Der Liechtensteiner Otto Tschugmell will mit seinem selbst gebauten Rowboat den Rhein abfahren.
Hier wird gepaddelt: Dort, wo Tschugmell sitzen wird, nennt er seinen «Arbeitsplatz».
Das Boot heisst «Tschotto», was sich aus dem Nach- und Vornamen des Besitzers zusammensetzt.
Mitnehmen wird der 68-Jährige lange Ruder und ebenso Stechpaddel. Je nach Abschnitt kommt das ein oder andere zum Einsatz.
Tschugmell ist ein waschechter Werkler. Auch Maschinen, die ihm bei der Bootsherstellung geholfen haben, stammen aus dem Eigenbau.
Eine Schleifmaschine in Tschugmells Werkstatt, die er selbst gemacht hat.
Stolz präsentiert der Boot-Begeisterte den Eigenbau in seiner Garage.
Das Liechtensteiner Fähnle darf nicht fehlen.
Der Balzner ist seit Wochen startklar, doch das Wetter verschiebt seinen Start immer wieder. Die Tasche mit Kleidern hat er wieder ins Haus genommen, die restliche Ausstattung liegt parat in der Garage.
Liechtensteiner paddelt mit Eigenbau bis zum Meer
Der Liechtensteiner Otto Tschugmell will mit seinem selbst gebauten Rowboat den Rhein abfahren.
Hier wird gepaddelt: Dort, wo Tschugmell sitzen wird, nennt er seinen «Arbeitsplatz».
Das Boot heisst «Tschotto», was sich aus dem Nach- und Vornamen des Besitzers zusammensetzt.
Mitnehmen wird der 68-Jährige lange Ruder und ebenso Stechpaddel. Je nach Abschnitt kommt das ein oder andere zum Einsatz.
Tschugmell ist ein waschechter Werkler. Auch Maschinen, die ihm bei der Bootsherstellung geholfen haben, stammen aus dem Eigenbau.
Eine Schleifmaschine in Tschugmells Werkstatt, die er selbst gemacht hat.
Stolz präsentiert der Boot-Begeisterte den Eigenbau in seiner Garage.
Das Liechtensteiner Fähnle darf nicht fehlen.
Der Balzner ist seit Wochen startklar, doch das Wetter verschiebt seinen Start immer wieder. Die Tasche mit Kleidern hat er wieder ins Haus genommen, die restliche Ausstattung liegt parat in der Garage.
Otto Tschugmell war schon als Bub fasziniert vom Rhein. Sein grosser Traum: Das Gewässer einmal von Liechtenstein bis zur Mündung ins Meer abzufahren. Für sein Abenteuer hat er selbst ein Boot gebaut.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Einmal im Leben mit einem selbst gebauten Boot auf dem Rhein von Liechtenstein bis ans Meer rudern – davon hat Otto Tschugmell schon immer geträumt.
- Sein Boot hat er während sieben Monaten in der Garage gebaut.
- Wegen der schlechten Wetterlage musste der 68-Jährige den Start seines Abenteuers mehrfach verschieben, aber jetzt soll es losgehen.
- Seine 95-jährige Mutter findet, er sei ein «Spinner». Tschugmell selbst hat keine Angst, denn er wisse, was er tue.
Otto Tschugmell lächelt zufrieden, als er mit der Hand über den rot glänzenden Lack seines Boots streicht. Mit leuchtenden Augen erzählt der 68-Jährige stolz von seinem grossen Traum: «Am Montag soll es endlich losgehen. Ich habe vor, mit meinem selbst gebauten Holzboot den ganzen Rhein abzufahren.»
Damit meint der Liechtensteiner, dass er in seiner Heimat Balzers lospaddeln und rund 1200 Kilometer zurücklegen will, bis der Rhein schliesslich in Rotterdam ins Meer mündet.
In der kleinen Garage, die Tschugmell zusammen mit seinem Sohn Marc selbst gebaut hat, wimmelt es von Werkzeug, Bauutensilien und Holzplatten. Die Werkbank deutet darauf hin, dass hier fleissig getüfelt und gearbeitet wird. Seit er pensioniert sei, habe er ja auch genug Zeit für solche Sachen.
Für Tschugmell war der Bootsbau ein Lebenstraum. «Auch wenn es nur ein kleines Boot geworden ist, ich musste einfach einmal in meinem Leben selber ein Boot bauen», sagt er mit Stolz erfüllt zu blue News.
Sieben Monate daran gearbeitet
Begonnen hat er im Oktober 2023, fertig geworden ist er im Mai dieses Jahres. Weil er allergisch auf den Leim reagierte, musste er immer wieder Unterbrechungen einlegen – und Lichttherapien- sowie Cortison-Behandlungen über sich ergehen lassen.
Eigentlich wollte er sein Rowboat oder Skull kurz nach Fertigstellung im Mai einweihen und sich auf die grosse Reise begeben, doch das Wetter und die Hochwasserstände vielerorts machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
Alles ist schon seit einer Weile parat. Tschugmell meint: «Ich muss jetzt starten, sonst drehe ich langsam durch. Das Wetter wird auch nicht besser.» Aktuell gilt laut Tschugmell für den Bodensee die Gefahrenstufe drei und beim Abfluss Konstanz die Gefahrenstufe zwei. Damit kann er am Montag, 15. Juli, starten.
Otto Tschugmells Abenteuer startet nach langem Warten endlich am 15. Juli.
In seiner Heimat Balzers stieg der Liechtensteiner in sein selbst gebautes Rowboat.
Der Liechtensteiner will den ganzen Rhein abpaddeln – 1200 Kilometer bis zum Meer.
Sein erstes Etappenziel am Bodensee erreichte Tschugmell nach fünf Stunden auf dem Wasser. Es sei ein «super Tag» gewesen.
Liechtensteiner paddelt bis zum Meer: Otto Tschugmells Abenteuer startet am 15. Juli
Otto Tschugmells Abenteuer startet nach langem Warten endlich am 15. Juli.
In seiner Heimat Balzers stieg der Liechtensteiner in sein selbst gebautes Rowboat.
Der Liechtensteiner will den ganzen Rhein abpaddeln – 1200 Kilometer bis zum Meer.
Sein erstes Etappenziel am Bodensee erreichte Tschugmell nach fünf Stunden auf dem Wasser. Es sei ein «super Tag» gewesen.
Mit seinem 5,40 Meter langen, kayakähnlichen Boot, das an der breitesten Stelle 95 Zentimeter misst, will er seine Bekannten in Hoek van Holland besuchen: «Sie werden mich dort empfangen. Ich werde dann das Boot bei ihnen unterstellen, nach Hause fliegen und mit meiner Frau unsere Siebensachen packen. Anschliessend fahren wir mit dem Auto wieder nach Holland und holen das Boot ab.»
Schmunzelnd fügt er an: «Ich kenne die Strecke gut. Mit 60, als ich in Pension ging, bin ich mit meinem Mountainbike den Rhein entlang zu unseren Freunden nach Holland geradelt.»
«Auf dem Wasser fühle ich mich nie verloren»
Doch dieses Mal wird es kein Land-, sondern ein Wasserweg sein, der ihn ans Ziel führt. Das sei auch sein Kraftort, wie Tschugmell gesteht: «Auf dem Wasser ist es mir einfach am wohlsten, dort fühle ich mich nie allein und nie verloren.»
Mitnehmen wird er Bilder von seinen Liebsten, die ihn auf der Tour begleiten sollen. Seine Frau Renita habe aber bis heute nicht wirklich Freude an Tschugmells Vorhaben. «Sie hat mich gefragt, ob ich wirklich gehen muss.» Und seine Mutter, die 95 Jahre ist, habe ihn als «Spinner» bezeichnet. «Sie haben alle Angst, dass mir etwas passieren könnte.»
Doch Tschugmell selbst ist sich sicher: «Ich habe das richtige Boot für diese Tour gebaut, bin bestens vorbereitet und ich weiss, was ich tue.» Er war 15 Jahre lang Besitzer einer kleinen Jacht auf dem Bodensee und schliesslich auf dem Walensee. Ausserdem trainiere er regelmässige am Rudergerät. Seine vieljährige Erfahrung gebe ihm Sicherheit bei seinem Vorhaben.
Eigentlich wollte Tschugmell Schiffsbauer werden
Die Begeisterung für Boote habe Tschugmell schon immer in sich getragen. Bereits als kleiner Bub sei er ausserdem vom Rhein fasziniert gewesen. «Mit Freunden habe ich damals kleine Boote aus Holz geschnitzt und darüber spintisiert, wohin die wohl fliessen. Dieses Hinaustragen in die Weite, in die Welt hinaus – davon war ich schon immer hypnotisiert», so der 68-Jährige.
Doch die Schwärmerei für Boote ist leider immer nur eine Schwärmerei geblieben – bis jetzt. Als Schüler habe Tschugmell einmal acht Wochen während der Sommerferien auf einem Rheinschiff gearbeitet, weil er eigentlich Matrose werden wollte, um dann irgendwie als Schiffsbauer zu enden. Doch dieser Weg schien doch nicht der richtige für ihn zu sein, und schlussendlich landete er in der Baubranche.
Unterwegs mit «Tschotto» für 24 Arbeitstage
Jetzt hat er seinen Traum Wirklichkeit werden lassen. Auf seinem mit viel Liebe erbauten Meisterstück steht mit schwarzen Buchstaben «Tschotto», das sich aus Nach- und Vorname des 68-Jährigen zusammensetzt.
Dies sei wichtig, damit er auch wirklich damit zu Wasser gehen darf: «Weil es ein Ruderboot ist, muss es nicht eingelöst werden, aber wichtig ist, dass es mit leserlichen und zehn Zentimeter hohen Buchstaben, ohne Nummern, beschriftet ist. Dann darf man überall fahren.»
Schlafen wird Tschugmell auf Campingplätzen, und auch in Restaurants einkehren will er, wenn es die Zeit und die Etappen erlauben, einmal pro Tag. Der einstige Bauführer rechnet vor: «Ich glaube, ich werde 24 Tage für die ganze Strecke brauchen. Also 24 Arbeitstage, denn zwischendurch will ich auch Ruhetage einlegen.»
5350 Franken für den Bootsbau ausgegeben
Das aus Sperrholz gefertigte Boot hat Tschugmell nach Plänen eines kanadischen Ehepaars gebaut, das mit ihrem eigenen Exemplar 10’000 Kilometer ruderte und auch Routen im Meer zurücklegte.
Gekostet habe ihn die Verwirklichung seines Traums wohl etwa 5350 Franken. «Vielleicht wird die eine oder der andere denken: ‹Gar nicht so teuer!› Es ist halt keine Jacht», fügt Tschugmell an und lacht.
In die Kosten miteinberechnet hat er die komplette Ausrüstung wie etwa Apotheke, Tau oder die langen Ruder sowie der Rollsitz. «Ausserdem gehört ein Stechpaddel dazu.» Die langen Ruder werde er auf dem Bodensee-Abschnitt und ab Basel auf dem Rhein brauchen.
Espresso-Maschine mit an Bord
Sobald das Abenteur geschafft ist, will Tschugmell sein selbst gebautes Boot verkaufen. Und das zu einem bescheidenen Preis: «Für ein Holzboot wie das meine zahlst du für gewöhnlich etwa 12'000 bis 16'000 Franken. Ich rechne meine Arbeitszeit nicht mit ein, sondern nur das investierte Material und schreibe es dann für 5500 oder 6500 Franken aus. Wenn jemand anderes Freude daran hat, macht mich das ebenfalls glücklich.»
Damit ihm nach seiner Rückkehr nicht langweilig wird, hat Tschugmell auch gleich schon das nächste Projekt geplant. Zusammen mit seinem Sohn wolle er einen Schäferwagen für seinen Traktor bauen. «Sobald das Boot verkauft ist, haben wir wieder Platz in der Garage.»
Zuerst steht jetzt aber seine grosse Reise an, für die sich Tschugmell vor allem eines wünscht: «Dass alles gut kommt und ich wieder zufrieden und glücklich zu Hause ankomme.»
Und etwas darf auf seiner langen Reise nicht fehlen: «Ich bin ein eingefleischter Espresso-Trinker», sagt der 68-Jährige über beide Ohren grinsend. «Ich war total überrascht, meine Tochter und mein Sohn haben mir eine Maschine geschenkt, bei der ich von Hand Kaffee pumpen kann.» Das mache sein Boot noch einen Tick aussergewöhnlicher, denn: «So etwas hat wohl kaum ein Boot an Bord.»
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