Kuriose Heilmittel Mit Dampf und Pflanzendrink gegen das Virus

dpa/tafu

7.5.2020

Der Kampf gegen das Coronavirus führt weltweit zu teils abstrusen Ideen. Einige Menschen setzen auf uralte Traditionen, andere auf fragwürdige Praktiken. Und manche Vorschläge sind schlicht absurd.

Im Kampf gegen das Coronavirus sind gute Ideen gefragt. Doch weltweit beschreiten einige Menschen dabei unkonventionelle Wege: von alternativen und skurrilen bis zu absurden oder gar gefährlichen Heilmitteln.

Pflanzliche Heilmittel sind in vielen Kulturen tief verankert. Der Präsident der Afrika vorgelagerten Gewürzinsel Madagaskar etwa stellte jüngst einen «Covid Organics» genannten Gesundheitsdrink vor. Das auf Basis der heimischen Artemis-Pflanze hergestellte Getränk soll nach seinen Worten Immunität stärken, vor zahlreichen Viren und Fieber schützen – vor allem vor Lungenkrankheiten.



Der Trank wurde an Schülerinnen und Schüler im Land verteilt, inzwischen haben auch andere afrikanische Länder Lieferungen bestellt. Allerdings warnte unter anderem der Leiter der medizinischen Akademie der Insel, der wissenschaftliche Erfolg des Trunks sei nicht nachgewiesen.

Royale Heilung durch Ayurveda?

In Indien verkündete das Ayurveda-Ministerium bereits kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle, dass traditionelle Medizin gegen Covid-19 helfen könnte. Doch nach Kritik sagte die Regierung lediglich, dass Alternativmedizin das Immunsystem gegen das neuartige Coronavirus stärken könne, aber keine Heilung sei. Das Ministerium behauptete zunächst auch, dass Prinz Charles durch eine Ayurveda-Behandlung von Covid-19 geheilt worden sei – dies wies Charles Büro aber zurück.



In Venezuela gab es einen ähnlichen Vorschlag von Nicolás Maduro: Der Präsident empfahl zunächst auf Twitter eine Kräutermischung als Heilmittel gegen das Coronavirus. Der Post wurde inzwischen aber wieder gelöscht. Und Chinas Präsident Xi Jinping sagte, 90 Prozent der wieder genesenen Corona-Patienten hätten auch traditionelle chinesische Medizin erhalten.

Eukalyptus und Ingwer

In etlichen Ländern wird in der Corona-Krise auf traditionelle Medizin gesetzt. Etwa in Bolivien, wo es einen grossen Anteil an Indigenen in der Bevölkerung und einen Minister für Traditionelle Medizin gibt. «In Bolivien haben wir Pflanzen, die helfen können», meinte jüngst der stellvertretende Minister für traditionelle Medizin, Felipe Quilla Muni.

Beliebt ist ein Dampf aus Eukalyptus und Kamille. Die Leute atmen diesen ein; etwa in Dampfkabinen, die in der Nähe einiger Krankenhäuser und Banken aufgestellt wurden.

In Indonesien ist seit Beginn der Covid-Krise die Nachfrage nach rotem Ingwer gestiegen, der das Immunsystem besonders stärken soll. Dadurch schossen die Preise in die Höhe. Ähnlich war das auf Sri Lanka bei Kurkuma-Pulver. Daraufhin setzte die Regierung dort eine Preisobergrenze fest.



WHO mahnt zur Vorsicht

Doch bei all dem Hype um pflanzliche Medikamente gegen Covid-19 mahnte jüngst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Vorsicht. Auch bei traditioneller Medizin und Praktiken müsse «die Wirksamkeit und Sicherheit durch rigorose klinische Studien» getestet werden.

Manche lehnen sich bei Vorschlägen zu Do-it-yourself-Heilmitteln ziemlich weit aus dem Fenster. In Nepal etwa empfahl der Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli, dass man sich vor einer Coronavirus-Ansteckung schützen könne, indem man heisses Wasser trinke und Dampf-Therapie mache. Das Video ging viral.

Abstruse Ideen und Gottes Hilfe

Auch Donald Trump liess die Öffentlichkeit an einigen ungewöhnlichen Ideen teilhaben: Der Präsident der USA ermunterte bei einer Pressekonferenz Forscher dazu, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen. Ausserdem sinnierte er über Optionen, starkes Licht «in den Körper» zu bringen, um Corona-Infektionen zu behandeln. Später betonte er, dies sei nur «Sarkasmus» gewesen.

Wenn all das nicht gegen Covid-19 wirkt, hilft aus Sicht des Präsidenten Tansanias vor allem eins: beten. Im Vergleich zu den meisten anderen afrikanischen Staaten hat John Magufuli in dem ostafrikanischen Land wenig strenge Massnahmen verhängt.

«Es macht keinen Sinn, Kirchen oder Moscheen zu schliessen, denn das sind die einzigen Orte, an denen wir Gott um Vergebung bitten können. Wir sollten weiterhin beten, damit Gott uns vor diesem Unheil bewahren kann», sagte Magufuli jüngst. Auch andere Länder wie Kenia riefen wegen der Corona-Krise einen nationalen Tag des Betens aus; die Bürger wurden aber gebeten, diesen zu Hause zu begehen.

Im besonders stark von der Lungenkrankheit betroffenen Italien werden inzwischen die Corona-Massnahmen langsam gelockert. Da drehen sich Ideen nicht um Covid-19 selbst, sondern wie die Strandsaison 2020 gerettet werden könnte. Sonnenbaden in Corona-Zeiten? Kein Problem: etwa mit transparenten Plastikbarrieren und eingebauten Desinfektionsmittel-Spendern oder Plexiglas-Boxen um Sonnenliegen.

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