Der Favoriten-Check Wer kann diese drei stoppen?

Aus Wimbledon: Roman Müller

9.7.2018

Diese drei gilt es in Wimbledon zu schlagen: Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer.
Diese drei gilt es in Wimbledon zu schlagen: Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer.
Bild: Getty Images / Collage Teleclub

Spätestens in dieser zweiten Woche trennt sich in Wimbledon die Spreu vom Weizen. Mit Federer, Djokovic und Nadal sind die drei meistgenannten Turnierfavoriten weiterhin dabei. Wir schauen auf ihre Form und wer ihnen allenfalls noch ein Bein stellen könnte.

Roger Federer: Dass Federer auch in der zweiten Woche noch der Topfavorit auf den Turniersieg ist, ist nur logisch. Es ist fast schon erschreckend, wie gut es für ihn bisher läuft. Bereits die Auslosung lief zu seinen Gunsten, dann strauchelten auch noch einige Gesetze in seiner Tableauhälfte, was ihn dieses Jahr laut eigener Aussage «im Gegensatz zu anderen Jahren überhaupt nicht nervös macht». Federer war wohl noch nie so gut vorbereitet auf die zweite Wimbledon-Woche wie heuer. Der Titelverteidiger wirkt entspannt, abgeklärt und voller Selbstvertrauen – musste bisher sein bestes Tennis aber kaum auspacken. Genau dies könnte die grösste Gefahr sein. Denn vielleicht wird er erst im Final auf einen Gegner treffen, der mit ihm spielerisch und in Sachen Erfahrung auf Augenhöhe und dazu noch unheimlich hungrig ist.

Novak Djokovic: Schon lange hat man den Serben nicht mehr so gesehen, wie in dieser Woche. Er ist unübersehbar richtig heiss auf dieses Turnier. Gerade im letzten Spiel gegen Kyle Edmund, machte es den Eindruck, dass «Nole» weiter ist, als noch vor ein paar Monaten. Er hatte das Publikum gegen sich, ja sogar den Schiedsrichter und der Brite hat ihm auch spielerisch wirklich die Stirn geboten. Djokovic war aber in den entscheidenden Momenten der Bessere und hat sich so in allerbester Manier durchgekämpft. Auf ihn warten nun aber ebenfalls nur noch Kämpfer: Khachanow – gegen den er noch nie gespielt hat – hat zweimal in Serie einen Fünfsätzer gewonnen, sein möglicher Viertelfinalgegner Nishikori ist in der besten Form seit seinem Comeback und in einem allfälligen Halbfinal würden Del Potro oder Nadal warten. Behält er einen kühlen Kopf und bleibt er gesund, dann ist er mindestens Federers Herausforderer Nummer 2.

Rafael Nadal: Diesbezüglich hat der French-Open-Sieger momentan noch ganz leicht die Nase vorne. Auch er hinterlässt bisher einen bärenstarken Eindruck. Der Spanier gab in seinen drei Matches im Schnitt weniger als drei Games pro Satz ab. Das könnte auch seine nächsten Gegner beeindrucken. Fairerweise muss man aber auch sagen: Bisher konnte nur sein Zweitrunden-Gegner, Michail Kukushkin, teilweise mit ihm mithalten. Dudi Sela und Alex De Minaur waren schlichtweg überfordert. Was bei Nadal aber unterschwellig ein wenig durchsickert, ist, dass er – wohl auf Grund der Enttäuschungen in den letzten paar Jahren hier in Wimbledon – immer noch etwas Respekt vor der Unterlage hat. «Wenn man keinen herausragenden Service hat, kann man sich auf Rasen nie hundertprozentig sicher fühlen», sagte er etwa nach seinem Drittrundensieg. Und auf ein allfälliges Final-Revival gegen Federer, 10 Jahre ihrem legendären Marathon-Match, würde er auch gerne verzichten: «Falls ich es in den Final schaffe, wünsche ich mir einen leichteren Gegner als Roger. Ich bin ja nicht blöd!»

Federer, Djokovic und Nadal bleiben nicht nur auf Grund ihres Palmares, sondern auch wegen ihrer Form die Topfavoriten auf den Titel. Dennoch sind noch einige Spieler mit dabei, die durchaus das Potenzial haben, gegen einen oder sogar mehrere dieser Grossen zu überraschen. Am ehesten Juan Martin del Potro, der wie Federer und Nadal ohne Satzverlust durch die erste Woche kam. Er bestätigt damit den Eindruck, dass er 2018 endlich wieder diese Form hat, die ihn vor neun Jahren zum US-Open-Sieger machte. Daneben muss man auch Kei Nishikori wieder auf der Rechnung haben, der insbesondere in der 3. Runde gegen Nick Kyrgios einen hervorragenden Eindruck hinterliess. Seine blitzschnellen Returns, seine ausgezeichnete Laufarbeit und seine gefürchtete Rückhand kamen dort endlich wieder einmal zur Geltung. Auch bei ihm gilt: Wenn er fit ist, kann er jeden schlagen.

Klar können auch alle anderen Spieler noch weiter kommen. Spassbombe Gaël Monfils, die Service-Giganten Kevin Anderson, Milos Raonic und John Isner. Die «Next Generation»-Vertreter Stefanos Tsitsipas und Karen Khachanow. Oder gar die unberechenbaren Mackenzie McDonald, Ernests Gulbis und Jiri Vesely, die vor dem Turnier wohl keiner auf der Rechnung hatte. Nichts ist unmöglich. Aber fast alles davon führt an den drei Grossen vorbei.

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