusa. Jedoch weigert sich Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini strikt, die Menschen an Land zu lassen.

«Die unfassbare Reaktion der italienischen Behörden und insbesondere des Innenministers Matteo Salvini, alle Häfen zu schliessen», habe Spanien zur Öffnung von Algeciras veranlasst, heisst es in einer Mitteilung der Regierung in Madrid. Salvini reagierte auf Twitter: «Wer hart bleibt, gewinnt.»

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