Teil 9: Olympique Lyon Memphis Depay: Der rappende Badboy mit dem Zauberfuss

Patrick Lämmle

29.1.2019

Memphis Depay jubelt nach einem Treffer gegen Paris Saint-Germain.
Memphis Depay jubelt nach einem Treffer gegen Paris Saint-Germain.
Bild: Keystone

Am 12. Februar beginnen die Champions-League-Achtelfinals. «Bluewin» stellt Ihnen täglich einen Spieler der Königsklasse vor. Teil 9: Memphis Depay von Olympique Lyon.

Als Depay im Sommer 2015 nach einer überragenden Saison bei PSV Eindhoven – er schoss das Team mit 22 Treffern fast im Alleingang zum Meistertitel – zu Manchester United wechselte, sagte der damalige Nationalmannschaftkollege Arjen Robben dem «Daily Mirror»: «Memphis kann einer der besten Spieler der Welt werden.» Diesen Beweis bleibt Depay bis heute schuldig. Nach zweieinhalb ziemlich erfolglosen Saisons in Manchester wechselte er im Winter 2017 zu Olympique Lyon.


Kein Zufallsprodukt: Solche Freistoss-Tore erzielt Depay immer wieder


Freistoss-Spezialist, pfeilschnell, technisch versiert, stark im Abschluss: An Talent mangelt es dem 24-Jährigen nicht, dafür an Professionalität und der nötigen Prise Demut. In Lyon hat der holländische Nationalspieler zwar seine Scorerqualitäten wiedergefunden, doch unumstritten ist er nicht. Beispiele gefällig?

Kein Ohr für gutgemeinte Ratschläge

Als Depay in Manchester einmal aus dem Kader flog, da sagte sein damaliger Mitspieler Wayne Rooney gegenüber der «Times», dass er Depay zu einem bescheideneren Auftreten geraten habe. Der Holländer folgte dem Rat nicht und fuhr beim nächsten Spiel mit der United-Reserve im Rolls Royce vor, trug eine Lederjacke und einen Cowboyhut.

Auch bei seinem aktuellen Verein sorgte Depay schon für Ärger. Als er im vergangenen Oktober auf der Bank Platz nehmen musste und nach seiner Einwechslung das 2:0 erzielte (Endstand 2:1), sagte er nach dem Spiel: «Ich kann es nicht mehr hören, dass ich das Match entschieden habe. Ich fühle mich noch immer nicht wie ein respektierter Spieler. Ich mache das ja jedes Mal, ich bin mental sehr stark.» Er müsse die Entscheidung des Trainers akzeptieren, aber er sei auch enttäuscht. «Ich denke, dass ich mehr verdiene und jedes Spiel spielen sollte», so Depay.

«Memphis, um eine wirklich grosse Karriere zu haben, wirst du demütiger sein müssen.»

Lyon-Trainer Bruno Genesio

Wie der französische Sender «RMC Sport» berichtete, reagierte Trainer Bruno Genesio mit einer Standpauke vor versammelter Mannschaft: «Ich möchte mich bei Memphis entschuldigen. Ich entschuldige mich für jedes Mal, wenn du zu spät zum Training gekommen bist. Ich entschuldige mich dafür, dass Du die Schuhe deines Sponsors trägst anstelle von denen des Klubs, obwohl das bekanntermassen verboten ist. Ich entschuldige mich für dein unangemessenes Aufwärmen in Angers, dafür, dass du zu spät warst und für deinen Mangel an Einstellung. Memphis, um eine wirklich grosse Karriere zu haben, wirst du demütiger sein müssen.»

«Der junge König lebt verschwenderisch»

Doch Demut und Bescheidenheit sind nicht Depays Stärken. Dafür ist er besonders gut, wenn es darum geht, sein Gangster-Image zu pflegen. In den sozialen Medien protzt er mit Luxus-Outfits und Blingbling, präsentiert seine Ganzkörpertattoos, raucht Zigarren, versucht sich als Rapper und schreibt Dinge wie: «Der junge König lebt verschwenderisch». Das alles tut er nicht ohne Erfolg, auf Instagram zählt der extrovertierte Fussball-Profi 5,9 Millionen Follower – sein meistgeschautes Rap-Video wurde auf Youtube schon fast acht Millionen Mal angeklickt.

Am 19.2. bietet sich Depay im Champions-League-Achtelfinal die nächste Chance, der Welt zu zeigen, dass er auch auf dem Platz zu den ganz Grossen zählt.

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