Nach dem denkwürdigen Auftritt bei den French Open muss Holger Rune viel Kritik einstecken. Mit etwas Abstand zeigt sich der Däne einsichtig und verteidigt sein Verhalten mit einem Vergleich zu Roger Federer.
Mit nur 19 Jahren schafft es Holger Rune bei den French Open bereits in den Viertelfinal. Bei der Niederlage gegen den späteren Finalisten Casper Ruud zeigt er sich aber nicht ausschliesslich von seiner besten Seite. Der emotionale Däne lässt seinem Ärger schon während der Partie freien Lauf und legt sich mit der eigenen Box an. «Wenn du mir nicht helfen kannst, dann geh», schreit Rune im 3. Satz in Richtung seines Teams. Mutter Aneke verlässt daraufhin das Stadion, bestreitet später aber, dass der Ruf an sie adressiert war.
Nach dem Spiel kommt es zudem zum Zoff mit Gegner Ruud, der dem Youngster respektloses Verhalten vorwirft. «Wenn du auf einer grossen Bühne stehst, ist es vielleicht an der Zeit, ein bisschen erwachsen zu werden», lautet die klare Botschaft nach dem Aufeinandertreffen.
Rund zwei Wochen später spricht Rune im Interview mit «Ekstra Bladet» noch einmal ausführlich über seinen emotionalen Ausbruch in Paris. «Ich habe eine extreme Leidenschaft für diesen Sport, und manchmal zeige ich sie zu sehr», sieht der Däne ein. Und weiter: «Ich bin 19 Jahre alt. Ich bin noch jung, und ich arbeite jeden Tag daran, nur das Positive an meiner Einstellung hervorzuheben – und das ist ein Prozess.»
Roger Federer als Vorbild
Der Däne will sich für seine Entwicklung die nötige Zeit geben, ohne sich aber zu verstellen. «Wenn alle Menschen gleich wären und gleich denken würden, wäre es schrecklich, in dieser Welt zu leben», unterstreicht die aktuelle Weltnummer 29 und zieht einen interessanten Vergleich.
«Wenn man Roger Federer als Jugendlichen gesehen hat, war er vielleicht 40 Mal schlimmer als ich. Und er ist einer der beliebtesten Tennisspieler auf der Tour», gibt Rune zu bedenken. «Ich denke, dass ich noch viel Zeit habe, um mir noch ein besseres Image aufzubauen.»
Für Rune ist Roger Federer aber nicht nur imagemässig, sondern auch spielerisch ein Vorbild. «Roger Federer war schon immer mein Idol. Ich liebe sein Spiel, seine Vorstösse ans Netz», schwärmt der Däne bereits während der French Open. «Ihn spielen zu sehen, ist sehr inspirierend und hilfreich für mein Spiel, weil ich immer mehr machen wollte, als nur Vor- und Rückhände zu schlagen.»