Einsatz ab Juni Rettet das Covid-Zertifikat die Sommerferien im Ausland?

Lukas Meyer

19.5.2021

Ferien am spanischen Strand? Ob man dabei Masken tragen muss, hängt nicht vom Covid-Zertifikat ab – ob man überhaupt hinkommt, aber schon.
Ferien am spanischen Strand? Ob man dabei Masken tragen muss, hängt nicht vom Covid-Zertifikat ab – ob man überhaupt hinkommt, aber schon.
Bild: KEYSTONE

Am 7. Juni sollen die ersten Covid-Zertifikate ausgestellt werden. Im Inland ist deren Einsatz befristet vorgesehen – für Reisen könnte man sie aber noch länger brauchen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Lukas Meyer

19.5.2021

Das Covid-Zertifikat spielt eine wichtige Rolle bei den geplanten nächsten Lockerungen. Die ersten solchen Zertifikate sollen ab dem 7. Juni schrittweise ausgestellt werden, ab Ende Juni soll allen eines zur Verfügung stehen. Das gab Gesundheitsminister Alain Berset an einer Pressekonferenz bekannt. Zum Einsatz kommen soll es aber nur in bestimmten Bereichen und zumindest im Inland nur für eine kurze Zeit – das Zertifikat ist gemäss Berset nur eine «Übergangslösung».

Wer bekommt ein Covid-Zertifikat?

Im Covid-Zertifikat sollen nicht nur Impfungen, sondern auch überstandene Corona-Infektionen sowie negative PCR- oder Antigen-Tests eingetragen werden. Berset erklärte, im Monat Juni werde man das Zertifikat schrittweise ausrollen. Man könne nicht auf einen Schlag allen ein Zertifikat in die Hand drücken. «Das ist eine riesige logistische Übung.»

Eine Pflicht, ein solches Zertifikat zu haben oder auf sich zu tragen, wird es aber nicht geben.

Welche Form wird das Zertifikat haben?

QR-Code, App – in welcher Form wird das Zertifikat eigentlich ausgestellt? Zur genauen Form gab es noch keine Hinweise. Dafür braucht es eine technische Verordnung.

Wer ist für die technische Umsetzung verantwortlich?

Der Bund setzt auf eine eigene Lösung: Die technische Umsetzung arbeitet das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) aus – EU-kompatibel, sicher und möglichst einfach soll sie sein.

Und wer stellt das Zertifikat aus?

Ausgestellt wird das Zertifikat am Schluss nicht vom Bund – man erhält es laut BAG voraussichtlich bei Impfzentren, Arztpraxen, Spitälern, Apotheken oder Testzentren. Die Daten werden nicht zentral gespeichert. Wenn man das Zertifikat verliert, muss man es bei der Stelle, von der man es erhalten hat, neu anfordern. 

Was ist die Rolle der Kantone?

Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri sagte am Point de Presse des BAG am Dienstag, dass die Kantone daran seien, die Grundlagen für die Umsetzung des Covid-Zertifikats einzuführen. Wie ist da der Stand? «Derzeit sind noch einige Fragen seitens Bund ungeklärt», teilt etwa das Aargauer Gesundheitsdepartement auf Anfrage von «blue News» mit. Man arbeite eng zusammen, um das voranzutreiben.

«Die Prozesse zur Bereitstellung der nötigen Informationen sind in Vorbereitung», heisst es von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich. Dabei handle es sich um Arbeiten auf der technischen Ebene, etwa bei der Nutzung von Impfdaten, wie auch auf der Prozessebene, was Tests oder durchgemachte Covid-Erkrankungen anbelange.

Das BAG seinerseits sagt: «Zu Fragen bezüglich des Einbezugs der Stakeholder wird das BIT zu gegebener Zeit informieren.»

Wofür kann man das Zertifikat brauchen?

Für den Einsatz des Zertifikats hat der Bundesrat drei Bereiche definiert:

Wo das Zertifikat Pflicht sein soll – und wo nicht

  • Grüner Bereich: An Orten des öffentlichen Lebens soll kein Covid-Zertifikat nötig sein. Beispiele: ÖV, Läden, Arbeitsplatz, Schulen und Behörden.
  • Oranger Bereich: Hier kann der Zugang an ein Zertifikat geknüpft werden, wenn sich die epidemiologische Lage verschlimmert. Beispiele: Bars, Restaurants, Veranstaltungen im Kultur- und Sportbereich. Das Zertifikat kann von Betrieben auch freiwillig eingeführt werden.
  • Roter Bereich: Hier soll das Zertifikat Pflicht sein. Beispiele sind das internationale Reisen, Grossveranstaltungen und Discos – also «Orte, die aus epidemiologischer Sicht heikel sind».

Wie lange soll das Zertifikat zum Einsatz kommen?

Das Covid-Zertifikat soll im Inland zeitlich befristet und nur so lange wie nötig zum Einsatz kommen. Im Drei-Phasen-Modell des Bundesrates tritt die Schweiz voraussichtlich ab Ende Juli in die sogenannte Normalisierungsphase ein, wenn alle Erwachsenen Zugang zur Impfung hatten und die Einschränkungen schrittweise aufgehoben werden. Private könnten das Zertifikat danach weiter verlangen, der Bund erachtet das aber nicht mehr als notwendig.

Und mit dem Covid-Zertifikat kann man reisen, oder?

Das ist das Ziel – kann aber noch nicht definitiv garantiert werden. Alle Länder haben ein Interesse daran, dass ihre Zertifikate überall anerkannt werden und umgekehrt. «Wenn es technisch funktioniert, gehen wir davon aus, dass das der Fall ist», betonte Berset – sowohl mit der EU wie auch etwa mit der USA.

Bei internationalen Reisen wird das Covid-Zertifikat voraussichtlich deutlich länger zum Einsatz kommen als im Inland.

Kommt es rechtzeitig für die Sommerferien?

Wenn die Pläne des Bundes aufgehen: Ja. Ende Juni soll das Zertifikat allen zur Verfügung stehen, also rechtzeitig für die Sommerferien, die in einigen Kantonen Anfang Juli beginnen.


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Was ist denn der Stand beim Projekt der EU?

Die Schweizer Lösung muss unbedingt kompatibel sein mit jener der EU. Auch hier soll das Zertifikat ein fälschungssicherer Nachweis für eine Corona-Impfung, einen frischen Test oder eine überstandene Covid-Erkrankung sein. Ziel ist einfacheres Reisen in Europa mit einheitlichen Regeln. Das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten streiten sich noch um Details – gestern kam es zu keiner Lösung, morgen wird weiter verhandelt. 



Das EU-Parlament setzte sich für kostenlose Tests ein. Die Einmischung des EU-Parlaments wollen allerdings nicht alle EU-Staaten, weil dies in die Kompetenz der Länder fällt. Ausserdem ging es um die Frage, ob das Zertifikat automatisch Reisefreiheit in Europa bedeutet oder ob und wie die EU-Staaten einschränken können.