Novak Djokovic und das US Open, das ist keine Liebesgeschichte. Seit seinem dritten und bisher letzten Titel vor fünf Jahren schrieb der Serbe mehr skurrile als erfolgreiche Episoden.
2019: Im Achtelfinal gegen Stan Wawrinka mit einer Schulterverletzung aufgegeben.
2020: Im Achtelfinal gegen Pablo Carreño Busta aus Ärger einer Linienrichterin den Ball an den Kopf geschossen und disqualifiziert.
2021: Auf dem Weg zum Kalender-Grand-Slam, den seit Rod Laver 1969 kein Mann mehr geschafft hat, im Final an Daniil Medwedew und vor allem den eigenen Nerven gescheitert.
2022: Wegen fehlender Corona-Impfung keine Einreisebewilligung erhalten.
Seit seinem letzten Triumph am US Open vor fünf Jahren hielt der Big Apple für Novak Djokovic – meist selbstverschuldet – nur noch Pleiten, Pech und Pannen bereit. Dass er im letzten Jahr seine Chance gar nicht wahrnehmen konnte, schmerzte den Serben. «Ich habe mich traurig gefühlt, weil ich nicht teilnehmen konnte», gab er vor wenigen Tagen zu.
Sechsmal im Final verloren
Nun nimmt er erneut Anlauf, seinen bestehenden Rekord mit einem 24. Grand-Slam-Titel auszubauen. Der Auftakt gelang ihm gegen den Franzosen Alexandre Muller (ATP 84) optimal. Djokovic gab nur fünf Games ab und wird in knapp zwei Wochen den Titelverteidiger Carlos Alcaraz unabhängig von dessen Resultaten wieder an der Spitze der Weltrangliste ablösen.
Djokovics Ziele sind aber andere. «Ich sehe jeden Grand Slam, den ich gerade spiele, als goldene Chance, um mehr Geschichte zu schreiben», macht er klar. Und da war das US Open bisher erstaunlich unergiebig.
Hartplatz gilt gemeinhin als beste Unterlage für die vielen Talente des 36-Jährigen aus Belgrad. Nicht umsonst hat er am Australian Open nicht weniger als 10 seiner 23 grossen Titel gewonnen. In New York aber ist die Ausbeute mit drei Trophäen (2011, 2015, 2018) für seine Verhältnisse vergleichsweise mager. Nicht weniger als sechsmal verlor Djokovic im Final, gleich oft wie bei den anderen drei Major-Turnieren zusammen. Er ist so mitverantwortlich, dass das US Open für die Grossen zuletzt ein hartes Pflaster war.
Zehn verschiedene Sieger am US Open
In den letzten 18 Jahren gewannen nur jeweils vier verschiedene Spieler in Australien (Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal und Stan Wawrinka) und in Paris (Nadal, Djokovic, Federer, Wawrinka), deren fünf in Wimbledon (Federer, Djokovic, Nadal, Andy Murray, Carlos Alcaraz). Am US Open waren es in der gleichen Zeitspanne doppelt so viele (Federer, Nadal, Djokovic, Murray, Wawrinka, Juan Martin Del Potro, Marin Cilic, Dominic Thiem, Daniil Medwedew, Carlos Alcaraz).
Nachdem Roger Federer ins Tennisrentner-Dasein gewechselt hat und Rafael Nadal vielleicht auch nie mehr als Aktiver ans US Open zurückkehren wird, will der erfolgreichste Spieler der Geschichte nun dafür sorgen, dass erstmals seit Nadal 2019 wieder einer der Big 3 in der Medien- und Showbusiness-Hauptstadt der Welt triumphiert.