Mit Serena Williams tritt die vielleicht grösste Weltsportlerin des abgelaufenen Jahrzehnts zurück. Im Gespräch mit blue Sport streicht Heinz Günthardt heraus, was die 23-fache Grand-Slam-Siegerin so einzigartig macht.
319 Wochen lang die Weltnummer 1, 23 Grand-Slam-Triumphe und insgesamt 73 Titelgewinne im Einzel – Serena Williams legt seit ihrem Profidebüt 1995 eine beeindruckende Laufbahn zurück.
Heinz Günthardt macht klar: «Sie war nicht nur eine hervorragende Tennisspielerin über die vielen Jahre, sondern auch eine Entertainerin. Nur schon ihr Auftreten, oder wenn es um die Kleider geht und auch dass sie in Interviews zu gewissen Themen tatsächlich etwas gesagt hat – in dieser Kombination hat es das noch nie gegeben. Und es ist fraglich, ob es das je wieder geben wird.»
Der Aufschlag als grösste Waffe
Zwischen dem ersten Titelgewinn auf Profi-Stufe im Februar 1999 und dem letzten Triumph in Auckland 2020 vergehen nicht weniger als 21 Jahre. Wie kann eine Spielerin über eine so lange Zeit an der Weltspitze mithalten? «Auf der einen Seite sind es ganz sicher die genetischen Voraussetzungen. Sie wurde wohl schon enorm stark und schnell geboren. Aber sie hat auch einen unglaublichen Willen. Das konnte man in wichtigen Momenten in engen Matches immer wieder sehen. Sie ist enorm kompetitiv. Und es mach ihr richtig Spass, vor Zuschauern zu spielen», streicht Günthardt mehrere Erfolgsfaktoren heraus.
Die grosse Differenz zur Konkurrenz sieht der 63-Jährige aber im überragenden Service. «Sie ist wohl die beste Aufschlägerin aller Zeiten. Teilweise musste sie in Wimbledon 40 Prozent der Punkte bei eigenem Aufschlag gar nicht spielen, was eine hervorragende Ausgangslage ist. Das hat ihr auch die Möglichkeit gegeben, bei den Returns aggressiv zu sein. So haben die Gegnerinnen oft keinen Rhythmus bekommen.»
Zudem habe Williams auf der grossen Bühne oft noch einen zusätzlichen Gang finden können. «Das ist ihre Welt. Wenn sie auf den Platz gelaufen ist, hatten alle im Stadion das Gefühl, dass dieser Center Court Serena gehört», so der Schweizer.
«Serena hat den Frauensport weitergebracht»
Das grosse Ziel, den Grand-Slam-Rekord von Margareth Court zu brechen oder zumindest einzustellen, verpasst Williams zwar. Sieht Günthardt in der Amerikanerin trotzdem die beste Spielerin der Geschichte? «Darüber kann man ewig diskutieren. Aber man kann nicht ewig darüber diskutieren, wer die grösste Show geboten hat. Das war definitiv Serena.»
Für Günthardt hinterlässt die langjährige Dominatorin der Szene ein einzigartige Vermächtnis. «Sie hat den Frauensport weitergebracht. Wahrscheinlich war sie die bekannteste Athletin der Welt über die letzten 10 oder 15 Jahre. Eine dunkelhäutige Athletin dazu auch noch – für diese Community hat sie extrem viel gemacht», schwärmt der Tennis-Experte und macht klar: «Auf Anhieb finde ich niemanden, der eine Weltsportart über so viele Jahre so geprägt hat wie Serena.»
Wo Heinz Günthardt die 23-fache Grand-Slam-Siegerin erstmals spielen gesehen hat und was ihn damals schon beeindruckt hat, erfährst du im Video am Anfang des Artikels.