Tages-Ticker – Dienstag, 22. Januar 2019

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Australian Open Australian Open: Kvitova deklassiert Barty und wird beim Interview von den Gefühlen übermannt +++ Nadal schlägt Tiafoe problemlos +++ Tsitsipas schreibt Tennis-Geschichte 

aus Melbourne: Syl Battistuzzi

22.1.2019

Es geht ans Eingemachte: zweite Woche an den Australian Open. Hier halten wir Sie auf dem Laufenden.


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Emotionale Kvitova: «Hätte nicht gedacht, jemals wieder in diesem Stadion spielen zu können» 

Die Tschechin Petra Kvitova zieht mit einem sehr überzeugenden 6:1, 6:4-Sieg gegen die letzte Australierin Ashleigh Barty in die Halbfinals ein. Die Linkshänderin, die mit demselben Resultat in der 3. Runde gegen Belinda Bencic gewonnen hatte, ist als einzige Spielerin noch ohne Satzverlust. 

Kvitova steht erstmals seit ihrem zweiten Wimbledonsieg 2014 im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers. Keine Selbstversändlichkeit, denn die aktuelle Weltranglisten-Sechste hatte einen Schicksalsschlag zu verarbeiten: Kurz vor Weihnachten 2016 war sie in ihrer Wohnung in Tschechien von einem Einbrecher schwer an der linken Hand verletzt worden. 

Beim Platzinterview von Jim Courier darauf angesprochen, wird die 28-Jährige sehr emotional und ringt für einige Sekunden mit den Tränen. Das Publikum reagiert sofort und zollt der Tschechin mit viel Applaus Respekt. Mit zittriger Stimme sagt sie dann: «Ich konne mir nicht wirklich vorstellen, dass ich jemals wieder in diesem tollen Stadion gegen die Besten spielen werde. Es ist grossartig.»  

Nun hat Kvitova gar die Möglichkeit, mit dem Turniersieg die neue Nummer 1 zu werden. Bereits jetzt steht fest, dass Simona Halep am Montag an der Spitze der Weltrangliste abgelöst wird.

Nadal steht ohne Satzverlust im Halbfinal

Rafael Nadal lässt gegen Frances Tiafoe nichts anbrennen und gewinnt in weniger als zwei Stunden deutlich mit 6:3 6:4 und 6:2. Gegen den Überraschungsmann des Turniers gelingt dem Spanier in jedem Satz gleich im ersten Aufschlagsspiel das Break. Die frühe Führung gibt er anschliessend jeweils nicht mehr ab und serviert die Partie souverän nach Hause. Nadal hat im gesamten Turnier noch keinen einzige Satz verloren und fordert nun im Halbfinal Federer-Bezwinger Stefanos Tsitsipas (ATP 15).

Alle Spiele des Tages im Überblick

Prognose für die Viertelfinals

Nur noch acht Spieler sind in Melbourne im Rennen um den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres. Von den besten acht der Weltrangliste sind mit Djokovic und Nadal allerdings nur noch deren zwei mit von der Partie. Gibt es im Viertelfinal weitere Überraschungen?



Auch Bautista Agut kann Tsitsipas nicht aufhalten

Der griechische Tennisprofi Stefanos Tsitsipas erreicht als erster Spieler das Halbfinale der Australian Open und steht zum ersten Mal unter den letzten Vier bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Der 20-Jährige gewinnt 7:5, 4:6, 6:4, 7:6 (7:2) gegen den Spanier Roberto Bautista Agut, nachdem er im Achtelfinale den Schweizer Titelverteidiger Roger Federer ausgeschaltet hatte. Gegner von Tsitsipas ist am Donnerstag entweder der frühere Weltranglisten-Erste Rafael Nadal oder der 21-jährige Amerikaner Frances Tiafoe.

Tsitsipas spielte auch gegen Bautista Agut wieder mutig nach vorn. Der Weltranglisten-15. holte dabei im ersten und dritten Satz jeweils Aufschlagverluste wieder auf und machte in den entscheidenden Momenten die Punkte gegen Bautista Agut. Der 30-Jährige hatte im Verlauf des Turniers schon den früheren Weltranglisten-Ersten Andy Murray aus Schottland und Vorjahresfinalist Marin Cilic aus Kroatien ausgeschaltet. Auch für den Weltranglisten-24. war es das erste Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. Sieger war nach 3:15 Stunden aber Tsitsipas.

Australiens letzte Hoffnung

Keine andere Nation wartet schon so lange auf einen Erfolg beim Heimturnier wie die Australier. Die Hoffnung heisst nun Ashleigh Barty. Das Erfolgsgeheimnis der Nummer 15 der Welt: Cricket.

Immer wieder sagt Ashleigh Barty bei den Interviews auf dem Platz, sie werde jetzt nach Hause gehen und Fernsehen schauen. Es ist jedoch nicht wie bei den meisten anderen Tennis, das die 22-Jährige so begeistert verfolgt. Vielmehr sind es die Brisbane Heat, die sie vor das TV-Gerät locken. Schliesslich hat sie noch vor drei Jahren selber für das Profi-Cricketteam gespielt.

Barty war bereits in jungen Jahren ein grosses Tennistalent und triumphierte 2011 im Juniorenturnier in Wimbledon. In der Schweiz machte sie Eindruck, als sie noch vor ihrem 17. Geburtstag in Chiasso ihr Fed-Cup-Debüt gab und im Einzel in zwei Sätzen gegen Stefanie Vögele gewann. Der Weg führte allerdings nicht so steil aufwärts, wie man dies in Australien gehofft hatte. Über Platz 200 in der Weltrangliste kam die nur 1,68 m grosse «Ash»Barty vorerst nicht hinaus.

Sie brauchte einen Tapetenwechsel. Nachdem sie bereits hobbymässig Cricket gespielt hatte, kehrte sie 2014 dem Tennis vorübergehend den Rücken. Barty spielte für ein Amateurteam in ihrem Bundesstaat Queensland so erfolgreich, dass sie eine Einladung der Brisbane Heat erhielt, die in der «Big Bash League» – der höchsten australischen Liga – spielen. «Ich brauchte diese Zeit weg vom Tennis», sagte sie nach ihrem beeindruckenden Sieg gegen Maria Scharapowa, mit dem sie erstmals in ihrer Karriere die Viertelfinals eines Grand-Slam-Turniers erreichte. Diese 18 Monate seien «vital» gewesen. «Ich bin als besserer Mensch zurückgekommen, auf und neben dem Platz. Und vor allem als bessere Tennisspielerin.»

Nachdem sie 2016 ihr Comeback im Tenniscircuit gegeben hatte, hob «Barty 2.0» ein Jahr später richtig ab. Mit konstant guten Resultaten verbesserte sie sich sowohl im Einzel – wie auch im Doppelranking in die Top 20. Am letzten US Open gewann sie an der Seite von Coco Vandeweghe, der ehemaligen Partnerin von Martina Hingis, den Doppeltitel.

Ashleigh Barty ist die klare Publikumsfavoritin in Melbourne.
Ashleigh Barty ist die klare Publikumsfavoritin in Melbourne.
Bild: Keystone

So laut, dass die Ohren rauschen

In Melbourne liegt aber der Fokus auf dem Einzel. Um sich zu schonen, gab sie für das Doppel Forfait. Sie kann nämlich für die nach Erfolg lechzende Tennisnation Australien als erste Frau seit Kerry Melville im Dezember 1977 in die Halbfinals einziehen. Dafür braucht Barty in der Night-Session am Dienstag einen weiteren Exploit gegen die Bencic-Bezwingerin Petra Kvitova. Vor zehn Tagen verlor sie gegen die tschechische Linkshänderin im Final von Sydney im Tiebreak des dritten Satzes.

Barty zählt dabei auf die Unterstützung der Fans. «Ich habe noch nie in der Rod Laver Arena gespielt, wenn sie so voll war», schwärmte sie nach dem Sieg gegen Scharapowa. «Die Atmosphäre war unbeschreiblich. Als ich Matchball hatte, rauschte es in meinen Ohren, so laut war es.» Barty hat auch alles, was es für einen Publikumsliebling braucht. Sie spielt ein sehr attraktives Tennis und ist auch in der Lage, ihre Taktik zu ändern. Vor allem die Slice-Rückhand und der Kick-Aufschlag sind für viele Frauen ungewohnt und tückisch.

Mit der zweifachen Wimbledonsiegerin Kvitova trifft sie aber auf eine weitere sehr erfahrene Gegnerin, die in diesem Jahr bisher gross aufspielt. Dennoch sind die Hoffnungen der Australier gross. Auf einen Sieger – bei Männern und Frauen – warten sie beim Heimturnier noch ein Jahr länger als auf eine Halbfinalistin. Barty wäre es wohl auch egal, wenn sie für den Final am Samstag ein wichtiges Spiel der Brisbane Heat verpassen würde. Wenn sie vorher verliert, dürfte sie dann wieder Cricket statt Tennis schauen.

Collins bezwingt Pavlyuchenkova nach hartem Kampf

Bei den Frauen erreichte zwei Tage nach ihrem klaren Erfolg über Angelique Kerber die Amerikanerin Danielle Collins das Halbfinale. Die Weltranglisten-35. setzte sich mit 2:6, 7:5, 6:1 gegen Anastassija Pawljutschenkowa aus Russland durch. Nächste Gegnerin der 25-Jährigen ist am Donnerstag die australische Lokalmatadorin Ashleigh Barty oder die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova aus Tschechien.

Es ist das erste Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier für Collins, die in der ersten Runde gegen die Deutsche Julia Görges nur knapp dem frühzeitigen Aus entgangen war. Gegen Pawljutschenkowa fand Collins nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder zu ihrem gewohnt druckvollen Spiel mit viel Risiko.

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