Nur sechs Games hat Stefanos Tsitsipas im Halbfinale gegen Rafael Nadal gewinnen können. Der enntäuschte Grieche versuchte an der Pressekonferenz seine Niederlage zu analysieren.
Sie sagten vor dem Spiel, dass Sie dachten, Sie hätten im Finale in Toronto viel über Rafas Spiel gelernt. Fühlt es sich für Sie an, als würde er jetzt hier einen anderen Tennis-Stil spielen?
Definitiv. Er war aggressiver und sein Aufschlag war anders.
Nehmen Sie etwas mit aus dem Spiel?
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was ich aus diesem Spiel lernen kann. Es ist ja nicht so, dass ich kurz davor war, ihm gefährlich zu werden. Ich habe nur sechs Games gewonnen. Ich weiss nicht, ich fühle mich sehr seltsam. Ich bin mit meiner Leistung in diesem Turnier zufrieden, aber gleichzeitig bin ich enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass ich es heute etwas besser gekonnt hätte. Aber es ist ein sehr seltsames Gefühl. Ich fühlte mich fast so, als könnte ich einfach nicht besser spielen.
Hat er Sie in irgendeiner Weise überrascht?
Ja. Sein Aufschlag hat mich überrascht. Er ist nicht der grösste Server auf Tour, hat einen ziemlich durchschnittlichen Aufschlag. Aber es ist ärgerlich, dass ich nicht annähernd dazu gekommen bin, ihn überhaupt zu breaken.
Er ist nur sehr aggressiv von der Grundlinie her. Das ist so ziemlich alles. Es fühlte sich irgendwie an, als wäre es nicht so wie bei den anderen Spielen, die ich gespielt habe. Es fühlte sich an wie eine andere Dimension des Tennissports. Er gibt dir keinen Rhythmus. Er spielt einen komplett anderen Spielstil als der Rest der Spieler. Er lässt dich schlecht spielen. Ich würde das ein Talent nennen.
Wird Ihnen in ein paar Monaten diese Niederlage vielleicht helfen?
Das ist definitiv nicht die Art und Weise, wie ich das Turnier verlassen wollte. Wenigstens wollte ich kämpfen, vielleicht einen vierten Satz erzwingen, nicht nur mit sechs Spielen aus diesem Match gehen. Ich konnte es heute einfach nicht. Die Winkel, die er benutzte ... Mein Gehirn war in dieser Woche mit all den rechtshändigen Spielern an einen bestimmten Spiel-Rhythmus gewöhnt. Es fühlte sich an, als wäre ich immer, wenn er spielte, auf dem falschen Fuss. Ich fühlte mich heute sehr langsam, ansonsten fühle ich mich auf dem Platz ziemlich schnell. Heute fühlte ich mich wie ein 2,10 Meter grosser Typ, der sich auf dem Platz nicht bewegen kann. Das bin definitiv nicht ich. Das ganze Match fühlte sich von Anfang an seltsam an. Mein Körper war steif. Ich servierte nicht gut.
Fühlen Sie sich müde? Sie haben in den letzten zwei Wochen viel Tennis gespielt ...
Ich war mental nicht sehr drin im Spiel. Mein Gehirn fühlte sich irgendwie leer an. So fühle ich mich nie, wenn ich spiele. Ich wollte wirklich unbedingt aufwachen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Reaktionszeit sehr langsam war, ich nicht so aufmerksam war wie normalerweise.
Sie haben sich bei diesem Turnier in den Vordergrund gespielt. Hatte diese gestiegene Aufmerksamkeit einen Einfluss?
Dieses Turnier hat meiner Karriere eine neue Dimension gegeben. Ich habe gegen grossartige Spieler sehr gutes Tennis gespielt. Aber ich bin heute wirklich enttäuscht, denn ich hatte das Gefühl, dass ich ihm näher kommen kann als letztes Mal und mich hier ein wenig mehr beweisen würde, ohne mich das ganze Spiel dominieren zu lassen. Ich lag falsch.
Es war Ihr erstes Grand-Slam-Halbfinal, war das ein Faktor?
Vielleicht. Ich hoffe, es passiert nicht wieder. Es ist schön, Siege gegen diese Art von Spielern zu haben, Top 4. Ich wollte es wirklich. Aber ich muss es offenbar noch ein bisschen mehr wollen, als ich es im Moment will. Gegen Rafa spielte ich in Toronto ein gutes Spiel. Ich hatte grosse Hoffnungen für das nächste Mal. Ich erinnere mich, dass ich zu mir selbst gesagt habe, dass ich diesen Kerl das nächste Mal schlagen werde. Deshalb bin ich heute so enttäuscht, weil ich nicht einmal nah dran war. Ich werde weiterhin versuchen, hart zu arbeiten und hohe Ziele zu haben, um die Hoffnung zu haben, dass ich eines Tages vielleicht einen Sieg gegen ihn holen kann.
Roger Federer hat 2001 Pete Sampras besiegt, danach aber gegen Tim Henman verloren. Sie wissen, was Federer nachher auf der Tour gezeigt hat ...
Ich wundere mich, wie Federer ihn geschlagen hat ... Er hat ja einen ähnlichen Spielstil wie ich. Ich versuche es zu verstehen. Ich meine, ich will nicht zehn Mal gegen Rafa verlieren.