Grossbritannien empört Flugzeug-Abschuss: Iran verhaftet britischen Botschafter bei Protesten

DPA/tafi

12.1.2020

Der Konflikt um den Abschuss eines Passagierflugzeugs durch den Iran nimmt eine neue Wendung. Grossbritannien äussert sich erbost über die jüngste Aktion Teherans im Zuge einer Demonstration.

Grossbritanniens Botschafter im Iran, Rob Macaire, wurde laut Nachrichtenagentur Tasnim für einige Stunden festgenommen. Danach kam er dem Bericht zufolge wieder frei. Macaire hatte demnach am Samstagabend an einer Protestkundgebung vor der Universität Amir Kabir wegen des Abschusses eines ukrainischen Passagierflugzeugs durch den Iran teilgenommen.

Grossbritannien hat auf die vorübergehende Festnahme des britischen Botschafters in Teheran empört reagiert. «Die grundlose und unbegründete Festnahme unsere Botschafters in Teheran ist eine ungeheuerliche Verletzung internationalen Rechts», erklärte der britische Aussenminister Dominic Raab am Samstagabend.



Der britische Aussenminister erklärte: «Die iranische Regierung steht an einem Scheideweg.» Sie könne ihren Marsch in Richtung eines Aussenseiterstatus weitergehen mit aller politischer und wirtschaftlicher Isolation. Oder sie könne deeskalierende Schritte einleiten und sich auf einem diplomatischen Weg nach vorn bewegen.

Bei Protesten gegen den Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs wurde in Teheran der britische Botschafter kurzzeitig festgenommen.
Bei Protesten gegen den Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs wurde in Teheran der britische Botschafter kurzzeitig festgenommen.
Keystone

Der Iran hatte den versehentlichen Abschuss der Maschine am Samstag eingeräumt. Die Behörden sprachen in den Tagen zuvor von einem technischen Defekt der Maschine. Die gesamte iranische Führung drückte ihr Bedauern über den Vorfall aus. Es wurden demnach juristische Schritte gegen die Verantwortlichen eingeleitet. Die Maschine war am Mittwoch auf dem Flug von Teheran nach Kiew in der Ukraine kurz nach dem Start abgestürzt. Niemand der 176 Menschen an Bord überlebte.

Botschafter Macaire habe die Demonstranten provoziert, «radikale Aktionen» durchzuführen, schrieb die Nachrichtenagentur Tasnim. Er sei nach «einigen Stunden» wieder freigelassen worden, werde aber am Sonntag ins Aussenministerium einbestellt, zitierte Tasnim unter Berufung auf informierte Quellen.

Iranischen Medienberichten zufolge gab es in mehreren Teilen Teherans Proteste wegen des Abschusses der Maschine. Laut den Nachrichtenagenturen Irna und Isna nahmen Hunderte an Protestkundgebungen am Samstagabend vor den Universitäten Teheran, Amir Kabir und Scharif teil. Sie kritisierten sowohl den Abschuss sowie die tagelangen Dementis iranischer Behörden und Medien.

US-Präsident Donald Trump sicherte den Demonstranten im Iran seine Unterstützung zu. Er schickte am Samstag (Ortszeit) inhaltsgleiche Twitter-Nachrichten auf Englisch und auf Persisch an das «tapfere, leidgeprüfte Volk» im Iran. «Ich stehe seit Beginn meiner Präsidentschaft an Ihrer Seite, und meine Regierung wird Ihnen auch weiterhin zur Seite stehen», schrieb der Präsident mit Blick auf die Demonstranten. «Wir verfolgen Ihre Proteste aufmerksam und lassen uns von Ihrem Mut inspirieren.»

In einem weiteren Tweet forderte Trump, die iranische Regierung müsse Menschenrechtsorganisationen erlauben, «die anhaltenden Proteste des iranischen Volkes» zu beobachten und darüber zu berichten. «Es kann weder ein weiteres Massaker an friedlichen Demonstranten noch eine Abschaltung des Internets geben. Die Welt sieht zu.»

Das Flugzeugunglück im Iran

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