Australian Open Trotz Fehlbildungen an Händen und Füssen – Engländerin schreibt Tennis-Märchen

pat

15.1.2021

Francesca Jones hat nur acht Finger, lässt sich davon aber nicht aufhalten.
Francesca Jones hat nur acht Finger, lässt sich davon aber nicht aufhalten.
Bild: Getty

Tennisspielerin Francesca Jones qualifiziert sich erstmals für ein Grand-Slam-Turnier. Im Falle der 20-Jährigen grenzt dies an ein veritables Wunder.

Selten sorgt die Qualifikation zu einem Grand-Slam-Turnier für grosse Schlagzeilen. Im Falle von Francesca Jones ist das anders. Warum? Die 20-Jährige hat einen Gen-Defekt, der an Händen und Füssen Fehlbildungen verursacht. Bedeutet in ihrem Fall: Jones hat nur acht Finger und sieben Zehen.

An ihrer rechten Hand, mit der sie ihr Racket schwingt, hat sie nur drei ausgebildete Finger und einen Daumen. Ihr linker Fuss hat drei Zehen, der rechte vier. Die Engländerin, die mit dem sogenannten Ektrodaktylie-Ektodermal-Dysplasie-Syndrom (EEC-Syndrom) geboren wurde, lässt sich deshalb nicht kleinkriegen. «Ich denke, jeder Mensch hat körperliche Schwächen, es sei denn du bist Cristiano Ronaldo», sagt Jones gegenüber dem «Guardian».

«Das Grösste im Leben ist es, das zu tun, von dem die Leute sagen, dass man es nicht kann.»

Und doch hätte ihr kaum jemand zugetraut, dass sie unter diesen Voraussetzungen je an einem Grand-Slam-Turnier teilnehmen würde. Doch genau das verleiht der Kämpferin einen Extraschub: «Das Grösste im Leben ist es, das zu tun, von dem die Leute sagen, dass man es nicht kann.» Und wie sie das kann.

In der Qualifikation fegt die aktuelle Nummer 241 der Weltrangliste ihre Konkurrentinnen regelrecht vom Platz. In ihren drei Spielen gibt sie nur einen Satz ab, dies obwohl ihre Gegnerinnen teils deutlich besser klassiert sind als sie selbst. Gegen Monica Niculescu, einst die Weltnummer 28 (inzwischen auf Rang 53 abgerutscht) verliert sie gar nur fünf Games. In der zweiten Partie auf dem Weg zu den Australian Open ringt sie Jana Fett in drei Sätzen nieder. Im Quali-Final gegen Jia-Jing folgt eine Machtdemonstration der Extraklasse. Die Nummer 200 der Welt hat gegen Jones keinen Stich und geht mit 0:6, 1:6 unter. Bei «BBC» meint Jones nach ihrem Triumph: «Ich bin einfach so glücklich, dass ich mich qualifiziert habe und freue mich riesig, jetzt nach Australien zu reisen.»

Aufgrund der Corona-Pandemie beginnen die Australian Open in diesem Jahr erst im Februar und nicht wie gewohnt bereits im Januar. Das Qualifikationsturnier der Frauen ging in Dubai über die Bühne, jenes der Männer in Doha. Zudem findet die Qualifikation normalerweise in der Woche vor dem Turnierstart statt. Nun bleibt Jones aber Zeit, sich erstmals von den bisherigen Strapazen zu erholen und dann im Hauptfeld mit aufgeladenen Batterien anzugreifen. «Ich war noch nie dort, bin mir aber sicher, dass es eine unglaubliche Erfahrung sein wird.»

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