Zeit für den Kaderschnitt Zeit für den Kaderschnitt – Teil 6:
Wer sorgt im Zentrum für Ordnung im Schweizer Spiel?

Syl Battistuzzi

10.7.2018

Für wen gibt es neben Granit Xhaka noch Applaus bei den Schweizern?
Für wen gibt es neben Granit Xhaka noch Applaus bei den Schweizern?
Bild: Keystone

Das Kapitel «WM 2018» ist für die Schweiz abgeschlossen, das Resultat bekanntermassen ernüchternd. Nun wird es Zeit für einen sanften Umbruch. Einige ältere Spieler müssen sich zurückziehen, um Platz für talentierte Junge zu schaffen. Denn was bei einem verpassten Kaderschnitt passiert, ist bei Titelverteidiger Deutschland zu sehen. Deshalb hier eine Vision für die nächste Mission. Heute nehmen wir die zentralen Mittelfeldspieler unter die Lupe.

Zentrales Mittelfeld

Aktuell im WM-Kader:

Valon Behrami (33)

An der WM unser Vorzeigekämpfer. Behrami meldete sogar Superstar Neymar mit seiner Galligkeit ab. Aufgrund seines kräfteraubenden Spiels ist Behrami häufig verletzt oder muss immer wieder pausieren. So würde es erstaunen, wenn Behrami bei der nächsten Grossveranstaltung noch an Bord ist. Er würde mit seiner «Grinta» definitiv fehlen.

Blerim Dzemaili (32)

Der Bologna-Spieler durfte bei der WM auf der Zehnerposition auflaufen. Dzemaili kam zwar immer wieder zu Torchancen, zeigte sich aber selten kaltblütig. Ein typischer Skorer ist er sicher nicht, dafür schätzt Petkovic ihn vor allem für seine Defensivarbeit. Nichtsdestotrotz ist Dzemaili hinter der Spitze am falschen Platz. Die nächsten Monate muss sich der Zürcher beweisen, ansonsten dürfte bald jemand anderes seine Position einnehmen.

Gelson Fernandes (31)

Bereits 67 Länderspiele hat der Frankfurt-Legionär auf dem Buckel. Seit 2007 wird der lebensfrohe Balleroberer regelmässig für die Nati aufgeboten, obwohl er in seinen diversen Vereinen ebenfalls selten Stammspieler war. Sein letztes wichtiges Spiel über 90 Minuten für den SFV war an der WM 2010 gegen Spanien, wo der ansonsten torimpotente Fernandes den entscheidenden Treffer markierte. Als wichtiges Bindeglied innerhalb des Teams kann man Fernandes immer noch nominieren, die sportliche Rechtfertigung fällt dafür immer schwerer.

Remo Freuler (26)

Verdiente sich sein WM-Aufgebot mit starken Leistungen beim italienischen Überraschungsteam Atalanta Bergamo. In 35 Spielen traf er fünf Mal und lieferte drei Assists. In Russland kam er aber nicht zum Einsatz. Dies dürfte sich in naher Zukunft jedoch ändern, wenn der intelligente Ballverteiler wie bis anhin stetig die Karrierleiter emporsteigt.

Remo Freuler will sich in der Nati festbeissen.
Remo Freuler will sich in der Nati festbeissen.
Bild: Keystone

Granit Xhaka (25)

Der Arsenal-Taktgeber ist unumstrittener Chef im Schweizer Mittelfeld. Wenn es Xhaka nicht läuft, stockt der Schweizer Motor. Der Basler hat bereits 66 Länderspiele auf dem Buckel und dabei zehn Tore erzielt. Er übernimmt auch gerne Verantwortung und wird die Nati in den nächsten Jahren weiterhin prägen. Kurzum: Unverzichtbar.

Denis Zakaria (21)

Der Genfer hat auch bei Gladbach gleich eingeschlagen und sich einen Stammplatz erkämpft. Mit seiner Dynamik und Zweikampstärke könnte Zakaria in naher Zukunft Valon Behrami ablösen. Falls er weiterhin so überzeugt und sich vielleicht noch ein wenig öfters in die Offensive einschaltet, steht ihm in der Nati eine goldene Zukunft bevor.

Mögliche Alternativkandidaten:

Pajtim Kasami (26)

Der Wandervogel ist in der Schweiz bei Sion gestrandet. Das hätte sich der talentierte Mittelfeldpuncher vor ein paar Jahren wohl nicht vorstellen können. Wenn der feinfühlige Kasami sich auf seine Stärken besinnt, ist der 12-fache Nationalspieler nicht nur zu gut für die Super League, sondern auch eine Verstärkung für die Nati. Jetzt muss er endlich konstant sein Potenzial abrufen, denn jünger wird auch Kasami nicht.

Edimilson Fernandes (22)

Im Wallis seine Karriere lanciert hat hingegen Edmilson Fernandes. Der Cousin von Gelson Fernandes war noch im 26-Mann-WM-Aufgebot, Petkovic verzichtete dann aber auf den dynamischen Legionär von West Ham. Mit Cheikhou Kouyaté, Pedro Obiang, Manuel Lanzini, Captain Mark Noble und Neuzuzug Jack Wilshere als Hauptkonkurrenten wird es aber trotz seiner Vielseitigkeit nicht einfach für ihn, genügend Spielzeit zu bekommen. Falls doch, steht ihm die Türe zur Landesauswahl weit offen.

Djibril Sow (21)

Nach seinem Abenteuer bei Gladbach hat Djibril Sow mit dem Wechsel zu YB alles richtig gemacht. Bei den Bernern war er Denker und Lenker im Mittelfeld. Der intelligente und flinke Sow bringt das ganze Paket mit, was es für einen modernen Mittelfeldspieler braucht. Sow hat zwar schon bei Petkovic reinschnuppern dürfen, im Nati-Trikot auflaufen konnte er aber bisher noch nicht. Eigentlich kann es bei ihm nur eine Frage der Zeit sein.

Djibril Sow will weiterhin bei YB  glänzen.
Djibril Sow will weiterhin bei YB  glänzen.
Bild: Getty Images

Im Blickfeld:

Nedim Bajrami (19)

Der schnelle und spielstarke Bajrami ist seit letzter Saison bei den Grasshoppers gesetzt. Der bodenständige Jungspund kann im Mittelfeld alle Positionen besetzen und ist auch taktisch schon sehr weit für sein Alter. Wenn es mit seiner Karriere weiter so steil aufwärts geht, wird Bajrami bald einen Auslandtransfer anstreben. Und dann auch sein erstes Aufgebot für die A-Nati erhalten.

Anto Grgic (21)

Bereits Erfahrungen im Ausland gesammelt hat Anto Grgic. Der Mittelfeldstratege hat sich beim VfB Stuttgart jedoch nicht in die Startelf spielen können. Jetzt ist der ehmalige FCZ-Junior bei Sion gelandet. Dort nähert sich Grgic dem Niveau von früher an, als er beim FCZ trotz seines jungen Alters mit seiner Ruhe am Ball und Torgefahr für Aufsehen sorgte. Defizite hat Grgic bei der Schnelligkeit und Dynamik. Falls er im Wallis überzeugt, könnte Grgic eine interessante Option für Petkovic werden.

Fazit:

Das Trio Xhaka/Behrami/Dzemaili wird wohl bald gesprengt werden. Behrami ist verletzungsanfällig und nicht mehr der Jüngste. Kollege Dzemaili muss sich ebenfalls gegen die jüngere Konkurrenz wehren. Für Behrami stünden mehrere Kandidaten bereit, insbesondere Zakaria darf sich berechtigte Hoffnungen machen. Für die Zehnerposition haben wir keinen klassischen Regisseur in der Hand, Kasami oder Fernandes könnten aber vielleicht mehr Torgefahr bei gleicher Stabilität bringen. Mit Freuler, Sow, Bajrami und Grgic haben wir zudem mehrere interessante Spieler mit unterschiedlichen Qualitäten zur Auswahl.

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