Coronavirus Angehörige von Toten in Italien reichen Klage ein –  Facebook soll Lügen über Corona aufdecken

Agenturen/red.

10.6.2020

In Italien haben Angehörige von Opfern der Corona-Pandemie Strafanzeige wegen des Umgangs mit der Krise erstattet. Facebook und Co. sollen monatlich Berichte über Massnahmen gegen Falschinformationen vorlegen. Die Entwicklungen des Tages im Überblick.

Das Wichtigste im Überblick

  • Ein neuer Corona-Infektionsherd ist in einem Krankenhaus in Bilbao ausgebrochen.
  • Eine Sammelklage in Bergamo soll Verantwortung für die vielen Toten klären.
  • Die EU will Berichte von Facebook und Co. über Massnahmen gegen Falschinformationen.
  • Der US-Personenflugverkehr kommt wegen Corona fast zum Erliegen.
  • Brasiliens Regierung veröffentlicht wieder die Zahlen der Corona-Fälle komplett und online.
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg pocht trotz der durch die Corona-Pandemie verursachten Wirtschaftskrise auf hohe Militärausgaben.
  • Die Bestatter in der Schweiz bleiben auf zu vielen Särgen sitzen.
  • In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 23 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Die Sterblichkeit stieg um einen Fall auf 20 pro 100'000 Einwohner.

Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität liegt die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz bei bislang insgesamt 31’011; davon gelten 28’700 als genesen. 1’936 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 verstorben. Weltweit stieg die Zahl der Infizierten auf 7’293’307, die Zahl der Toten auf 413’126.

In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 23 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden.

Kulturschaffende halten die Corona-Massnahmen des Bundesrats für unzureichend. Sie kritisieren den Bundesrat in einem offenen Brief. Die Unterstützungsmassnahmen für Opfer des Lockdowns kämen gerade nicht jenen zugute, die sie am dringendsten brauchen.

Das OECD rechnet mit einem Einbruch der Schweizer Wirtschaft dieses Jahr um 7,7 Prozent, falls die Pandemie im Sommer tatsächlich abklinge. Der Neuwagenverkauf in der Schweiz erholt sich allmählich von seinem Corona-bedingten Einbruch im Frühling. Besonders gefragt sind seit Monaten die Camper-Modelle.

Die EU-Kommission nimmt soziale Netzwerke in die Pflicht, künftig monatlich Berichte über ihren Kampf gegen Fake News vorlegen. Zudem werden die Unternehmen zu einer engeren Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern aufgefordert.

Im italienischen Bergamo haben 50 Angehörige von Opfern der Corona-Pandemie in einer Sammelklage Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Umgangs mit der Krise erstattet. Weitere 150 Klagen sind in Vorbereitung. Den Behörden der Region Lombardei wird unter anderem vorgeworfen, Sperrzonen zu spät eingerichtet und durch jahrelange Kürzungen im Gesundheitswesen die Krise verschärft zu haben.

22.00 Uhr: Wir beenden unseren heutigen Ticker

21.39 Uhr: Neuer Corona-Infektionsherd in Krankenhaus in Bilbao

Ein Krankenhaus in Nordspanien hat sich als neuer Infektionsherd des Coronavirus erwiesen. Bislang seien im Basurto-Universitätskrankenhaus in Bilbao 25 Menschen positiv auf das Virus getestet worden, ein infizierter Patient sei gestorben, sagte der Leiter der Einrichtung, Eduardo Maiz, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Nun würden alle 4'500 Mitarbeiter des öffentlichen Krankenhauses im Baskenland getestet. Die Besuche wurden eingeschränkt.

Kurz zuvor waren am Montag im Baskenland fast alle Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. In Spanien haben sich bisher nach offiziellen Angaben 242'280 Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert, 27'136 Menschen starben an den Folgen der Infektion. Spanien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas.

20.19 Uhr: Angehörige von Corona-Toten in Italien reichen Klage ein

In Italien haben 50 Angehörige von Opfern der Corona-Pandemie Strafanzeige wegen des Umgangs mit der Krise erstattet. Die Sammelklage gegen Unbekannt wurde am Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft der besonders schwer betroffenen Stadt Bergamo in der Lombardei eingereicht, weil diese zum Symbol der landesweiten Corona-Welle wurde, wie Mitinitiator Stefano Fusco sagte. Weitere 150 Klagen seien in Vorbereitung.

Fusco hatte nach dem Tod seines Großvaters im März in einem Pflegeheim die Facebook-Gruppe «Wahrheit und Gerechtigkeit für die Opfer von Covid-19» gegründet, um mit anderen Angehörigen Kontakt aufzunehmen, die ähnliche Dramen erlebt haben. Inzwischen hat die Gruppe 55'000 Mitglieder. «Wir wollen keine Rache, wir wollen Gerechtigkeit», sagte der 31-Jährige.

Bei der Staatsanwaltschaft in Bergamo laufen bereits weitere Verfahren wegen der vielen Corona-Toten seit Ausbruch der Epidemie im Februar. Örtliche Familien werfen den Behörden der Region Lombardei unter anderem vor, Sperrzonen zu spät eingerichtet und durch jahrelange Kürzungen im Gesundheitswesen die Krise verschärft zu haben.

19.41 Uhr: London lockert Kontaktbeschränkungen weiter

London hebt weitere Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie auf. Zoos, Safari-Parks und Läden in England dürfen von kommendem Montag an wieder öffnen, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in London.

Gotteshäuser können ihre Türen für individuelle Gebete von Gläubigen bereits am Wochenende wieder aufmachen. Abstandsregeln müssten aber weiter eingehalten werden. Zudem können sich künftig auch bestimmte Haushalte zusammenschliessen.

Grossbritannien ist mit mehr als 41'000 Todesfällen bei Menschen, die zuvor positiv auf das Coronavirus getestet wurden, das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land Europas. Die Zahl der Sterbefälle, bei denen die Lungenerkrankung Covid-19 letztlich als Ursache festgestellt wurde, liegt sogar bei mehr als 50'000.

Die Regierung in London steht wegen ihres Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie seit Monaten stark in der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Pandemie reagiert zu haben. Der Wissenschaftler Neil Ferguson vom Imperial College sagte am Mittwoch in einem Parlamentsausschuss, dass die Hälfte der Todesfälle vermeidbar gewesen wäre, hätte die Regierung die Massnahmen eine Woche früher verhängt.

Für viel Kritik sorgte zuletzt auch die Entscheidung der Regierung, eine 14-tägige Quarantänepflicht für Einreisende zu einzuführen. Damit soll eine zweite Infektionswelle verhindert werden. Doch der Nutzen der Massnahme wird bezweifelt, da die meisten europäischen Länder weniger Infektionen haben als Grossbritannien. Das Auswärtige Amt wird wohl auch weiterhin von Reisen ins Vereinigte Königreich abraten, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch.

19.03 Uhr: Lügen rund ums Coronavirus: EU will Berichte von Facebook und Co.

Falsche Informationen über die Krankheit Covid-19 können gefährlich sein. Die EU-Kommission nimmt deshalb soziale Netzwerke in die Pflicht, bei denen Fake News sich oft rasend schnell verbreiten.

Nach einem am Mittwoch präsentierten Plan der EU-Kommission sollen Plattformen wie Facebook und Twitter künftig monatlich Berichte über ihren Kampf gegen Desinformationen vorlegen. Zudem werden die Unternehmen zu einer engeren Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern aufgefordert.

«Während der Coronavirus-Pandemie ist Europa von Desinformationskampagnen überschwemmt worden, die ihren Ursprung sowohl innerhalb als auch ausserhalb der EU hatten», kommentierte EU-Kommissionsvizepräsidentin Vera Jourova. Um diese zu bekämpfen, müsse man «alle relevanten Akteure von Online-Plattformen bis hin zu Behörden mobilisieren und unabhängige Faktenprüfer und Medien unterstützen».

18.54 Uhr: Corona-Krise bringt US-Personenflugverkehr fast zum Erliegen

Die Corona-Pandemie hat den Personenflugverkehr in den Vereinigten Staaten historisch einbrechen lassen. Im April beförderten US-Fluggesellschaften lediglich rund drei Millionen Passagiere, wie das Verkehrsministerium am Mittwoch in Washington nach einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Dies entspricht einem Rückgang um 96 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum und dem niedrigsten Wert seit Beginn der monatlichen Datenerhebung 1974.

Zum Vergleich: Das vorherige Rekordtief der Aufzeichnungen des Ministeriums lag bei 14,6 Millionen Passagieren und datierte von 1975. Die Corona-Krise hat die Luftfahrtindustrie in schwere Finanznot gebracht. Die US-Regierung legte bereits ein Rettungspaket für die Branche auf, doch der Druck auf die Airlines bleibt hoch. Trotz der milliardenschweren Hilfsgelder rechnen Experten mit weiteren drastischen Sparmassnahmen und Stellenstreichungen.

17.20 Uhr: Neuwagenverkauf erholt sich langsam – Camper besonders gefragt

Der Neuwagenverkauf in der Schweiz erholt sich allmählich von seinem Corona-bedingten Einbruch im Frühling. Besonders gefragt sind seit Monaten die Camper-Modelle.

Während der Neuwagen-Verkauf im April noch um 70 Prozent zum Vorjahr eingebrochen war, habe im Mai die Differenz zum Vorjahr noch minus 40 Prozent betragen, sagte Amag-Chef Morten Hannesbo in einem vorab verfügbaren Interview mit der «Handelszeitung» (Donnerstagsausgabe).



Nun werde aber wieder gekauft. «Immer mehr sogar», ergänzte Hannesbo. Ein Minus von 40 Prozent im ersten Halbjahr scheine aber dennoch realistisch, sagte der Amag-Chef. «Im Juli hoffe ich auf einen weiteren markanten Anstieg. Und in der zweiten Jahreshälfte dürften wir wieder das Normalniveau erreichen.» Das Rekordjahr 2019 lasse sich 2020 aber natürlich nicht wiederholen.

Eine Verlagerung der Nachfrage zu günstigeren Modellen stellt Amag hingegen nicht fest. «Wir sehen keine Bewegung nach unten. Eher das Gegenteil.» Im Januar, Februar sei nicht der Škoda Octavia oder der Golf das bestverkaufte Auto der Schweiz gewesen wie das in Normalzeiten der Fall sei, sondern der VW Transporter T6, der auch als Camper eingesetzt werde.



«Was natürlich sehr gut läuft, sind Camper, die sind fast restlos ausverkauft.» Die Nachfrage nach dem VW-Modell California mit aufklappbarem Dach sei förmlich explodiert. «Weil die Leute in der Schweiz bleiben und mal etwas anderes erleben möchten», erklärte der CEO.

17 Uhr: Frankreich rechnet mit Verlust von 800'000 Arbeitsplätzen

Die französische Regierung rechnet wegen der Corona-Pandemie mit dem Verlust von 800'000 Arbeitsplätzen in den kommenden Monaten. Das gab Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Mittwoch in Paris bekannt. Das entspricht nach seinen Angaben 2,8 Prozent aller Arbeitsplätze.

Um der Krise zu begegnen, billigte das französische Kabinett ein umfassendes Corona-Krisenbudget. Der überarbeitete Haushaltsentwurf sieht Hilfen in Höhe von insgesamt 45 Milliarden Euro (etwa 48,3 Milliarden Franken) vor. Allein 18 Milliarden Euro (19,3 Milliarden Franken) sind für die Tourismusbranche vorgesehen. Weitere 15 Milliarden Euro (16,1 Milliarden Franken) sollen dem Luftfahrtsektor und acht Milliarden Euro (8,6 Milliarden Franken) den Autoherstellern zugute kommen.

16.32 Uhr: Kulturschaffende kritisieren Bundesrat

Kulturschaffende kritisieren den Bundesrat in einem offenen Brief für dessen Corona-Massnahmen. Die Unterstützungsmassnahmen für Opfer des Lockdowns kämen gerade nicht jenen zugute, die sie am dringendsten brauchen.

Die bis jetzt angebotenen Massnahmen des Bundes und der Kantone  würden das Versprechen verfehlen, die Verletzlichen zu schützen. Wer bisher viel verdient habe, bekomme jetzt viel, heisst es in dem Brief. Unterschrieben ist er von den Schriftstellerinnen Monica Cantieni und Bettina Spoerri, dem Schriftsteller Sunil Mann sowie dem Schriftsteller und Regisseur Rudolph Jula.

16.10 Uhr: Notstand in Schaffhausen wird aufgehoben

Seit dem 17. März 2020 gilt im Kanton Schaffhausen der Notstand gemäss kantonalem Bevölkerungsschutzgesetz. Damit mussten gleichzeitig diverse Massnahmen und Regelungen umgesetzt werden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen. Am späten Dienstagnachmittag teilt der Schaffhauser Regierungsrat nun mit, dass der Notstand per 19. Juni 2020 aufgehoben werden soll.

15.15 Uhr: Milliardenkredit für die Ukraine

Der Internationale Währungsfonds will die Ukraine mit einem milliardenschweren Kredit vor der Staatspleite bewahren. Das Programm mit einem Volumen von umgerechnet etwa 4,4 Milliarden Euro ist auf auf anderthalb Jahre angelegt.

Mit der Vereinbarung soll sichergestellt werden, dass die Wirtschaft der Ex-Sowjetrepublik nach der Corona-Krise wieder wächst. Zudem sollen Strukturreformen fortgesetzt werden.

13 Uhr: Santésuisse weist Forderungen nach weiterer Kostenübernahme zurück

Der Krankenkassenverband Santésuisse weist Forderungen nach einer Übernahme von Corona-bedingten Ertragsausfällen von Spitälern und von zusätzlichen Kosten für Corona-Tests durch die Kassen zurück. Sie seien überzogen und nicht sachgerecht.

Dies schreibt Santésuisse in einem offenen Brief an die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK). Prämienzahlerinnen und Prämienzahler würden bestimmt nicht für Operationen oder anderweitige Behandlungen aufkommen, die gar nie durchgeführt worden seien.

Zahlreiche Spitäler hätten in den letzten Jahren Gewinne erwirtschaftet. Diese seien nie den Prämienzahlerinnen und -zahlern zugutegekommen, sondern den Kantonen überwiesen worden. Konsequenterweise gelte dies auch für allfällige Verluste.

12.15 Uhr: 23 neue Covid-19-Infizierte innert 24 Stunden - Sterblichkeit höher

In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 23 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Die Sterblichkeit stieg um einen Fall auf 20 pro 100'000 Einwohner.

Insgesamt gab es 31'011 laborbestätigte Ansteckungsfälle, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwochmittag mitteilte. Die Fallzahlen unterliegen einer wöchentlichen Schwankung mit tieferen Zahlen am Wochenende. Am Dienstag wurden 16 Fälle gemeldet, am Montag waren es sieben gewesen.

Innerhalb von 24 Stunden wurden in der Schweiz 23 neue Corona-Fälle gemeldet. (Symbolbild)
Innerhalb von 24 Stunden wurden in der Schweiz 23 neue Corona-Fälle gemeldet. (Symbolbild)
Archiv

Bisher starben in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 1'675 Personen, die im Labor positiv auf Covid-19 getestet worden waren. Dies entspricht 20 Todesfällen pro 100'000 Einwohner. Damit stieg die Sterblichkeit um einen Fall.

Von den 1581 verstorbenen Personen, für welche vollständige Daten vorhanden sind, litten 97 Prozent an mindestens einer Vorerkrankung. Die drei am häufigsten genannten Vorerkrankungen waren gemäss dem BAG Bluthochdruck (63 Prozent), Herz-Kreislauferkrankungen (57 Prozent) und Diabetes (26 Prozent).

11.30 Uhr: OECD rechnet mit Einbruch der Schweizer Wirtschaft 2020

Die Coronapandemie sorgt für einen Absturz der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr. Laut der Industriestaaten-Organisation OECD dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) heuer um 7,7 Prozent einbrechen.

Dies allerdings nur, wenn die Pandemie im Sommer abklinge, schrieb die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris in ihrem Konjunkturbericht. «Im Fall einer zweiten Infektionswelle im späteren Jahresverlauf wird das BIP 2020 voraussichtlich um 10 Prozent zurückgehen.» Bei einem weiteren Schock im späteren Jahresverlauf würden die Insolvenzen und die Arbeitslosigkeit in der Schweiz stärker steigen und die Investitionen geringer ausfallen.

Obwohl die Wirtschaft nicht so lange heruntergefahren worden sei wie in anderen Ländern, seien der private Konsum und die Investitionen stark eingebrochen, heisst es weiter. Viele Wirtschaftszweige, insbesondere der Tourismus, das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Detailhandel und die Kulturbranche hätten unter den Schliessungen stark gelitten. «Die Pharmaindustrie, auf die 30 Prozent der Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes entfallen, konnte sich dagegen gut behaupten», so die OECD.



Die Zahl der Arbeitslosen sei trotz der Einführung besonderer Kurzarbeitsregelungen erheblich gestiegen. Das KOF-Konjunkturbarometer sei auf seinen niedrigsten Stand seit Anfang 2009 gesunken. Und das Konsumentenvertrauen sei in die Tiefe gestürzt, was die Erholung des Privatkonsums und der Investitionen bremsen werde, schrieb die OECD. So rechnet die Organisation mit einem Taucher des Privatkonsums um 6,8 Prozent im laufenden Jahr. Bei einer zweiten Welle dürfte er gar um 8,9 Prozent einbrechen.

Im nächsten Jahr erwartet die OECD dann einen Steigflug. Das BIP werde 2021 um 5,7 Prozent wachsen. Die Kurzarbeit helfe, den Effekt auf die Arbeitslosigkeit abzufedern. Bei einer zweiten Coronawelle werde das BIP allerdings nur um 2,3 Prozent zulegen. «In beiden Szenarien werden die Exporte durch die schwache Erholung bei den wichtigsten Handelspartnern und den starken Franken gebremst», schrieb die OECD.

10.45 Uhr: OECD erwartet äusserst schweren Folgen der Corona-Krise

Bürger, Unternehmen und Staaten müssen sich nach Einschätzung der Industriestaatenorganisation OECD wegen der Covid-19-Pandemie auf äusserst schwere und lang anhaltende Folgen einstellen. Es handele sich um die schlimmste Gesundheits- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, der vor 75 Jahren endete. Das teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris in einem Konjunkturbericht mit.

Eine höhere öffentliche Verschuldung sei zwar nötig, berichtete Chefökonomin Laurence Boone. «Schuldenfinanzierte Ausgaben müssen jedoch sehr gezielt eingesetzt werden, um die schwächsten Gruppen zu unterstützen und die Investitionen zu fördern, die für den Aufbau einer krisenfesteren Wirtschaft nötig sind.» Weiter teilte Boone mit: «Solange weder ein Impfstoff noch ein wirksames Medikament allgemein verfügbar ist, müssen die Politikverantwortlichen in aller Welt einen Drahtseilakt vollführen.»

Die OECD präsentierte zwei Szenarien: Ein erstes Szenario nimmt an, dass das Coronavirus weiter zurückgedrängt und kontrolliert wird. In einem anderem wird vorausgesetzt, dass es im weiteren Jahresverlauf zu einer zweiten Infektionswelle kommt. In diesem besonders schlimmen Fall könnte die Wirtschaft in der Eurozone demnach 2020 um 11,5 Prozent schrumpfen.

10.10 Uhr: Bestatter bleiben auf zu vielen Särgen sitzen

Weil viele Bestatter in der Schweiz zu Beginn der Corona-Krise befürchtet haben, dass noch viel mehr Menschen sterben könnten, horteten sie in grosser Zahl Särge. Nun bleiben sie auf zu vielen Särgen sitzen, berichtet «SRF». Die Sargbauer hätten demnach sofort auf die die Anfragen der Bestatter reagiert, die Produktion hochgefahren und doppelt so viele Särge gebaut. Vor allem in der Region Bern und in der Westschweiz seien einfache Särge gefragt gewesen. Und dies vor allem in der Region Bern und in der Westschweiz.

Viele Bestattungsunternehmen bleiben auf bestellten Särgen sitzen (Symbolbild).
Viele Bestattungsunternehmen bleiben auf bestellten Särgen sitzen (Symbolbild).
Archiv

Ein Bestatter und zugleich Sarghersteller erklärte «20 Minuten», er habe «diese Hamsterkäufe schon damals ein wenig übertrieben» gefunden. Manche Unternehmen hätten in einer Panikreaktion Hunderte Särge bestellt. «Um diese unterzubringen, braucht man eine ganze Turnhalle.»

8.46 Uhr: Spanien beschliesst Regeln für «neue Normalität»

Die linke Regierung des einstigen Corona-Hotspots Spanien hat die Regeln für das Leben in der sogenannten «neuen Normalität» beschlossen. Zu den wichtigsten Bestimmungen des am Dienstag bei einer Ministerratssitzung in Madrid ausgearbeiteten Dekrets gehört die unbefristete Beibehaltung der Schutzmasken-Pflicht. Demnach wird man in Spanien auch nach dem Ende des dreimonatigen Notstands am 21. Juni in geschlossenen Räumen und auch im Freien Maske tragen müssen, wenn ein Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Bei Verstoss ist eine Geldstrafe von 100 Euro vorgesehen.

Auf die Frage, wie lange das neue Regelwerk gültig bleiben solle, sagte Gesundheitsminister Salvador Illa: «Bis wir das Virus endgültig besiegt haben.» Nötig sei idealerweise ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament gegen Covid-19, betonte er.

Das Dekret wird nächste Woche dem Parlament in Madrid zur Debatte und Abstimmung vorgelegt werden. Die Billigung gilt nach Medienberichten vom Mittwoch als sicher. Die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez habe alle Beschlüsse mit den liberalen Ciudadanos und Regionalparteien abgestimmt, um sich die nötigen Ja-Stimmen zu sichern, hiess es.

8.30 Uhr: Mehr als 200'000 Infektionen in Peru

In Peru breitet sich das Coronavirus weiterhin stark aus. Wie das Gesundheitsministerium in Lima am Dienstag mitteilte, überschritt die Zahl der registrierten Infektionsfälle inzwischen die Schwelle von 200'000. Binnen 24 Stunden wurden demnach 4'040 neue Ansteckungen verzeichnet. Die Gesamtzahl der Infektionen stieg damit auf 203'736 an. Die Zahl der Corona-Toten in dem südamerikanischen Land erhöhte sich um 167 weitere Fälle auf 5'738.

Peru rangiert in der Zahl der Coronavirus-Infektionen weltweit an achter Stelle. Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Lima sind völlig überlastet. In dem Land gelten seit bereits zwölf Wochen rigorose Ausgangsbeschränkungen.

7.55 Uhr: Schweizer kauften während Lockdown die Bioläden leer

Gemäss Zahlen von Bio Suisse, dem Dachverband der Schweizer Bio-Bauern, wurden während des Lockdown bis zu 30 Prozent mehr Bio-Lebensmittel gekauft. Das schreibt der «Tages-Anzeiger». Die Gestelle vieler Hofläden seien schnell und immer wieder leergeräumt worden, auch die Alpomaten etwa in der Stadt Zürich mussten mehr als normal aufgefüllt werden.

Lob gibt es dazu vom obersten Bauern. «Die Bauern haben sich schnell an diese Situation angepasst», sagt Markus Ritter, CVP-Nationalrat und Bauernpräsident, der Zeitung.



Ob dieser Bio-Boom allerdings anhalten wird, ist nicht sicher. Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse, ist diesbezüglich denn auch nur bedingt optimistisch. Seiner Ansicht ist der Bio-Boom mehr den Umständen als einem Umdenken geschuldet.

6.20 Uhr: SBB werben für rasches Ende von Homeoffice

Die SBB versuchen, der Homeoffice-Empfehlung des Bundes ein Ende zu setzen. So steht es dem «Tages-Anzeiger» zufolge in einem vertraulichen, der Zeitung vorliegenden Sitzungsprotokoll der Transportunternehmen im öffentlichen Verkehr. Die Empfehlung habe «grosse Auswirkungen auf die Pendlerströme».

Wörtlich heisse es im Protokoll zur Arbeit von zu Hause aus: «Die SBB haben deshalb lanciert, dass im Bundesstab für Bevölkerungsschutz eingebracht wird, diese Aussage jetzt zu relativieren, da viele Unternehmungen wieder zur Normalität zurückkehren werden.»

Die SBB hätten nach Aussage des Sprechers Martin Meier beim Bund keinen Antrag gestellt, das Thema Homeoffice sei eines von vielen gewesen, die an der Sitzung besprochen worden seien. Meier betonte in dem Bericht aber auch, dass man sich als «Systemführer Schiene» im Interesse der ÖV-Unternehmen beim Bund einbringe.

Nach seinem Dafürhalten sei es «im Interesse aller, wenn der ÖV – natürlich unter Einhaltung des Schutzkonzeptes – wieder stärker genutzt würde.» Dadurch würden die Strassen entlastet, und es sei auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Es bestehen jedoch Zweifel, dass bei volleren Zügen der empfohlene Abstand und andere Schutzmassnahmen eingehalten werden können.



Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) spricht nach wie vor klare Empfehlungen aus: Stosszeiten sind zu meiden, und wenn möglich sollen Berufstätige von zu Hause aus arbeiten. Mit diesen Empfehlungen kann das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus gesenkt werden. «Solange ein Teil der Arbeitstätigen im Homeoffice arbeitet, hat es in den Büros mehr Platz und im ÖV weniger Gedränge. Beides reduziert das Übertragungsrisiko», zitiert der «Tages-Anzeiger» den BAG-Sprecher Daniel Dauwalder. Über allfällige Lockerungen bei den Empfehlungen entscheide der Bundesrat.

Eine Maskenpflicht gibt es hierzulande, anders als in vielen anderen Ländern, bisher nicht. An die Empfehlung, etwa im öffentlichen Verkehr eine Schutzmaske zu tragen, halten sich in der Schweiz die wenigsten. Deshalb diskutiert das BAG erneut eine Maskenpflicht. «Das BAG und der Bundesrat diskutieren solche Fragen zurzeit», sagte BAG-Sprecher Dauwalder dem «Tages-Anzeiger». Man werde am 19. Juni abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie entscheiden.

Stefan Kuster, Leiter der BAG-Abteilung Übertragbare Krankheiten, jedenfalls spricht sich öffentlich – anders als sein Vorgänger Daniel Koch – für eine Maskenpflicht aus. In der SRF-Sendung «Puls» vom Montagabend sagte Kuster, die Situation im Zug sei definitiv eine mit engen Kontakten, wo man sein Gegenüber nicht kenne: «Und dort braucht es halt Masken.»

Volle Bahnsteige in Lausanne nach weiteren Lockerungen der Corona-Massnahmen am 11. Mai 2020.
Volle Bahnsteige in Lausanne nach weiteren Lockerungen der Corona-Massnahmen am 11. Mai 2020.
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott

Dass die Pendlerströme trotz Homeoffice-Empfehlung wieder zunehmen, hat laut dem Bericht der Wochenstart gezeigt. Während der intensivsten Phase der  Corona-Pandemie verloren die SBB rund 90 Prozent ihrer Passagiere, derzeit liege die Auslastung gemäss den jüngsten Zahlen schweizweit bei etwa 50 Prozent. Im Fernverkehr liege die Auslastung noch darunter, während im Regionalverkehr schon wieder etwas mehr als die Hälfte der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr unterwegs seien.

5.54 Uhr: Wirtschaftliche Folgen bedrohen Frieden

Die ökonomischen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie könnten negative Folgen für den Frieden in vielen Ländern haben. Das geht aus dem am Mittwoch in London veröffentlichten Global Peace Index hervor. Die Studie der Denkfabrik Institute for Economics and Peace (IEP) bewertet jedes Jahr die Lage in mehr als 160 Ländern der Welt anhand von Kriterien wie beispielsweise Krieg, Terrorismus, Polizeigewalt und Waffenexporten. In diesem Jahr ergänzten die Experten den Bericht zudem um eine Analyse der möglichen Folgen der Coronavirus-Pandemie auf den Frieden in der Welt.

Insgesamt verzeichnete das IEP weltweit einen Rückgang friedlicher Verhältnisse in neun von zwölf der vergangenen Jahren. Das gilt auch für 2019. «Die Welt ist erheblich weniger friedlich, als sie 2008 war», hiess es in dem Bericht. Die Coronavirus-Pandemie dürfte die Situation weiter verschlimmern, schätzen die Experten: «Das IEP identifiziert die wirtschaftlichen Auswirkungen von Lockdowns als erhebliche Bedrohung für den Frieden.»

Deutschland stieg auf dem Ranking der friedlichsten Länder um sechs Plätze nach oben seit dem vergangenen Jahr und steht nun an 16. Stelle. Die Schweiz ist unverändert auf dem zehnten Platz und Österreich wie im vergangenen Jahr auf Platz vier. Das dem Index zufolge friedlichste Land der Welt ist Island. An letzter Stelle steht Afghanistan. Die Verbesserung in Deutschland gehe auf eine ganze Reihe von Indikatoren zurück, sagte IEP-Gründer Steve Killelea im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehörten eine Abnahme von Waffenexporten, eine geringere Zahl an Tötungsdelikten sowie ein Rückgang terroristischer Vorfälle.



5.36 Uhr: Besorgnis über Ärzte-Entlassungen in Nicaragua

In Nicaragua sind Berichten zufolge mehrere Ärzte wegen Kritik am Umgang der Regierung mit der Corona-Krise entlassen worden. Die Regionalvertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte drückte am Dienstag Besorgnis darüber aus. Nicaraguanische Medien hatten berichtet, dass das Gesundheitsministerium des mittelamerikanischen Landes mindestens fünf Ärzte, die in Krankenhäusern gearbeitet hatten, entlassen habe.

Die autoritäre Regierung von Präsident Daniel Ortega und seiner Vizepräsidentin und Ehefrau, Rosario Murillo, hat bisher praktisch keine Anti-Corona-Massnahmen eingeführt. Sie hat im Gegenteil Massenveranstaltungen gefördert und organisiert. Nach offiziellen Zahlen hat es in Nicaragua bisher 1'464 Corona-Infektionen und 55 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung gegeben.

Die Opposition zweifelt den Wahrheitsgehalt dieser Statistik jedoch an. Eine unabhängige Gruppe registrierte bis zum 3. Juni mehr als 5'000 Infektionen und 1'114 Todesfälle. In den wenigen von der Regierung unabhängigen Medien gibt es Berichte über zahlreiche Todesfälle, die «atypischen Lungenentzündungen» zugeschrieben werden, sowie über heimliche, sogenannte Express-Beerdigungen.



Es häuften sich zuletzt ausserdem Berichte über Covid-Erkrankungen unter hochrangigen Funktionären. Die Regierung bestätigte vor wenigen Tagen mehrere Todesfälle von ihr nahe stehenden Personen, darunter des Chefs der staatlichen Telekommunikationsbehörde und des Bürgermeisters der Stadt Masaya, Orlando Noguera. Letzterem wurde eine prominente Rolle bei der brutalen Unterdrückung von Demonstrationen seit April 2018 mit mehr als 300 Toten vorgeworfen. Zu den Todesursachen machte die Regierung jedoch keine Angaben.

5.18 Uhr: Brasilien veröffentlicht wieder komplette Zahlen

Einer Entscheidung des Obersten Gerichts folgend, gibt Brasiliens Regierung wieder die Zahlen der Corona-Fälle komplett und online preis. Auf der Website des Gesundheitsministeriums für Corona-Statistiken wurden am Dienstagabend (Ortszeit) sowohl die in den vorherigen 24 Stunden neu registrierten Zahlen von Infizierten und Todesopfern als auch die jeweiligen Gesamtzahlen bekannt gegeben, wie dies ein Richter am Montag verfügt hatte.

Seit dem Wochenende waren täglich nur noch die in den vorherigen 24 Stunden neu registrierten Zahlen veröffentlicht worden. Nachdem an mehreren Tagen hintereinander Negativ-Rekorde bei der Zahl der Corona-Toten registriert worden waren, hatte die Regierung schon in der vergangenen Woche begonnen, die Corona-Zahlen statt um 19 Uhr um 22 Uhr zu veröffentlichen. Damit kamen sie erst nach Ende der am meisten geschauten Nachrichtensendung des Landes. Gesundheitsexperten, Parlamentarier und Juristen kritisierten die Änderungen scharf.

Brasilien ist das von der Coronavirus-Pandemie am stärksten betroffene Land in Lateinamerika. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag sind 1'272 weitere Patienten im Zusammenhang mit dem Coronavirus innerhalb eines Tages gestorben. Die Zahl der Corona-Opfer stieg auf 38’406. Nachweislich mit dem Virus infiziert haben sich bislang 739’503 Menschen.



4.25 Uhr: EU-Firmen in China kämpfen gegen Abschwung

Europäische Unternehmen in China haben ihren Betrieb langsam wieder normalisiert, kämpfen aber mit dem wirtschaftlichen Abschwung durch die Corona-Krise und den Handelskrieg mit den USA. Zudem sind grosse chinesische Staatsunternehmen wieder auf dem Vormarsch und verdrängen ausländische und private Firmen, wie aus der Mittwoch in Peking vorgelegten jährlichen Umfrage der europäischen Handelskammer in China zum Geschäftsklima hervorgeht.

«Chinas Markt bewegt sich in die Richtung eines «eine Wirtschaft, zwei Systeme»-Modells», sagte die Vizepräsidentin Charlotte Roule. Auf der einen Seite gebe es ein offeneres, gerechteres und gut reguliertes System – auf der anderen Seite aber Bereiche, in denen Staatsbetriebe mit «alarmierender Geschwindigkeit» Anteile übernähmen, wie Roule sagte.

3.45 Uhr: Konkurswelle nach Corona-Krise bleibt vorerst aus

In der Schweiz ist vorerst kein Massensterben von Kleinunternehmen zu beobachten. Die Strategie des Bundesrates, die befürchtete Konkurswelle im Zusammenhang mit der Corona-Krise zu verhindern, ist vorläufig aufgegangen. Das zeige die Analyse aller Handelsregistereinträge von 2020 und aus dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» in ihrer Mittwochausgabe. Die Daten werden täglich von der Wirtschaftsdatenplattform Moneyhouse bereitgestellt.

Die Zahl der täglichen Konkurse und Liquidationen habe Anfang 2020 bereits deutlich über dem Niveau von 2019 gelegen. Die Ausgangslage sei im Januar bis Mitte Februar, also in der Zeit vor dem Ausbruch der Corona-Krise, bereits schlechter als 2019 gewesen.

Der Bundesrat habe im Zuge des Lockdowns auch einen vorübergehenden Rechtsstillstand im Betreibungswesen verkündet, um die Unternehmen zu entlasten. Auch sei Unternehmen unter anderem Kulanz bei Zahlungsrückständen sowie Entschädigungen bei Kurzarbeit und Erwerbsausfall sowie schnelle Liquiditätshilfen gewährt worden.

Am 19. April habe der Schutz vor Betreibung geendet. Dadurch sei auch die Zahl der Konkurse und Liquidationen wieder gestiegen. Bereits Anfang Mai habe eine Normalisierung eingesetzt. Ab der zweiten Maiwoche bewege sich das Volumen etwa auf Vorjahresniveau.

Zwar hätten zuletzt die Zahlen wieder auf rund 90 Konkurse und Liquidationen pro Tag zugenommen. Von einer Konkurswelle könne aber noch keine Rede sein. Ob die schlimmsten Szenarien verhindert werden konnten oder ob die Massnahmen des Bundesrates viele Konkurse nur aufgeschoben haben, dürften laut «NZZ» erst die nächsten Monate zeigen.

Ein coronabedingt geschlossener Souvenirladen in Genf (5. Mai 2020).
Ein coronabedingt geschlossener Souvenirladen in Genf (5. Mai 2020).
Bild: Keystone/Salvatore Di Nolfi

2.16 Uhr: Nato-Generalsekretär will trotz Wirtschaftskrise hohe Militärausgaben

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg pocht darauf, dass die Alliierten trotz der durch die Corona-Pandemie entstandenen Wirtschaftskrise das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben einhalten. «Ich sehe den Konjunkturabschwung in den Mitgliedstaaten und ich weiss, dass erhöhte Ausgaben in vielen Bereichen erforderlich sind, um dagegenzuhalten», sagte der Norweger der «Welt» (Mittwoch). Die Bedrohungen und Herausforderungen in Sicherheitsfragen, die es vor der Krise gegeben habe, seien aber während der Pandemie nicht zurückgegangen. «Russland rüstet militärisch weiter auf, die globale Machtbalance verschiebt sich durch den Aufstieg Chinas und die Terrororganisation Isis versucht wieder verstärkt, in Syrien und im Irak Boden zurückzugewinnen», sagte Stoltenberg.

Das Zwei-Prozent-Ziel der Nato sieht vor, dass sich alle Alliierten bis 2024 dem Ziel annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Deutschland hat die Ausgaben in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert, lag aber 2019 dennoch erst bei einem BIP-Anteil von 1,38 Prozent. Vor allem US-Präsident Donald Trump übt deswegen kontinuierlich Kritik an der Bundesregierung und wirft ihr zu geringes Engagement vor.

Im vergangenen November hatte Deutschland der Nato für das Jahr 2020 Verteidigungsausgaben in Höhe von rund 50,3 Milliarden Euro gemeldet. Damals wurde geschätzt, dass der Betrag einem Anteil von 1,42 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) entsprechen wird. Wegen der Wirtschaftskrise dürfte der Betrag nun allerdings einer Quote von mehr als 1,5 Prozent entsprechen. Zum Vergleich: Die USA gaben 2019 nach Nato-Zahlen rund 730 Milliarden US-Dollar (644 Mrd. Euro) für Verteidigung aus und lagen damit bei einer BIP-Quote von rund 3,4 Prozent.

1.32 Uhr: US-Musikfestival Lollapalooza abgesagt

Das für das erste Augustwochenende geplante Musikfestival Lollapalooza in Chicago ist wegen Coronavirus abgesagt worden. Das teilten die Organisatoren am Dienstag (Ortszeit) auf ihrer Internetseite mit. Der Schutz der Fans, Künstler und Mitarbeiter habe oberste Priorität. Sie würden aber an einer «spektakulären Feier» im Sommer 2021 zum 30. Jubiläum des Festivals arbeiten, hiess es.

Als Ersatz für das ausgefallene Festival in diesem Jahr soll es vom 30. Juli bis zum 2. August eine virtuelle Veranstaltung mit Auftritten und Konzertmitschnitten vergangener Jahre geben.

Bereits im April war das für Anfang September geplante Lollapalooza in Berlin wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Bei dem Festival im und um das Olympiastadion waren Zehntausende Besucher erwartet worden. Das Lollapalooza findet in Deutschland seit 2015 statt. In den USA, mit festem Platz in Chicago, zählt die 1991 ins Leben gerufene Veranstaltung zu den populärsten und erfolgreichsten Festivals. Ableger gibt es inzwischen auch in Chile, Argentinien und Brasilien.

Im Zuge der Corona-Pandemie sind seit März zahlreiche Grossveranstaltungen in den USA abgesagt oder verschoben worden, darunter das Wüstenfestival Burning Man im September. Das zunächst für Mitte April geplante Coachella-Konzert in Südkalifornien war im März auf zwei aufeinanderfolgende Wochenenden im Oktober verschoben worden.

0.45 Uhr: UN-Chef warnt: «Globaler Lebensmittel-Notstand»

UN-Generalsekretär António Guterres hat in der Coronavirus-Pandemie vor einem «globalen Lebensmittel-Notstand» gewarnt, falls die weltweiten Nahrungsmittelversorgungssysteme nicht so schnell wie möglich verbessert würden. Obwohl es ausreichend Nahrungsmittel gebe, um die 7,8 Milliarden Bewohner der Welt zu ernähren, litten mindestens 820 Millionen Menschen unter Hunger, sagte Guterres am Dienstag in New York per Videobotschaft. «Unsere Nahrungsmittelversorgungssysteme versagen und die Covid-19-Pandemie macht es noch schlimmer.»

Wenn nicht bald etwas unternommen werde, könnten zusätzliche 49 Millionen Menschen bald unter extremer Armut leiden und auch die Zahl der unter Hunger leidenden Menschen könne stark steigen, warnte Guterres. Die Nahrungsmittelindustrie müsse in allen Ländern als systemrelevant eingestuft und besonders geschützt werden, forderte der UN-Chef.

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