Prämien nicht gezahlt Über 160'000 Schweizer schulden den Krankenkassen Geld

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7.2.2020

Immer mehr Schweizer zahlen ihre Krankenkassenprämien nicht (Symbolbild).
Immer mehr Schweizer zahlen ihre Krankenkassenprämien nicht (Symbolbild).
Bild: Archiv

Die Schulden der Schweizer bei den Krankenkassen steigen und steigen. So viele Menschen wie nie zuvor zahlen ihre Prämien auch nach Mahnung nicht. Eine neue Statistik zählt über 165'000 Fälle von Zahlungsausstand.

Immer mehr Menschen in der Schweiz haben Schulden bei den Krankenkassen. Zuletzt waren es so viele wie nie zuvor: Laut einer neuen Statistik des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zählen die Kassen insgesamt 166'327 Personen, die ihre Prämien nicht zahlen.

Und das trotz mehrfacher Aufforderung und Mahnung: Die Statistik erfasst nur diejenigen, bei denen nach Betreibung letztlich der Kanton die Kosten übernehmen musste. Ein Anstieg der Schulden – schweizweit verdoppelten sie sich laut «Tages-Anzeiger» innerhalb von acht Jahren bis 2018 auf etwa 453 Millionen Franken – wurde auch dort verzeichnet, wo der Kanton schwarze Listen führt, auf denen die Prämiensäumigen vermerkt sind. 

Umstrittene schwarze Listen

Die auf diesen Listen Vermerkten bekommen von den Kassen ausser in Notfällen keinerlei medizinische Behandlung mehr bezahlt. Doch diese Praxis der Abschreckung steht mehr und mehr in der Kritik. Schliesslich wachsen die Listen immer weiter – ihre abschreckende Wirkung scheinen sie zu verfehlen. Laut «Tages-Anzeiger» verzehnfachten sich etwa in St. Gallen die Namen auf der Liste, Ähnliches soll auch aus Schaffhausen, Zug und Aargau berichtet werden.

«Aus unserer Sicht zeigt das Führen der Liste nicht die gewünschte Wirkung», zitiert die Zeitung den Leiter der SVA Schaffhausen Bruno Bischof. Deshalb glaube er, dass das Parlaments im Zuge der Revision des kantonalen Krankenversicherungsgesetzes auch prüfen wird, die Listen abzuschaffen. Geschehen ist dies bereits 2018 in Solothurn und Graubünden. SP-Nationalrat Angelo Barrile will die Listen komplett verbieten lassen veranlasste eine diesbezügliche Motion.

Trotz dramatischer Fälle wie jenem des HIV-Kranken, der 2017 in Chur starb, weil er auf der schwarzen Liste stand und deshalb keine Medikamente erhielt, glauben manche Kantone fest an die Wirksamkeit der Listen. Im Thurgau etwa, wo das Instrument 2007 eingeführt wurde, werden sogar Kinder erfasst. Hier gehe die Zahl der Erfassten laut «Tages-Anzeiger» zurück.

Verschiedene Ideen für Alternativen

Der Präsident des Krankenkassenverbands Santésuisse, Heinz Brand, meint hingegen gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Es ist inzwischen eine weit verbreitete Erkenntnis, dass sie wenig bis nichts bringen.» Viele Menschen könnten die Prämienlast nicht mehr stemmen. «Wir sprechen hier von einer sozialpolitischen Zeitbombe», wird Brand zitiert. Die Zahlen könnten nicht «ausdrücken, wie viel Leid und Probleme die Zahlungsnot in manchen Familien sowie bei Rentnerinnen und Rentnern verursacht».

Alternative Vorschläge gibt es: Im Nationalrat wird bald über ein Kostendämpfungsprogramm beraten, das auch neue Versicherungsmodelle beinhaltet. Die CVP plant derweil eine Kostenbremse-Initiative, derzufolge die Krankenkassenprämien nicht schneller als die Löhne steigen dürfen. Die SP hat bereits die Kostenentlastungs-Initiative eingereicht. Sie hat das Ziel, dass ein Haushalt nicht mehr als zehn Prozent seines Einkommens für die Prämien ausgeben soll.

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