Kommentar Bürki hat der Nati genug gegeben, er darf reinen Gewissens kürzertreten

Patrick Lämmle

7.1.2019

Roman Bürki kehrt der Nati bis auf weiteres den Rücken.
Roman Bürki kehrt der Nati bis auf weiteres den Rücken.
Bild: Keystone

Roman Bürki wird Vladimir Petkovic vorerst nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist für die Nati nicht weiter schlimm und aus Sicht des Torhüters absolut verständlich.

Kein Nati-Spieler sorgte in den letzten Tagen für mehr Schlagzeilen als Roman Bürki. Erst wird er vom «Kicker» zum besten Goalie der Bundesliga-Vorrunde gekürt, dann sorgt er mit Fotos auf Instagram für Lacher. Am Sonntag sorgt er für einen weiteren Aufreger: Bürki kehrt der Nati vorerst den Rücken, um sich voll und ganz auf den Klub zu konzentrieren.

Der eine oder andere nimmt ihm diesen Entscheid übel. Doch ehe man Bürki verurteilt, sollte man sich in seine Lage versetzen. 2014 reiste Bürki als Nummer 3 zur WM nach Brasilien und spielte wenig überraschend keine Minute. Nach dem Turnier trat die damalige Nummer 1, Diego Benaglio, zurück. Yann Sommer erbte den seinen Status, Bürki stieg zur Nummer 2 auf. Daran änderte sich nichts und solange Vladimir Petkovic Nationaltrainer ist, hätte sich daran auch nichts geändert. Ein echter Wettbewerb besteht auf der Goalieposition nicht.

Bürki hat an zwei Weltmeisterschaften und an einer Europameisterschaft teilgenommen, dazwischen stand der 28-Jährige der Schweiz in nahezu allen Qualispielen als Ersatzmann zur Verfügung . Auf dem Weg zur EM 2016 hat er nur gegen San Marino (7:0) und Andorra (2:1) gespielt, in der WM-Quali 2018 kam er, genau wie an der WM selbst, nie zum Einsatz.

Bürki kommt nur als Nummer 1 zurück

Für den ehrgeizigen Bürki ist das keine befriedigende Situation. Er gehört inzwischen zu den besten Torhütern der Welt, steht mit Dortmund an der Tabellenspitze der Bundesliga und hat sich für die Champions-League-Achtelfinals qualifiziert. Seit der WM im Sommer hat er alle sechs Nati-Spiele wegen «Verletzungen» verpasst. Im Klub fehlte er aber nie, die «Verletzungen» waren jeweils so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. Wahrscheinlich hat Bürki schon vor Monaten innerlich mit der Nati abgeschlossen. Und so ist es nur konsequent, dass er nun einen Schlussstrich zieht.

Sollte ein Engpass entstehen, so würde er aber eine allfällige Nominierung annehmen. Konkret dürfte das heissen: Sollte sich Yann Sommer verletzen, so würde er einem Aufgebot Folge leisten. Als Nummer 2 würde er aber nicht mehr zur Nati stossen.

«Der grösste Fan»

Auf Instagram schreibt Bürki am Ende seiner ausführlichen Erklärung: «Ich bitte Euch alle um Verständnis für meine Entscheidung, die für den einen oder anderen sicher schwer nachzuvollziehen sein wird. Ich versichere Euch, dass ich auch während der Zeit, in der ich nicht für die Schweiz auflaufe, der grösste Fan unserer Auswahl sein werde!»

Ja, wir haben Verständnis. Wer sich sechs Jahre lang ohne Aufzumucken auf die Bank setzt, obwohl er in dieser Zeit zu einem Weltklasse-Torhüter reifte, der darf ohne schlechtes Gewissen kürzertreten. Bürki hat in all den Jahren alles gegeben und dafür wenig bekommen. Sein Pech ist, dass mit Yann Sommer ebenfalls ein Top-Torhüter im Kasten steht und das volle Vertrauen des Trainers geniesst.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Liebe Fans, Ihr habt es vielleicht schon gelesen: Ich habe mich dazu entschieden, zumindest in diesem Jahr in eine Art Standby-Modus zu schalten, was meine Nationalmannschafts-Karriere angeht. Seid Euch sicher, dass mir dieser Schritt alles andere als leicht fällt und dass ich ihn mir wirklich lange überlegt habe. Auch das Schreiben dieser Zeilen geht mir nicht leicht von der Hand. Es war und ist für mich einfach die größte Ehre überhaupt, das Trikot meines Heimatlandes tragen zu dürfen. Darüber steht nichts, aber auch gar nichts mehr! Ich habe jede Sekunde, die ich mit diesem Team auf dem Rasen verbringen durfte, genossen und geliebt. Und wie gesagt: Ich schließe nicht aus, dass in Zukunft weitere Einsätze hinzukommen, die mich mit Stolz erfüllen würden. Sollte Not am Mann sein, und ich wäre für den Trainerstab die bestmögliche Alternative, würde ich meiner Verantwortung selbstverständlich gerecht werden und immer helfen, wo ich kann. Das habe ich dem Verband versprochen. Und dazu stehe ich! Nach sechs Jahren und drei Turnieren für die Schweizer Nationalmannschaft ist in mir während der vergangenen Wochen aber die Entscheidung gereift, mich vorerst voll auf meinen Verein, Borussia Dortmund, fokussieren zu wollen. Ich hoffe, dass junge Schweizer Torhüter die Chance nutzen werden, um sich im Training von Vladimir Petkovic und Patrick Foletti zu beweisen und wichtige Erfahrungen rund um das Nationalteam zu sammeln. Ich bitte Euch alle um Verständnis für meine Entscheidung, die für den einen oder anderen sicher schwer nachzuvollziehen sein wird. Ich versichere Euch, dass ich auch während der Zeit, in der ich nicht für die Schweiz auflaufe, der größte Fan unserer Auswahl sein werde! Euer Roman Bürki

Ein Beitrag geteilt von Roman Bürki (@rbuerki) am

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport