Kolumne am Mittag Charlize Theron gehört die Welt zu Füssen gelegt

Von Markus Wanderl

19.12.2019

Charlize Theron in Los Angeles im Dezember.
Charlize Theron in Los Angeles im Dezember.
Bild:  Getty Images

Charlize Theron war 15, als ihre Mutter Gerda den Vater vor ihren Augen in Notwehr erschoss. Doch die Oscar-Preisträgerin ging trotzdem unbeirrt ihren Weg – sie ist eben: Imperator Furiosa.

Nicole Kidman, Margot Robbie und eben – yeah! – Charlize Theron geben sich im auf Tatsachen basierenden Kinodrama «Bombshell» als Darstellerinnen die Ehre. Wenn das mal kein illustres Stelldichein ist.

Doch sicher ist sicher: Das «Yeah» von oben nehme ich hiermit zurück, ist «Bombshell» doch ein Film über jene Frauen, die beim berühmt-berüchtigten US-Nachrichtensender Fox News unter dem in 2017 verstorbenen Gründer Roger Ailes (John Lithgow) arbeiteten und in der Folge von ihm sexuell belästigt wurden.

Ich wollte mit dem – nun lasse ich es doch noch einmal fallen – «Yeah» bloss ausdrücken, dass ich zwar keine Lieblingsschauspielerin habe, aber wenn ich eine hätte, dann wäre es Charlize Theron. Jene ist spätestens seit «Mad Max: Fury Road» meine Imperator Furiosa, und ich weiss schon, Ihre auch, schliesslich hiess sie ja in jenem Glanzstreifen so offiziell.

Wer blitzt bei wem ab?

Wie sie diese «Five Wives», also die Konkubinen des ekligen Immortan Joe befreit, das ist so gut gedreht: dieser Speed, dieser, eben, Furor. Klar, bei Max Rockatansky (Tom Hardy), ohne den die ganze Befreiungsaktion wohl nicht glücken würde, blitzt sie irgendwie ab, aber der hat halt auch echt nicht mehr alle Nadeln auf der Tanne. Theron, also Imperator Furiosa abblitzen lassen – wie blöd muss man sein? Oder habe ich es einfach falsch in Erinnerung, und ist es am Ende doch er, der bei ihr abblitzt?

In «Mad Max: Fury Road» war wenigstens eine Frau mit für den Schnitt verantwortlich, Margaret Sixel erhielt neben allen möglichen Preisen auch den Oscar für ihre Arbeit an jenem Werk.

Nur Männer

Doch ausgerechnet «Bombshell» kommt in sämtlichen Rollen hinter der Kamera ohne Frauen aus: Regie führte ein Mann (Jay Roach), das Drehbuch schrieb ein Mann (Charles Randolph), die Musik komponierte ein Mann (Theodore Shapiro), die Kamera führte ein Mann (Barry Ackroyd), den Schnitt erledigte ein Mann (Jon Poll).

So wenig selbstverständlich es offenbar ist, dass selbst bei einem Film mit einer solchen Thematik wie in «Bombshell» Frauen das Zepter schwingen, so wenig selbstverständlich ist auch die Finanzierung dieses Films gewesen: Zwei Wochen vor Drehbeginn sprang mit Annapurna Pictures nämlich kurzerhand ein Mitproduzent ab.

Absprung eines Mitproduzenten

Dabei hatte Theron als weitere Mitproduzentin die Produktionskosten mit 35 Millionen Dollar vergleichsweise niedrig budgetiert gehabt. Dass Annapurna Pictures wenige Monate vorher für die politische Komödie «Vice» mit Christian Bale in der Hauptrolle mehr als die doppelte für «Bombshell» vorgesehene Summe investiert hatte, das hat die südafrikanisch-US-amerikanische Oscar-Preisträgerin schon auch auf die Palme gebracht.

Aber sie hat «Bombshell» am Ende doch fertigbekommen. Weil: Theron lässt sich nicht aufhalten.

Erst in dieser Woche hat die 44-Jährige noch einmal erzählt, wie ihr alkoholkranker Vater dreimal durch jene Tür schoss, hinter der sie sich und ihre Mutter verbarrikadiert hatten. Beide blieben unverletzt, und die Mutter tötete schliesslich den Vater. Theron war damals 15, und fortan wurde sie Imperator Furiosa.

Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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