Late Night USA Weil sie Ostereier in der Hose haben – Polit-Fetztage im Late-Night-TV

Philipp Dahm

17.4.2019

Man ist Einiges gewohnt von Donald Trump, und doch überrascht der US-Präsident stets aufs Neue mit seiner «unorthodoxen Art». Sogar die Late-Night-Hosts.

Late Night Seth Meyers

Den Anfang macht Seth Meyers, weil der in seinem Monolog vor zwei Tagen mal wieder seinen Präsidenten derart an die Wand genagelt hat, dass es unchristlich wäre, jetzt nicht mehr darüber zu reden. Aber es ist auch ein Kreuz mit Donald Trump: Wenn Sie zu denen gehören, die keine Lästereien mehr über ihn hören wollen, haben wir einen Tipp: Sehen Sie den Mann in den Originalauschnitten bei den Minuten 0:25, 1:52, 4:50, 8:11 und 9:19 an.

Und nun verraten Sie bitte mal, wie man da nicht bitterböse kalauern oder zynisch  kommentieren soll. Nicht zuletzt deshalb hat das Video übrigens in zwei Tagen knapp 1,9 Millionen Views – sagen wir mal – provoziert.

Worum geht es? Seit drei Jahren weigert sich Donald Trump, seine Steuererklärung offenzulegen. Er muss das nicht, aber es hat sich seit Jahrzehnten etabliert, dass Präsidenten genau das tun. Doch diese Tradition kümmert den Amtsinhaber wenig: Er redet sich mit laufenden Pseudo-Revisionen heraus, die ihn daran hindern. Das Statement dazu, das ab Minute 0:25 bestaunt werden kann:

Trump und Italien inspirieren Seth Meyers.
Trump und Italien inspirieren Seth Meyers.
Sceenshot: YouTube

«Nun, es gibt gerade eine Buchprüfung. Ich mache das nicht. Wenn es keine Buchprüfung gebe, würde ich es machen. Ich hätte kein Problem damit. Aber während eine Buchprüfung gemacht wird, gebe ich meine Steuererklärung nicht heraus. Es gibt keine ... was auch immer. Jetzt sage ich das: Ich würde sie liebend gerne herausgeben, aber ich werde es nicht machen, solange es eine Buchprüfung gibt. Es ist ganz einfach.» Fast genau so komisch wie Trumps Zitat ist Meyers folgende «Schwarzes Loch»-Parodie.

Tatsächlich glaubt Trump auch, seine Steuererklärung sei einfach zu kompliziert, als dass der politische Gegner sie verstehen könnte, wie er ab 1:56 sagt. «Sie ist extrem kompliziert», erklärt der Republikaner. Nur die «grössten und besten Anwaltskanzleien» steigen da durch. Die Firma, die er beaufragt hat, sei «sehr, sehr gross und machtvoll im Sinne von Respekt». Einer «grossartigen Kanzlei» habe er alles übergeben.

«Ihr kennt sie», meint er. «Sie machen diese Sachen.» Eine «grosse Firma, grösser als sie es verstehen können. Ein grossartiges Unternehmen, aber es ist gross. Und es ist vielleicht meterhoch.» Was Meyers sofort erkennt: Würde der Kongress Trumps Sprache sprechen, würden die Dokumente villeicht schon lange vorliegen.

Screenshot: YouTube

Auch Trumps Pressefrau Sarah Huckabee-Sanders glaubt, dass der Kongress zu blöd ist, die «angenommenen» Tausende von Seiten zu überblicken. Ein schöner Anlass ab Minute 4:50 ein Best of der gröbsten Verbalausrutscher des Mannes aus dem Weissen Haus sowie die klügsten Kongressköpfe der Republikaner zu zeigen.

Wir springen noch zu Minute 7:50, wo es um das neue Lieblingsthema des Millionärs geht: Migranten. Trump sagt, man müsse nicht nur die Asylgesetze loswerden, sondern «ehrlich gesagt auch die Richter». Hm, wer soll denn dann die verurteilen, die Sonderermittler Robert Mueller auf Trump gehetzt haben? Egal, dem umtriebigen Geschäftsmann wird schon was einfallen.

The Late Show with Stephen Colbert

Stephen Colbert ist der König der Late-Show-Stars, wenn es um absolute Zuschauerzahlen geht. Seine Audienz beginnt mit dem Notre-Dame-Inferno und dem «guten Rat», denn Trump den Einsatzkräften in Paris via Twitter gibt:

Colbert: «Glaubt er eigentlich, dass sie in Frankreich jedesmal bei einem Notfall sagen: Sehr, die Kathedrale brennt. Lasst uns auf Donald Trumps Twitter-Feed checken, was los ist ... Er sagt, wir müssen schnell reagieren: Holt die Pferde, holt Wasser ... Warum haben wir nicht an Wasser gedacht??? Wir haben immer Käse genommen ...» In Tat und Wahrheit wurde von offiziöser Stelle sogar aufgenommen, was Washington vorgeschlagen hat:

Übrigens hat der US-Präsident neben der französischen Feuerwehr auch den Boeing-Bossen seine Expertise angeboten. Und er kündigte auf Twitter an, Tiger Woods einen Orden verleihen zu wollen.

Kein Wunder, dass Trump den 43-Jährigen bewundert: Der Golf-Profi beherrscht den Sport, dem auch er sich verschrieben hat, und hat sich wie er ins Rampenlicht zurückgekämpft, nachdem zuvor zu oft am unehelichen Handicap geschraubt wurde.

Aber das sind alles bloss Peanuts, denn am Donnerstag wird endlich der Mueller-Bericht veröffentlicht, der eigentlich schon gestern fällig war:  Ein Schelm, wer denkt, dass da jemand eine breitere Diskussion mit den Oster-Feiertagen abwürgen will.

Colberts Monolog im Video

Quelle: Youtube

Bonus: Colbert in London auf den Spuren des Brexits

Stephen Colbert auf Spurensuche in London

Quelle: Youtube

Late Night USA – Amerika verstehen

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten die wohl beste Navigationshilfe: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

Bilder des Tages
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