Draussen feiern Grillieren – so gelingt das stressfreie Barbecue

Ulrike Geist, dpa

12.6.2020

Ohne sie geht es nicht: Die Grillzange gehört zu den wichtigsten Utensilien.
Ohne sie geht es nicht: Die Grillzange gehört zu den wichtigsten Utensilien.
Bild: Getty Images

Es muss nicht immer das grosse Barbecue sein. Mit der richtigen Vorbereitung und der passenden Ausstattung ist Grillieren alltagstauglich. Wir sagen, wie Sie eine Outdoor-Mahlzeit entspannt geniessen können.

Eigentlich sollte es ein gemütlicher Abend werden. Doch dann folgte auf das Schnippeln und Marinieren ein scheinbar nicht endendes Am-Grill-Stehen und ein ständiges Hin-und-her-Rennen zwischen Küche und Garten.

Zeit für Gespräche blieb kaum. Am Ende fielen alle geschafft ins Bett und der letzte Gedanke galt dem Grillputzen am nächsten Morgen. Doch das geht auch anders.

Grillmeisterin Bettina Seitz schlägt vor, wie beim Kochen in der Küche auch beim Grillieren ein Menü mit verschiedenen Gängen zuzubereiten. So lässt sich das Essen zeitlich entzerren. «Es muss nicht alles gleichzeitig fertig werden», betont die diplomierte Fleischsommelière, die eine Kochschule betreibt. Sie rät stattdessen zu zwei bis drei kleinen, aber feinen Gängen, die dank indirektem Grillieren fast von allein fertig werden. So muss nicht ständig jemand am Grill stehen.

Als Vorspeise eignet sich Fingerfood

Zum Auftakt des Menus empfiehlt Seitz Fingerfood wie Speckpflaumen oder gefüllte Champignons. Auch gratinierter Schafskäse, Garnelen oder sogar ein Stück Pizza eignen sich.

Als Hauptgang könnte es dann ein gefülltes Schweinefilet im Speckmantel geben. Dafür wird das Filet leicht eingeschnitten und je nach Geschmack mit Frischkäse, Pesto oder Tapenade gefüllt. «Diese Füllungen kann man in guter Qualität fertig kaufen», sagt Seitz. Und wieder ist ein Arbeitsgang gespart.

Er heizt schnell auf und russt nicht: Vor allem auf beengten Balkonen ist der Gas- gegenüber dem Kohlegrill eine gute Alternative.
Er heizt schnell auf und russt nicht: Vor allem auf beengten Balkonen ist der Gas- gegenüber dem Kohlegrill eine gute Alternative.
Bild: Getty Images

Das Fleisch wird dann dachziegelartig in Bacon gewickelt und kommt 20 bis 25 Minuten auf den Grill, bis es eine Kerntemperatur von 62 Grad erreicht hat – Zeit, in der Hobby-Grillmeister es sich bequem machen können. Ein verlässlicher Helfer dabei ist ein Grillthermometer, das piepst, wenn das Fleisch die richtige Temperatur hat.

Ein Kerntemperaturthermometer, ohne das kein Steak auf den Punkt gebracht werden könne, gehört auch nach Ansicht von Grill-Profi Andreas Rummel zu dem wenigen Zubehör, das nötig ist. Ausserdem: Eine Grillzange und ein Gasgrill mit Deckel, bei dem die Hitze gut reguliert werden kann. Nützlich sei zusätzlich eine Gussplatte, «für alles, was flächige Hitze braucht wie Fischfilet oder Pfannkuchen».

Gasgrill erspart viel Stress

Auch Seitz plädiert mit Blick auf stressfreies Grillieren für den Gasgrill: «Er ist schnell am Start, arbeitet sauber und es fällt keine Asche und kein Russ an.» Wenn doch mit Holzkohle gegrillt wird, rät die Köchin zum Anzündkamin, der langes Pusten überflüssig macht.

Geschmacklich wirke sich die Art des Grills bei richtiger Bedienung nicht aus, betont Koch und Grillmeister Jürgen Paulitsch. Voraussetzung sei allerdings, dass Gas- oder Elektrogrill genauso heiss werden wie ein Holzkohlegrill.

Ein Arbeitsgang, der schon im Vorfeld des Grillierens eingespart werden kann, ist nach Ansicht von Seitz das Marinieren. «Lassen Sie die Marinade weg», sagt die Grillexpertin. Bei qualitativ hochwertigem Fleisch sei Marinade einfach überflüssig, zum Würzen reiche Salz und Pfeffer.



Rummel setzt zudem auf gute Vorbereitung. Eine Grundvoraussetzung für entspanntes Grillen ist, «dass die Grillfläche zur Menge der Leute passt. Keiner kann 20 Leute mit dem Fünf-Franken-Grill aus der Tankstelle begrillen», sagt der Fachmann, der seine Rezepte und Tipps auch auf dem Youtube-Kanal «Rummel Grill-TV» verrät.

Zutaten vor dem Grillen bereitstellen

Ausserdem sei es wichtig, einen Zeitplan aufzustellen und schon im Vorfeld zu überlegen, was wie lange braucht und wann auf den Grill muss. Das aus Profiküchen bekannte «Mise en Place», also das Bereitstellen aller benötigten Zutaten, erspare dann auch das Gerenne zwischen Küche und Grill.

Und schliesslich ist es wie immer: Übung macht den Meister! Rummel plädiert für «Everyday-Grillieren – Gasgrill an und alles drauf, was im Kühlschrank ist». So werde Grillieren zu einem vielseitigen, kreativen und stressfreien Vergnügen.

Und so ist auch sein «Feierabend-Steak mit gegrillten Schalotten» in kürzester Zeit fertig. Das Fleisch wird nur leicht gesalzen und mit Olivenöl eingerieben, bevor es auf den Rost kommt. Die Schalotten legt Rummel mit Schale und ganz ohne weitere Vorbereitung direkt auf den heissen Grill.

Während beides gart, vermengt er gehackten Thymian, Rosmarin und Knoblauch im vorgewärmten Mörser mit Zitronenabrieb, Pfeffer, Salz und Olivenöl zu einer Sosse. Wenn das Fleisch medium gegart ist, sind auch die Schalotten fertig: Dann einfach die Enden abschneiden, die kleinen Zwiebelchen herausdrücken und mit der Sosse zum Steak geniessen.

Schnelle Pizza gelingt auf dem Pizzastein

Das perfekte Grillergebnis entsteht für Jürgen Paulitsch, wenn mit hochwertigen Zutaten Kochen und Grillen zusammengeführt werden. Und es muss ja auch nicht immer so viel Verschiedenes auf den Grill.

Warum nicht einmal einen italienischen Abend ausrufen und Pizza vom Grill statt aus dem Backofen servieren? Als Zubehör gehört dann noch ein Pizzastein, der auch zum Brotbacken geeignet ist, in den Fundus.

Egal, ob mit klassischem Belag oder exotisch: Auf einem Pizzastein gelingt die Pizza auf jedem Grill.
Egal, ob mit klassischem Belag oder exotisch: Auf einem Pizzastein gelingt die Pizza auf jedem Grill.
Bild: Miriam Primik/Stocker Verlag/dpa-tmn

Auf den sehr dünn ausgerollten Teig, den kann man auch mal fertig kaufen, kommen klassisch Tomatensosse und Mozzarella. Und dann sind der Fantasie bekanntermassen kaum Grenzen gesetzt. Paulitsch schlägt zum Beispiel eine Pizza Salami mit Gorgonzola und Basilikum vor.

Sein Tipp: Die Salami erst ganz zum Schluss auflegen, weil sonst das Fett herausläuft. Auf dem vorgeheizten Stein ist die Pizza in 8 bis 10 Minuten fertig.

Dessert mit Wow-Effekt

Danach noch etwas Süsses? Als einfaches Dessert mit Wow-Effekt serviert Seitz ein gegrilltes Eistörtchen: Auch den dafür benötigten Biskuitteig gibt es fertig.

Aus dem Teig dann runde Plätzchen ausschneiden, auf die ein kleiner Obstspiegel kommt – zum Beispiel aus gewürfelten Erdbeeren, Minze, etwas Zucker und Organgenabrieb. Auf das Obst eine tiefgefrorene Kugel Eis setzen und diese zügig mit Eischnee umhüllen. Das gehe am besten mit einem Spritzbeutel, rät Seitz. Das Eistörtchen kommt etwa drei Minuten lang auf den Grill, fertig ist die eisig-heisse Krönung des stressfreien Grillmenüs.

Bibliografie: «Grillaxed – Einfach. Stressfrei. Gut. Grillen leicht gemacht», Jürgen Paulitsch, Leopold Stocker Verlag, 136 Seite, ISBN-13: 9783702017927

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