Auf SpurensucheWas machen innovative Unternehmen anders?
Von Mara Ittig, Malmesbury
2.7.2019
Was machen innovative Firmen anders als ihre Mitbewerber? Eine Spurensuche beim Technologieunternehmen Dyson im englischen Malmesbury.
5'127. Diese Zahl kennt bei Dyson jeder und jede. Damals in den Achtziger Jahren hat James Dyson in seiner Werkstatt 5'126 Staubsauger-Prototypen gebastelt, keiner funktionierte. Erst mit Nummer 5'127 war er zufrieden.
Der Rest ist Geschichte: 2018 machte das englische Unternehmen 5,7 Milliarden Schweizer Franken Umsatz und beschäftigt weltweit über 12'000 Mitarbeitende. Dyson gilt als Vorzeige-Unternehmen, wenn es um Innovation geht: Staubsauger, Haarföhn, Händetrockner und als nächstes wohl ein Elektroauto – bei Dyson erfindet man die Produkte nicht neu, aber man revolutioniert sie.
Ein Besuch im Dyson Hauptquartier im beschaulichen Malmesbury, zwei Autostunden westlich von London, die idyllischen Cotswolds vor den Toren, macht deutlich, wie wichtig Innovation für das Unternehmen ist.
Wie zufällig platziert stehen halbierte Autos, Militärflugzeuge, Motoren als Huldigung an eine vergangene technische Ära auf dem Firmengelände. In der Cafeteria isst man sein Mittagessen unter einem englischen Lightning-Jet: James Dysons Begeisterung für Technik ist nicht zu übersehen.
Der Lunch unter dem Jet ist für Kantinenverhältnisse nicht nur gut, er ist auch noch sehr gesund – und unfassbar günstig: Statt Schnitzel Pommes Frites gibt es Fisch mit Gemüse oder Kicherebsensalat. Ein schnelles Sandwich vor dem Computer als Mittagessen? Das ist hier verpönt. Die schlauen Köpfe sollen sich treffen, raus aus dem stillen Kämmerlein, rein in den Dialog. Man ist davon überzeugt, dass die richtig guten Ideen erst im Austausch mit anderen entstehen – und nicht alleine hinter verschlossenen Türen. Begegnungsorte wie die Cafeteria sind wichtige Pfeiler im Dyson-Innovations-Universum.
Beim Betreten des Labor-Trakts bleibt der Blick als erstes an einer Waschmaschine aus dem Hause Dyson hängen. Die Besucher staunen darüber, dass die britische Firma auch Waschmaschinen herstellt. Der Grund ist schnell gefunden: Es handelt sich um ein Produkt, das sich am Markt nicht durchsetzen konnte.
Misserfolge werden nicht versteckt
Das Zurschaustellen von Misserfolgen hat Methode: Im Hause Dyson steht man zu Fehlern, Scheitern ist im Innovationsprozess vorgesehen. Josh, der bei Dyson seit acht Jahren als Ingenieur in der Produktentwicklung arbeitet, sagt: «Wir werden ermutigt, Dinge einfach auszuprobieren. Wenn eine Idee scheitert, trägt sie vielleicht eines Tages zu einer anderen Lösung bei. Wir haben hier viele Einfälle, die das Tageslicht niemals sehen.»
Dyson bietet seinen Ingenieuren Raum für eigene Ideen. Und – nicht ganz unwichtig – die Firma verfügt über die nötige Infrastruktur und ausreichend Ressourcen, um sie zu erfolgreichen Produkten zu machen. Allein in Malmesbury arbeiten gegen 3'000 Ingenieure. Sieht einer von ihnen ein Problem, das er lösen will, kann er das direkt im Haus angehen. Josh sagt dazu: «Wir können an allen möglichen Dingen gleichzeitig forschen und auch Sachen auf den Grund gehen, die nicht zum eigentlichen Kerngeschäft gehören.»
Firmengründer James Dyson setzt auf jugendliche Unbedarftheit, Erfahrung hält er für überbewertet. Nur wer mit einer gewissen Naivität an Probeme herangehe, könne wirklich neue Lösungen finden. Das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei gerade einmal 29 Jahren.
Auch der Nachwuchs liegt James Dyson am Herzen: Mit dem «Dyson Institute of Engineering and Technology» zog 2017 auf dem Gelände eine Privatuniversität ein, an der pro Jahrgang zwischen 30 und 40 Ingenieure ausgebildet werden. Die Studierenden arbeiten vom ersten Tag an tatkräftig im Unternehmen mit. Damit setzt man dem Fachkräftemangel etwas entgegen und profitiert von stetig frischem Wind im eigenen Ingenieurpool. Gewohnt wird auf dem Dyson-Campus, der vierjährige Lehrgang und die Unterbringung sind kostenlos, die Studenten erhalten einen branchenüblichen Lohn. Kein Wunder, dass die Ausbildung begehrt ist: Mehr als 650 junge Menschen bewarben sich 2018 um einen der Studienplätze.
Auch mit dem «James Dyson Award» setzt man auf Nachwuchsförderung. Der internationale Designwettbewerb hat es sich zum Ziel gesetzt, die nächste Generation von Ingenieuren für Design-Engineering zu begeistern. Einzige Anforderung: Die Innovation muss ein Problem lösen. In den 15 Jahren, in denen es den Wettbewerb nun schon gibt, entstanden unter anderem eine Technologie, mit der man in Grossstädten aus Wind Strom gewinnen kann oder ein faltbarer Velohelm aus Karton, damit man sich auch bei Bike-Sharing gut geschützt aufs Velo schwingen kann.
Doch mit einer guten Idee allein ist es nicht getan. Bei Dyson setzt man auf Perfektion. In Dutzenden von Laboratorien tüfteln Ingenieure in einem scheinbar nie enden wollenden Kreislauf an neuen und bestehenden Produkten. So will man neue Entwicklung zur Perfektion bringen und Bestehendes ständig verbessern. Die Qualität der Produkte ist Dyson wichtiger als Geschwindigkeit. Man will nicht der Erste sein, man will der Beste sein.
In Akkustiklabors testen Ingenieure den Sound von Staubsaugern, Haartrocknern und Luftreinigern. Immer und immer wieder. Und für jeden Markt wieder anders: Die Japaner mögen es leise, während die Amerikaner die Power des eingebauten Motors auch hören wollen.
Im sogenannten Pick-Up-Lab saugen zwei Ingenieure – einer Dauerwerbesendung nicht unähnlich – allen möglichen Schmutz von verschiedenen Unterlagen. Mit dem Unterschied, dass das hier streng wissenschaftlich geschieht: Alles wird genau vermessen und dokumentiert.
Im Haarlab schliesslich werden Haarsträhnen im Dienste der Wissenschaft beschädigt: Mit Hitze, UV-Licht oder Kämmen im Akkord. Wer einen Föhn entwickelt, muss erst einmaml verstehen, wie Haare funktionieren.
Das Auto bleibt geheim
Ein grosses Geheimnis bleibt: Die Entwicklung des Automobils findet auf einem separaten Campus statt. Dyson hat weder Kosten noch Mühen gescheut und einen ehemaligen Flughafen zur Tüfeltfabrik umgebaut: In den futuristisch anmutenden Hangars wird am neuen Elekro-Auto geforscht. Gebaut wird es im asiatischen Singapur. Mehr ist nicht zu erfahren. Die Mitarbeitenden auf der ehemaligen Militärbasis Hullavington stehen unter Schweigepflicht. Wenn das Produkt so weit ist, wird man mehr erfahren.
Neuer Cern-Teilchenbeschleuniger geplant: Eine künstlerische Darstellung zeigt die Röhre der gigantischen Anlage.
Bild: Cern
Der 100 Kilometer lange, ringförmige Tunnel würde teils unter dem Genfer See verlaufen.
Bild: Cern
Insgesamt werden für den Future-Circular Collider (FCC) etwa 27 Milliarden Franken veranschlagt.
Bild: Cern
Der bestehende Teilchenbeschleuniger LHC der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) wird bereits durch das Hilumi-LHC-Projekt bis auf Höchstleistung getrimmt.
Bild: Keystone
Oliver Brüning, stellvertretender Projektleiter für den Ausbau des Teilchenbeschleunigers am Cern beschrieb das Vorhaben so: «Es ist wie bei einer Hausrenovierung. Man baut eine neue Heizung ein, die effizienter ist, aber um mehr zu heizen braucht man mehr Holz, und entsprechend grössere Keller.»
Bild: dpa
Der Beschleuniger schafft aktuell eine Milliarde Protonenkollisionen in der Sekunde. Aber das reichte den Physikern nicht. Sie wollen mindestens fünf Milliarden Kollisionen erreichen. Dafür sollten zum einen mehr Protonen zirkulieren, und der Zusammenstoss soll künftig auf acht statt 16 Mikrometer fokussiert werden, um die Chance von Kollisionen zu erhöhen. Im Bild: Eine Werkstatt am Cern in Prévessin, Frankreich.
Bild: dpa
Völlig neu entwickelte Kabel liegen in einer Werkstatt am Cern: Weil die neuen Magnete stärkere Magnetfelder erzeugen sollen, mussten die Cern-Spezialisten erst Kabel entwickeln, die das aushalten können. Auch für den Stromtransport von der Steckdose zu den Magneten schufen sie Kabel aus neuen Materialen, in diesem Fall Magnesium2Borite, einem selbst bei hohen Temperaturen superleitenden Material.
Bild: dpa
Mitarbeiter stehen in einer Werkstatt am Cern. Viele Cern-Erfindungen sind heute Allgemeingut, als Komponenten in Handys, bei diagnostischen Prozessen wie der Computertomografie, in der Halbleiterproduktion und bei der Tumorbehandlung. Und natürlich «die Mutter aller Erfindungen»: das am Cern entwickelte World Wide Web, das Internet.
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