Alexander Zverev steht zum zweiten Mal in einem Grand-Slam-Finale. Sonntag geht es für den Tennisprofi bei den French Open nun gegen Carlos Alcaraz. Der Deutsche ist aufgeregt, optimistisch und glücklich. Auch, weil er sich einer grossen Sorge entledigte.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Alexander Zverev steht kurz vor seinem ersten Grand-Slam-Sieg und wird im Finale der French Open gegen Carlos Alcaraz antreten.
- Zverev erinnert sich an seine knappe Niederlage im US-Open-Finale 2020 und beschreibt seine sportliche und persönliche Weiterentwicklung seitdem.
- Das Verfahren wegen Körperverletzung gegen Zverev wurde gegen eine Geldauflage eingestellt, was ihn im Finale nicht mehr belasten wird.
Der grosse Traum ist zum Greifen nah. Am Sonntag kann Tennis-Star Alexander Zverev seinen ersten Grand-Slam-Sieg mit nach Hause nehmen. Bevor Zverev in Paris seinen vollen Fokus auf den Showdown gegen Carlos Alcaraz richtete, blickte der deutsche Tennisstar auf seine Grand-Slam-Finalpremiere vor dreieinhalb Jahren in New York zurück.
«Da war ich kein Kind mehr, aber ich war trotzdem irgendwie ein Küklein», sagte der 27-Jährige. Seit der denkbar knappen Fünf-Satz-Niederlage im US-Open-Finale gegen den Österreicher Dominic Thiem habe er sich aber sportlich wie menschlich weiterentwickelt, sagte der Hamburger: «Ich hoffe, dass ich das am Sonntag auch auf dem Platz zeigen werde.»
Dann tritt Zverev, der am Freitag im Halbfinale mit 2:6, 6:2, 6:4, 6:2 gegen den von Magenschmerzen geplagten Norweger Casper Ruud (25) gewann, auf dem Court Philippe Chatrier zu seinem zweiten Grand-Slam-Finale an. Gegner ist der spanische Weltranglistendritte Alcaraz (21). Gesucht wird der Sandplatz-König dieser Saison. Durch den Finaleinzug ist ihm ein Preisgeld von 1,2 Millionen Euro sicher. Gewinnt er das Finale, kassiert er 2,4 Millionen Euro.
«Es war komisch, wir haben im grössten Tennis-Station der Welt gespielt und es waren original sieben Leute da.»
«Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben. Ich bin extrem glücklich, besonders wegen der Historie auf diesem Court. Einige meiner besten und einiger meiner schlimmsten Erinnerungen sind von hier. Ich bin so froh, dass ich nach dem vierten Halbfinale hier endlich im Finale stehe und ich werde am Sonntag alles geben», erklärte Zverev nach dem Halbfinal-Sieg, der sich dort vor zwei Jahren im Halbfinale gegen Rafael Nadal schwer am Fuss verletzt hatte: «Ich hoffe, dass es Sonntag eine Emotion sein wird, die ich in meinem Leben nicht mehr vergessen werde.»
Der ersehnte erste Grand-Slam-Titel soll her – und den könnte er mit 15.000 Zuschauern im grössten Stadion von Roland Garros feiern. 2020 im Finale der US Open war das Arthur Ashe Stadium aufgrund der damaligen Corona-Massnahmen für Fans gesperrt. «Es war komisch, wir haben im grössten Tennis-Station der Welt gespielt und es waren original sieben Leute da», erinnerte Zverev. Er freue sich, dass er «nach vielen schmerzvollen Tagen, vielen Niederlagen, die vielleicht auch weh getan haben», wieder eine Chance auf einen der vier grössten Titel im Tennis habe.
Gerichtssache endgültig abgehakt
«Herzlichen Glückwunsch, du bist weiter in Paris als ich es jemals war», sagte Tennis-Ikone Boris Becker, der im Stade Roland Garros dreimal im Halbfinale gescheitert war, im Eurosport-Studio an den virtuell dazugeschalteten Zverev gerichtet. Für den war in den vergangenen drei Jahren auch jeweils in der Vorschlussrunde Endstation gewesen – doch dieser Bann ist nun gebrochen. Als erst zweiter deutscher Spieler nach Michael Stich vor 28 Jahren kämpft Zverev im finalen Duell um den Coupe des Mousquetaires.
«Ich weiss, dass ich immer noch ein Match vor mir habe», sagte der Weltranglisten-Vierte auf die Frage, warum ihm seine Freude über den Halbfinalsieg gegen Ruud nicht noch stärker anzumerken sei: «Ich freue mich genau fünf Minuten, und dann möchte ich mich aufs Finale vorbereiten und dort ein gutes Match spielen.»
Das wird er auch müssen, denn Alcaraz zeigte beim 2:6, 6:3, 3:6, 6:4, 6:3 im Halbfinal-Krimi gegen den künftigen Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner aus Italien seine Extraklasse. Der Spanier kann im Alter von gerade mal 21 Jahren seinen dritten Grand-Slam-Titel auf dem dritten Belag feiern – eine Bilanz für die Geschichtsbücher. Doch der Jungstar hat auch grossen Respekt vor Zverev. «Er spielt grossartiges Tennis auf Sand», sagte Alcaraz, der vor allem von Zverevs Aufschlägen beeindruckt ist.
Der Prozess gegen Zverev wegen des Vorwurfs der Körperverletzung an seiner damaligen Freundin wird den Hamburger im Finale nicht mehr beschäftigen. Das Berliner Amtsgericht Tiergarten stellte das Verfahren gegen eine Geldauflage von 200.000 Euro ein. Eine Verurteilung gab es nicht. Mit der Zustimmung zur Zahlung einer Geldauflage ist kein Schuldeingeständnis verbunden. Zverev gilt weiterhin als unschuldig.
«Ich bin glücklich, dass es vorbei ist», sagte Zverev, der bei der zweiten Nachfrage bei der Pressekonferenz in Richtung der Journalisten betonte: «Ich möchte nie wieder eine Frage zu diesem Thema hören. Das gilt für alle.»