Nati-Check Das muss die Nati besser machen, um ein WM-Debakel zu verhindern

Patrick Lämmle

4.6.2018

Augen zu und durch: Ricardo Rodriguez klärt mit dem Kopf.
Augen zu und durch: Ricardo Rodriguez klärt mit dem Kopf.
Bild: Getty Images

Die Schweizer Nati holt in Spanien ein Remis. Resultatmässig ist das fantastisch, doch es gibt viel Luft nach oben. Trotzdem besteht noch kein Grund zur Panik.

Letztmals haben die Spanier an der EM 2016 im Achtelfinal gegen Italien (0:2) verloren. Von den folgenden 18 Spielen haben sie 13 gewonnen. In der WM-Quali haben die Spanier einzig auswärts in Italien (1:1) Punkte liegen lassen. Argentinien haben sie im März regelrecht demontiert und mit einer 6:1-Packung aus dem Stadion geschossen, wenige Tage zuvor spielten die iberischen Ballkünstler in Deutschland 1:1. Mit Spanien ist an der WM definitiv zu rechnen und so gesehen ist das 1:1 der Schweizer natürlich ein Topresultat.

Trotzdem wurden den Schweizern am Sonntagabend klar die Grenzen aufgezeigt. Mehrheitlich rannten die Nati-Stars dem Ball hinterher. Spanien hätte dieses Spiel auch mit zwei oder drei Toren Unterschied gewinnen können.

Was muss die Schweiz verbessern?

1. Die Bereitschaft muss da sein, die «Extrameile» zu gehen

Das 1:0 der Spanier hätte beispielsweise Blerim Dzemaili verhindern können, wenn er noch zehn Meter weiter zurückgelaufen wäre, um den völlig freistehenden Alvaro Odriozola am Abschluss zu hindern. Natürlich ist Dzemaili nicht der Hauptschuldige, denn zuvor reihten sich Stellungsfehler seiner Teamkollegen aneinander. Aber mit der «Extrameile» hätte er diese Fehler eben ausbügeln können. Und genau das macht ein Topteam aus.

2. Wenn Pressing, dann richtig

Diese Laufbereitschaft braucht es auch zwingend, wenn man den Gegner pressen will. Meist reden wir hier von fünf, sechs Metern, die es mehr zu machen gilt. Steven Zuber ging diesbezüglich, besonders in der ersten Halbzeit, mit gutem Beispiel voran. Er machte immer sofort Druck auf den ballbesitzenden Gegenspieler, so dass dieser gar nicht erst in Versuchung kam, einen «tödlichen» Pass zu spielen.

3. Aggressiver in die Zweikämpfe gehen

Dass man sich in einem Testspiel so kurz vor der WM nicht weh tut, ist normal. Und das ist auch gut so. Aber in Russland muss man die Eisen reinhalten, um den Gegner ein Stück weit einzuschüchtern. Die Rede ist nicht von unnötigen Fouls oder übertriebener Härte. Aber unsere WM-Gegner müssen immer den Atem der Schweizer im Nacken spüren. Besonders technisch versierte Superstars wie Neymar oder Coutinho mögen das überhaupt nicht und oft bauen sie stark ab, wenn sie von der ersten Minute an konsequent attackiert werden.

Was hat gegen Spanien gefallen?

Die Schweiz hat in Spanien trotz klarer Unterlegenheit einen Rückstand wett gemacht. Das wird unseren ambitionierten Nati-Stars Mut machen. Ausserdem weiss die Petkovic-Elf, dass sie sich auf Yann Sommer verlassen kann. Der 29-Jährige zeigte mehrere starke Paraden und ist schon jetzt in WM-Form. Zudem wird mit Granit Xhaka der Leader im Mittelfeld zurückkehren. Dass man in Spanien auch ohne ihn (resultatmässig) bestehen konnte, zeigt aber auch, dass die Schweiz gut aufgestellt ist.

Fazit: Die Leidenschaft wird den Unterschied machen

Den Schweizern ist an der WM einiges zuzutrauen, wenn sie bereit sind, an ihre Schmerzgrenze zu gehen. Gegen Brasilien müssen die Schweizer denn auch deutlich mehr Leidenschaft an den Tag legen als gegen Spanien, ansonsten setzt es eine Klatsche ab. Denn die Brasilianer brennen nach der verkorksten Heim-WM vor vier Jahren auf Wiedergutmachung. Und bei allem Respekt, spielerisch ist die Seleçao den Schweizern weit überlegen. Aber auch gegen Serbien und Costa Rica wird am Ende die Mannschaft gewinnen, die mit mehr Herz spielt. Hoffentlich sind das die Schweizer, denn gemessen an den eigenen Ansprüchen wäre ein Aus nach der Vorrunde ein Debakel.

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