Nach seinem Erstrunden-Sieg bei den French Open schreibt Novak Djokovic eine politische Botschaft auf die TV-Kamera. Im schlimmsten Fall droht ihm dafür der Turnierausschluss.
Sportlich hat Novak Djokovic am Montag in Paris bereits ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Bei seinem Dreisatz-Sieg liess er Aleksander Kovacevic nicht den Hauch einer Chance. Spannend wurde es deshalb erst nach der Partie, als Djokovic die Gelegenheit für ein politisches Statement nutzte.
Auf serbisch schrieb er auf eine Kamera-Linse: «Kosovo ist das Herz Serbiens, stoppt die Gewalt.» Die Aktion teilte er später auch mit seinen Fans via Instagram.
Geht es um Unterstützung ...?
An der Medienkonferenz sprach der Serbe mit den internationalen Medien nicht über den Vorfall. Gegenüber den Journalisten aus seiner Heimat war er hingegen etwas ausführlicher. «Ich bin kein Politiker und habe nicht die Absicht, mich in politische Debatten einzumischen. Dieses Thema ist sehr heikel. Als Serbe tut mir alles, was im Kosovo passiert, sehr weh», wird er vom «Guardian» zitiert.
Weiter ergänzt er: «Ich weiss nicht, was die Zukunft für das serbische Volk und den Kosovo bringt, aber es ist notwendig, in solchen Situationen Unterstützung zu zeigen und Einigkeit zu demonstrieren.» Er sei gegen Kriege, Gewalt und jede Art von Konflikt. «Ich habe Mitleid mit allen Menschen, aber die Situation im Kosovo ist ein Präzedenzfall im Völkerrecht», hielt er weiter fest.
... oder ist es eine Provokation?
Djokovic ist kein Unbekannter auf der politischen Bühne. In der Vergangenheit hat er sich bereits mehrfach zu politischen Themen geäussert und wurde dafür sowohl gelobt als auch kritisiert. Einige sehen seine Statements als eine Möglichkeit, die serbische Nation zu vereinen und das Bewusstsein für die Probleme, mit denen die Serben konfrontiert sind, zu schärfen. Andere wiederum werfen ihm vor, sich zu sehr in politische Angelegenheiten einzumischen und seine Rolle als Sportler zu überschreiten.
In diesem konkreten Fall ist es Djokovic eigentlich untersagt, sich zu politischen und religiösen Themen im Rahmen des Turniers zu äussern wie «L'Equipe» berichtet. Dennoch ist das Grand-Slam-Reglement in dieser Hinsicht schwammig. Die Turnierverantwortlichen haben sich zur Botschaft bisher nicht geäussert. Im schlimmsten Fall muss Djokovic aber mit einem Turnierausschluss rechnen. Dies ist dem 36-Jährigen auch bewusst. «Ich weiss nicht, was passieren wird», sagte er. Tatsache sei, dass er es wieder tun würde.
Und die Welt blickt nach Serbien
Die Äusserungen von Djokovic kommen zu einer Zeit, in welchem erneut Unruhen im serbisch dominierten Norden des Kosovos bestehen. Militante Serben hatten gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestiert. Dabei wurden 30 Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt. Ausserdem wurden laut einem Krankenhaus in Mitrovica 53 Serben verletzt.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe.
Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen Djokovics Statement nun konkret haben. Eines ist jedoch sicher: Der Tennisstar hat erneut die Aufmerksamkeit der Welt auf die politischen Herausforderungen in seiner Heimat gelenkt und gezeigt, dass er nicht nur auf dem Tennisplatz, sondern auch in der politischen Arena immer mal wieder für Aufsehen sorgt.