Rafael Nadal spielte auch im Halbfinale unwiderstehlich. Der Spanier redet an der Pressekonferenz über seinen Gegner Tsitsipas, seine lange Tennis-Pause und was ihn im Moment so stark macht.
War das einer dieser Nächte, in denen alles gelingt?
Ich habe natürlich gut gespielt, wie das gesamte Turnier über. Mein Aufschlag war solide und ich spielte aggressiv. Die Rückhand war wahrscheinlich heute besser als bisher. Das ist wichtig, denn die Vorhand funktionerte hier fantastisch, aber die Rückhand verbesserte sich während des Turniers.
Stefanos kam hier rein und war ziemlich niedergeschlagen. Können Sie sich an eine Niederlage zu Beginn ihrer Karriere erinnern, bei denen es Ihnen ähnlich ging?
Das ist Teil des Spiels. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Er ist jung. Ich habe genug verloren, um das zu wissen. Jeder muss diese Erfahrung machen. Jeder muss diese Erfahrung leben. Ich erinnere mich nicht nur an eine, sondern an ganz viele. Wenn du auf den Platz gehst, weisst du, dass du gewinnen und verlieren kannst. So ist dieser Sport. Jede Woche gibt es nur einen Gewinner, und alle anderen verlieren. Wenn man diese Sportart betreibt, muss man das wissen. Natürlich, wenn du verlierst, ist es normal, dass du enttäsucht bist. Heute Abend habe ich gut gespielt. Er spielte ein grossartiges Turnier, erreichte sein erstes Halbfinale. Er ist jung und hat alles, um ein grosser Champion zu werden. Es gibt nicht viele Gründe, mit einem solchen Saisonstart enttäuscht zu sein, auch wenn es direkt nach dem Spiel normal ist, wenn man nicht glücklich ist.
Wie besorgt waren Sie in Brisbane? Wie viel anders fühlen Sie sich jetzt?
Ich war natürlich etwas besorgt, weil ein Problem nach dem anderen auftauchte. Aber ich habe grossartig trainiert. Ich hatte ein kleines Problem mit meinem Bein. Ich fühlte mich nicht sehr schlecht, aber die Ärzte erlaubten mir nicht, auf den Platz zu gehen. Nach vier, fünf Monaten ohne jegliche Spielpraxis weisst du natürlich nicht, was passieren wird. Aber die Gefühle sind seit Dezember und Saisonbeginn positiv.
Sie machten auch viele Punkte aus dem Halbfeld heraus. Wie würden Sie die Art und Weise beschreiben, wie Sie das jetzt im Vergleich zum Rest Ihrer Karriere machen?
Es ist immer dasselbe: Wir können den Rest meiner Karriere nicht mit heute vergleichen. Ich spiele heute gut. Ich mache viele Dinge gut. Die Ergebnisse zeigen, dass ich auch während meiner Karriere viele Dinge sehr gut gemacht habe. Wir können nicht sagen, dass ich jetzt besser spiele als je zuvor, nein: Ich habe in meiner Karriere viele Dinge gut gemacht. Heute muss ich mein Spiel an die neue Zeit und an mein Alter anpassen, das ist alles. Mein Spiel den Umständen anzupassen, das habe ich während meiner ganzen Karriere getan. Das ist der einzige Grund, warum ich in diesem Moment noch hier auf hohem Niveau konkurrenzfähig bin. Ich weiss, dass ich während meiner Tenniskarriere einige Sachen verlieren werde, also muss ich neue Dinge hinzufügen. Das ist es, was ich während meiner ganzen Karriere versucht habe, Dinge zu verbessern, die ich verbessern kann.
Was denken Sie über das Finale, egal ob es Novak oder Lucas wird?
Ein Finale ist immer ein Finale. Natürlich ist Novak Morgen der Favorit. Er war schon oft in dieser Position. Für Lucas ist es das erste Mal. Wir werden sehen. Es ist ein Tennisspiel, alles kann passieren. Aber ich muss auf mich schauen und einfach weiter so spielen wie bisher, dann wird man am Ende sehen können, was dabei herauskommt.
Stefanos sagte, er sei überrascht gewesen, wie aggressiv Sie waren und wie gut Ihr Aufschlag war ...
Es ist nichts Neues, dass ich aggressiv bin. Viele Leute denken, weil ich viel Erfolg auf Sand hatte, sei ich nicht aggressiv. Natürlich bin ich kein Serve-and-Volley-Spieler. Nicht jeder Ball ist bei mir ein Winner. Aber ich spiele alle Bälle mit einem Ziel dahinter. Es gibt keinen besseren Weg, aggressiv zu sein, als jeden Schlag mit dem Ziel zu spielen, dem Gegner Schaden zuzufügen. Das war mein Ziel während der ganzen Karriere. Heute kann ich diesen Schaden etwas früher als vorher anrichten, denn während des Turniers habe ich grossartig serviert. Wenn du also gut servierst, dann ist der erste Ball normalerweise etwas einfacher. Ich kann nicht wie Roger spielen, wenn ich nicht den Aufschlag von Roger habe. Roger hat viele Gratis-Punkte. Nach seinem Aufschlag muss er meistens eine nicht sehr schwierige Vorhand spielen, was während meiner ganzen Karriere nicht der Fall war, weil ich diesen Aufschlag nie hatte. Aber heute serviere ich besser. Deshalb kann ich mit dem ersten Ball mehr Winner erzielen. Das ist der einzige Grund. Ansonsten habe ich immer versucht, aggressiv zu sein. Das ist meine Mentalität.
Sie haben im letzten Jahr nicht so viele Turniere absolviert, seit den US Open gar kein offizielles mehr. Wird das von der Öffentlichkeit überbewertet, dass Sie seit vier Monaten keinen Ernstkampf mehr hatten?
Nein, es ist relevant. Es ist normal, dass die Leute an mir zweifelten, denn ich hatte selbst Zweifel an mir. Wenn diese Situation vor zehn Jahren passiert wäre, wäre es wahrscheinlich viel schwieriger für mich gewesen. Damals musste ich immer im Rhythmus sein, um gutes Tennis zu spielen. Seit einer Weile verstehe ich, dass die Ursache das Selbtsbewusstsein ist. Du fühlst dich sicherer, wenn du im Rhythmus bist. Ich glaube, wenn man älter ist, braucht man nicht so viele Spiele, um gut zu spielen. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe dafür, dass ich gut trainiere, wenn ich nicht an Turnieren teilnehme. Dadurch kann ich schneller wieder den Anschluss finden. Natürlich ist es nicht einfach, nach vier, fünf Monaten wieder da zu sein und so zu spielen, wie ich spiele. Und natürlich habe ich das überhaupt nicht erwartet.
Mit Ihren Final-Erfahrungen hier – macht es für Sie einen Unterschied, wie lange Sie während des Turniers auf dem Platz standen und wie lange die Pause zum Final ist?
Wenn ich nicht so viel Zeit wie jetzt gebraucht habe, ist es mir wirklich egal. Heute sind glaube ich weniger als zwei Stunden. Also ist es kein Problem, ob man einen Tag oder zwei Tage frei hat. Wenn wir etwa das Spiel vorletztes Jahr gegen Dimitrov als Beispiel nehmen, dann ist es sicher besser, zwei Tage zu haben.