Roman Bürki wird Vladimir Petkovic vorerst nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist für die Nati nicht weiter schlimm und aus Sicht des Torhüters absolut verständlich.
Kein Nati-Spieler sorgte in den letzten Tagen für mehr Schlagzeilen als Roman Bürki. Erst wird er vom «Kicker» zum besten Goalie der Bundesliga-Vorrunde gekürt, dann sorgt er mit Fotos auf Instagram für Lacher. Am Sonntag sorgt er für einen weiteren Aufreger: Bürki kehrt der Nati vorerst den Rücken, um sich voll und ganz auf den Klub zu konzentrieren.
Der eine oder andere nimmt ihm diesen Entscheid übel. Doch ehe man Bürki verurteilt, sollte man sich in seine Lage versetzen. 2014 reiste Bürki als Nummer 3 zur WM nach Brasilien und spielte wenig überraschend keine Minute. Nach dem Turnier trat die damalige Nummer 1, Diego Benaglio, zurück. Yann Sommer erbte den seinen Status, Bürki stieg zur Nummer 2 auf. Daran änderte sich nichts und solange Vladimir Petkovic Nationaltrainer ist, hätte sich daran auch nichts geändert. Ein echter Wettbewerb besteht auf der Goalieposition nicht.
Bürki hat an zwei Weltmeisterschaften und an einer Europameisterschaft teilgenommen, dazwischen stand der 28-Jährige der Schweiz in nahezu allen Qualispielen als Ersatzmann zur Verfügung . Auf dem Weg zur EM 2016 hat er nur gegen San Marino (7:0) und Andorra (2:1) gespielt, in der WM-Quali 2018 kam er, genau wie an der WM selbst, nie zum Einsatz.
Bürki kommt nur als Nummer 1 zurück
Für den ehrgeizigen Bürki ist das keine befriedigende Situation. Er gehört inzwischen zu den besten Torhütern der Welt, steht mit Dortmund an der Tabellenspitze der Bundesliga und hat sich für die Champions-League-Achtelfinals qualifiziert. Seit der WM im Sommer hat er alle sechs Nati-Spiele wegen «Verletzungen» verpasst. Im Klub fehlte er aber nie, die «Verletzungen» waren jeweils so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. Wahrscheinlich hat Bürki schon vor Monaten innerlich mit der Nati abgeschlossen. Und so ist es nur konsequent, dass er nun einen Schlussstrich zieht.
Sollte ein Engpass entstehen, so würde er aber eine allfällige Nominierung annehmen. Konkret dürfte das heissen: Sollte sich Yann Sommer verletzen, so würde er einem Aufgebot Folge leisten. Als Nummer 2 würde er aber nicht mehr zur Nati stossen.
«Der grösste Fan»
Auf Instagram schreibt Bürki am Ende seiner ausführlichen Erklärung: «Ich bitte Euch alle um Verständnis für meine Entscheidung, die für den einen oder anderen sicher schwer nachzuvollziehen sein wird. Ich versichere Euch, dass ich auch während der Zeit, in der ich nicht für die Schweiz auflaufe, der grösste Fan unserer Auswahl sein werde!»
Ja, wir haben Verständnis. Wer sich sechs Jahre lang ohne Aufzumucken auf die Bank setzt, obwohl er in dieser Zeit zu einem Weltklasse-Torhüter reifte, der darf ohne schlechtes Gewissen kürzertreten. Bürki hat in all den Jahren alles gegeben und dafür wenig bekommen. Sein Pech ist, dass mit Yann Sommer ebenfalls ein Top-Torhüter im Kasten steht und das volle Vertrauen des Trainers geniesst.