Hoffnung auf Befreiungsschlag Zwei Schweizer Tennisstars am Scheideweg

sda

26.8.2024 - 04:01

Nur drei Schweizer am US Open – so wenige wie noch nie in der Neuzeit. Und Stan Wawrinka und Dominic Stricker schaffen es nur durch die Hintertür ins Hauptfeld. Beide stehen in New York unter Druck.

Stan Wawrinka gewann das US Open vor acht Jahren – mit einem Finalerfolg über Novak Djokovic. Es gibt Leute, die sagen, dass dieser Final eines der besten Tennisspiele aller Zeiten gewesen sei. Wegen dieses Triumphes gilt Stan Wawrinka als Ikone des Schweizer Sports und darf er am US Open mit einer Wildcard, einer Einladung des Veranstalters, nochmals an den Start. Denn seine Weltranglistenplatzierung (178) liesse das nicht mehr zu.

Als Attraktion gilt «Stan the Man» immer noch. An den Olympischen Spielen in Paris überfüllte er die Aussenplätze. Wenn er, wie zuletzt in Roland-Garros, vom Platz geht, begleiten ihn Ovationen und die Anerkennung des Publikums. Weil niemand mehr sicher sein kann, den 39-Jährigen nochmals spielen sehen zu können.

«Für diese Emotionen spiele ich weiter», sagte Wawrinka in Paris. Nach vorne blickend spricht er nicht von Wochen oder Monaten, sondern von Jahren, die er noch zu spielen hoffe.

Immer noch Attraktion

Dennoch ist klar, dass es plötzlich ganz schnell gehen kann. Mit 39 gilt der Körper als verletzungsanfällig. Ausserdem hat Wawrinka in dieser Saison oft verloren. 5 Siegen stehen 11 Niederlagen gegenüber. Siebenmal scheiterte er an einem Turnier in der ersten Runde. In der Jahreswertung figuriert Wawrinka nicht mehr unter den Top 200. Im effektiven Ranking droht am US Open der Absturz aus den Top 250.

Nach den Olympischen Spielen spielte Wawrinka nicht mehr. Er reiste frühzeitig in die USA und trainierte auf Hartplätzen. Für das ESPN-Magazin «The Body Issue» liess er sich (wie zuvor schon John Isner und Tomas Berdych) nackt auf dem Tennisplatz ablichten. Eine Woche vor Turnierbeginn war «Stan the Man» eine der Hauptattraktionen am Fan Fest.

Hoffnung auf Befreiungsschlag

Schon vor drei Jahren hielt sich Wawrinka nur noch knapp unter den Top 150 und schaffte es nochmals zurück unter die besten 50. Das traut er sich immer noch zu. Wawrinka ist auch nicht entgangen, dass Alexei Popyrin, mit dem er sich zuletzt auf dem Pariser Sand eine «Bataille» auf Augenhöhe geliefert hat, eine Woche später mit drei Siegen über Top-10-Spieler das Masters-1000-Turnier von Montreal gewonnen hat.

Die Auslosung meinte es mit Wawrinka gut. In der Startrunde trifft der Waadtländer auf einen Qualifikanten, auf den Italiener Mattia Bellucci (ATP 102), der im Qualifying in drei Partien keinen Satz abgegeben hat. In der 2. Runde könnte der Chilene Nicolas Jarry, die Nummer 26 der Welt, der Gegner sein. Und in der 3. Runde droht ein Duell mit Jannik Sinner, der Weltnummer 1. Vor einem Jahr spielte sich Wawrinka in die 3. Runde und verlor dort in vier Sätzen gegen Sinner. So gut wie am US Open 2023 spielte Wawrinka seither nie mehr.

Wenn Wawrinka diese Punkte nicht ersetzen kann, fällt er in der Weltrangliste in den Bereich um Platz 254 zurück. Im Januar 2018 hielt die jahrelange Weltnummer 3 (in Zeiten von Djokovic, Nadal, Federer, Murray!) letztmals einen Top-10-Platz. Seither steigt er in der Weltranglisten-Leiter immer tiefer ab. Mit weiteren Wildcards darf Wawrinka mit seinem Palmarès zwar rechnen. Aber die seriöse Fortsetzung der Karriere wird für einen Profi im 40. Lebensjahr mit einer Klassierung ausserhalb der Top 200 sehr kompliziert.

Stricker muss sich beweisen

Auch Dominic Stricker wartet seit genau einem Jahr, seit dem US Open 2023, auf ein grösseres Erfolgserlebnis. Diese Woche feierte der Berner seinen ersten Sieg in diesem Jahr (!) auf der ATP-Tour.

Vor einem Jahr schien Strickers Stern in Flushing Meadows aufzugehen. Die Bilder, wie er Stefanos Tsitsipas besiegte, die Achtelfinals erreichte und beim Seitenwechsel zu Whitney Houstons «I wanna dance with somebody» mitsang, gingen um die Welt. Aber eben: Seither gewann Stricker auf der Tour bloss noch in Basel (Viertelfinal) und diese Woche in Winston-Salem (Achtelfinal) total drei Einzel. Rückenprobleme machten dem Berner ab dem November zu schaffen.

In Flushing Meadows schaffte es Stricker nur dank eines geschützten Rankings (wegen der Verletzungspause) ins Hauptfeld. Die aktuelle Klassierung hätte nicht einmal für die direkte Teilnahme an der Qualifikation gereicht. Aus dem Lager von Stricker verlautet, dass «Dominic jetzt endlich wieder so weit ist, um angreifen zu können». Sollte Stricker am US Open aber das Startspiel gegen den Argentinier Francisco Comesana (ATP 108) verlieren, fallen ihm 205 von aktuell 353 Weltranglistenpunkte (inklusive Winston-Salem) aus der Wertung. In dieser Saison holte Stricker erst 53 ATP-Punkte, was in der Jahreswertung nur zu Platz 522 reicht.

Den Beweis, dass Dominic Stricker das fraglos vorhandene Talent nützen kann, um mit Tennis sein Leben zu finanzieren, muss der Grosshöchstetter ab sofort erbringen.

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